Fachbereich 03: Sozial- und Kulturwissenschaften - Masterstudiengänge Soziologie - M.A. Gesellschaft und Kulturen der Moderne (Studienbeginn ab Wintersemester 2016/17)
Veranstaltungen
M1: Kultur- und sozialtheoretische Grundlagen (03-Ma-GKM-K-1) ⇑
A 1: Vorlesung: Einführung in die Kultur- und Sozialtheorie
[Vl] Gesellschaft, Transformation, Moderne
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil II, E 02 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: Phil II, E 02 |
[Password: Transformation]
Die Vorlesung konzentriert sich auf eine kultursoziologische Gegenwartsanalyse, speziell auf Transformationsprozesse in Kultur und Gesellschaft. Das Motiv der Transformation wird doppelt definiert: Kulturelle und soziale Institutionen befinden sich in einem permanenten Zustand der Transformation. Dies ist eine Voraussetzung für die Funktionalität von Kultur und Gesellschaft, die sowohl langfristig Identität und Kontinuität herstellen, als auch Veränderung ermöglichen müssen. In dieser Perspektive fragt die VL, wie sich durch Transformation Strukturen, Institutionalisierungen, Kulturtechniken und soziale Paradigmen verändern. Transformation wird adressiert als Set von Veränderungsprozessen, die zu den Kernbedingungen von Gesellschaft und Kultur zählen. Dies ist nur über variable Institutionalisierungsleistungen möglich. Transformation muss als integraler Bestandteil von Kultur und Gesellschaft begriffen werden und stellt nicht zwingend ein Krisenphänomen dar. Das Transformationsgeschehen selbst kann sich sowohl auf eine Gesellschaft konzentrieren, als auch im globalen Maßstab auftreten; wobei die soziale Binnendifferenzierung jeweils spezifisch ausfällt.
A 2: Seminar: Einführung in die Kultur- und Sozialtheorie
[Si] Post- und dekoloniale Perspektiven
Das Anliegen post- und dekolonialer Perspektiven ist es darauf aufmerksam zu machen, wie wirkmächtig die im Rahmen von Kolonialismus und Imperialismus geschaffenen Hierarchien und sozialen Ungleichheiten bis heute auf verschiedenen Ebenen der globa-len Gesellschaft fortwirken. Auch in soziologische Wissensproduktionen sind diese Machtverhältnisse in verschiedener Weise eingeschrieben. Post- und dekoloniale Theo-retiker:innen problematisieren jedoch nicht nur die eurozentrischen Wissensproduktio-nen, sondern erweisen sich auch in den Debatte zum Klimawandel als wichtige Stim-men. Durch die gemeinsame Lektüre zentraler Texte der post- und dekolonialen Theorie-bildung sollen Ihnen diese Perspektiven nicht nur nähergebracht werden, es soll auch danach gefragt werden, wie diese die soziologische Kanon-Bildung herausfordern und welch Perspektiven sie in Hinblick auf die Gegenwartsgesellschaft eröffnen.
M2: Kulturelle und gesellschaftliche Transformation in spezifischen Feldern (03-Ma-GKM-K-2) ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (A1 und A2)
[Si] Antifeminismus und Anti-Gender Politiken als Herausforderungen für die Demokratie
regelmäßiger Termin ab 21.10.2024 | ||
zwei-wöchentlich Mo. 14:00 - 18:00 Uhr | Phil. II Haus E Raum E 002 | |
nächster Termin: 02.12.2024 Uhr, Raum: Phil. II Haus E Raum E 002 |
ACHTUNG: Das Seminar findet zweiwöchentlich jeweils von 14:00-18:00 statt!
Was hat die Kriminalisierung von LGBTIQ+ Identitäten und Lebensweisen in Russland mit aktuellen Kämpfen gegen geschlechtergerechte Sprache oder sexuelle Bildung in Deutschland gemeinsam? Weltweit häufen sich Mobilisierungen gegen Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitiken, gegen LGBTIQ+ Rechte (insbesondere Transrechte), gegen queere und sexuelle Bildung, gegen geschlechtliche Selbstbestimmung, gegen Gesetzgebungen und Regelung gegen verletzende Sprache – sowie gegen alle Phänomene, die mit dem Begriff „Gender“ assoziiert werden wie Gender Studies, Gender Mainstreaming, geschlechtergerechte Sprache.
Innerhalb der Politikwissenschaft, den Gender/Queer Studies und der Demokratieforschung werden diese Entwicklungen und Mobilisierungen als Manifestationen eines weltweit (wieder) zunehmenden Antifeminismus bzw. Anti-Genderismus interpretiert, dessen Akteur*innen oftmals in einem politischen Naheverhältnis zu rechtspopulistischen, extrem rechten, rechtskonservativen oder autoritären politischen Projekten, Gruppen oder Ideologien stehen.
In diesem Seminar werden wir uns mit den historischen Genealogien sowie den unterschiedlichen Facetten und Manifestationen antifeministischer bzw. von anti-gender Mobilisierungen beschäftigen sowie nach deren Bedrohungspotential für demokratische Strukturen und Prozesse fragen. Können Anti-Gender Politiken als Angriffe auf ‚die Demokratie‘ und deren Grundwerte wie Freiheit und Gleichheit analysiert werden? Und umgekehrt: Inwieweit tragen feministischer oder LGBTIQ+ Politiken eigentlich zu einer Demokratisierung von Gesellschaft bei?
Das Seminar bietet einen Raum zur theoretischen, historischen und anwendungsorientierten Auseinandersetzung mit Antifeminismus und aktuelle anti-Gender Politiken und fragt insbesondere auch nach deren Verschränkungen mit Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus, Rassismus oder LGBTIQ+ Feindlichkeit. Dabei werden sowohl theoretische Einordnungen der beschriebenen Mobilisierungen in unterschiedlichen geopolitischen Kontexten als auch empirische Befunde diskutiert, welche die lokale und globale Dimension von Antifeminismus und anti-Gender Politiken analysieren und veranschaulichen.
[Si] Digitalisierung
regelmäßiger Termin ab 22.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | PhiI II, Gebäude E, Raum 119 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: PhiI II, Gebäude E, Raum 119 |
In diesem Seminar geht es erstens darum, die Digitalisierung in allen Lebensbereichen zu erörtern. Zweitens geht es um die politische und gesellschaftliche Praxis der Digitalisierung im Landkreis Gießen. Und drittens werden die Folgen der Digitalisierung kritisch reflektiert. In diesem Kurs geht es also sowohl um theoretische wissenschaftliche als auch um praktische Arbeit. In dem Seminar wird in unterschiedlichen Einzel- und Gruppenformaten gearbeitet. Das Seminar findet wöchentlich in Präsenz statt.
[Si] Ökonomisierung der Gesellschaft
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil II, E 104 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: Phil II, E 104 |
Das Seminar befasst sich mit aktuellen Forschungen, die die Dissemination ökonomischer Handlungs- und Systemlogiken in der Gegenwartsgesellschaft behandeln. Hierzu zählen prominent Arbeiten zu kapitalistischen Transformationen, die mit Digitalisierungsprozessen zusammenhängen. Neben Unternehmen, die marktbeherrschende Positionen einnehmen (Plattformkapitalismus), gilt ein besonderes Augenmerk nicht-traditionellen Formen des Finanzverkehrs (Krypto-Währungen und -börsen).
[Si] Postmigrant Cultural Memory
regelmäßiger Termin ab 17.10.2024 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Licher Straße 68, Raum 051 | |
nächster Termin: 28.11.2024 Uhr, Raum: Licher Straße 68, Raum 051 |
This course discusses memory as a cultural practice from a postmigration perspective with a particular focus on young generations in Germany, with a migration history from Turkey. Drawing upon the definition of cultural memory as “the interplay of present and past in socio-cultural contexts” (Erll 2010), the course aims to open a space for a collective scrutinization of how younger generations deal with their migration history in relation to their current experiences in society through different media, spaces and forms of cultural practices such as online archival projects, films, biographies, music etc. The course will provide an introductory theoretical discussion of concepts such as cultural memory, collective memory, acts of memory as well as postmigration as a new perspective in analyzing the current complexities of immigration societies. Examples such as collective memory projects, autosociobiographical texts and documentaries will be used as course materials for a deeper exploration of configurations of cultural memory in postmigrant settings.
M3: Kulturelle Differenzen (03-Ma-GKM-K-3) ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (A1 und A2) oder ein Lehrforschungsprojekt (A3)
A 1: Seminar
[Si] "Theories of Property and Housing" MP 184-EN Democracy and Postcoloniality
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 20:00 - 22:00 Uhr | k.A. (The seminar ‘Democracy and Postcoloniality’ takes place digitally, Tuesdays, 20:00 - 22:00, Central European Time.) | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: k.A. |
The central question of the seminar is: Who owns the city? The seminar wants to deal with property relations of housing in the city (and in the countryside) and to explore the social, economic, political as well as ecological conditions of appropriate housing. After a brief introduction to classical property texts (by Locke, Marx, etc.), more recent texts on housing will be discussed along the following lines: Housing and the role of economics, financial markets and housing; the human right to housing; alternative housing.
There will also be a presentation by architects Antje Buchholz and Jürgen Patzak-Poor (of BARarchitekten) on housing projects in Berlin. And we will stream and discuss with you an interesting film: Push. For the basic right to housing.
[Si] Erleben von Diversität im Kontext von Mehrsprachigkeit
In diesem interdisziplinären Seminar beschäftigen wir uns intensiv mit dem Spracherleben im Kontext migrationsgesellschaftlicher Diversität und untersuchen, wie Sprachverhältnisse in soziale Machtverhältnisse und alltägliche Handlungspraktiken eingebettet sind. Durch die transdisziplinäre Integration von Ansätzen aus der Soziolinguistik, Migrationsforschung und Emotionssoziologie, ergänzt durch die Perspektive der Feldenkrais-Methode, werden theoretische Konzepte wie Sprachkontakt, Habitus, Intersektionalität, kollektives Gedächtnis, Cultural Translation, Sprachverhältnisse, Affektivität und Identität erfahrbar gemacht.
Methodisch verfolgt das Seminar einen partizipativen und praxisorientierten Ansatz. Theoretisches Wissen über Sprachleben wird gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entfaltet, was einen individuellen und kollektiven Reflexionsprozess initiiert, dokumentiert und neue Forschungsfragen als Ergebnis der kollektiven Wissensproduktion hervorbringt. Konkrete Wahrnehmungsimpulse aus der Feldenkrais-Praxis helfen durch eigenes situiertes Erleben, Abstand von gewohnten konzeptuellen Kategorien zu nehmen und eine neue Perspektive auf die eigene Identität sowie auf die Gesellschaft zu entwickeln. Diese Perspektiven werden in Form seminarbegleitenden, autoethnographisch basierter Analysen reflektiert.
[P Si] Lektüreseminar Wendy Brown: „Nihilistische Zeiten. Denken mit Max Weber“
regelmäßiger Termin ab 18.10.2024 | ||
zwei-wöchentlich Fr. 12:00 - 16:00 Uhr | Alter Steinbacher Weg 44, 102 | |
nächster Termin: 29.11.2024 Uhr, Raum: Alter Steinbacher Weg 44, 102 |
Soll sich die Wissenschaft an Werten orientieren? Max Weber hatte dazu eine klare Position: Wissenschaft müsse wertfrei sein. Es brauche nüchterne Denker:innen, um den Verlockungen von Nationalismus, Sozialismus und technologischen Allmachtsphantasien zu widerstehen und an den Universitäten soll es um die wissenschaftliche Analyse gehen: „Politik gehört nicht in den Hörsaal“ (Weber 1917). Heutzutage wird seine Position als Grundlage einer positivistischen Sozialwissenschaft verstanden, die unter der falschen Fahne von Objektivität und ethischer Neutralität segelte. Doch seine Position ist wesentlich differenzierter und so leicht lässt er sich weder dem einen noch dem anderen wissenschaftlichen Lager zuordnen.
Wir leben erneut in nihilistischen Zeiten. Die Politikwissenschaftlerin Wendy Brown erkennt diese interessante Parallele, sieht aber auch die Unterschiede zu den 1920er Jahren, und versucht in Webers Denken einen Ausweg aus dem derzeitigen geistigen „Würgegriff“ (Brown 2023: 17) zu finden, sie orientiert sich an Webers Ambivalenz und fragt, inwieweit sich die Sphären von Politik und Wissenschaft derzeit erneut verschieben bzw. wie sie sich gestalten lassen.
Im Seminar werden wir uns mit den beiden Autor:innen Max Weber und Wendy Brown beschäftigen, die beiden Originaltexte von Max Weber, „Wissenschaft als Beruf“ (1917) und „Politik als Beruf“ (1919), lesen und in die damaligen nihilistischen Zeiten einordnen. Daran anschließend steht Wendy Browns Buch „Nihilistische Zeiten. Denken mit Max Weber“ im Fokus.
Für dieses Seminar benötigt es unbedingt die Bereitschaft, alle Texte konzentriert zu lesen, Notizen bzw. Exzerpte anzufertigen und in den Seminardiskussionen aktiv teilzunehmen. Zudem wäre ein soziologiehistorisches Interesse der Teilnehmer:innen
[Si] Mythos und Herrschaft: frühe kritische Analysen des Faschismus
Historiker*innen betonen oft die grundlegende Rolle des „Mythos“ für den Faschismus des 20. Jahrhunderts. Das Hauptwerk des Nazi-Intellektuellen Alfred Rosenberg trägt in der Tat den Titel Der Mythus des 20. Jahrhunderts, der faschistische Diktator Mussolini verkündet in einer bekannten Rede, dass der Faschismus „einen Mythos geschaffen hat“. Aber was bedeutet „Mythos“ in diesem Zusammenhang? Und was bedeutet es, in der faschistischen Ideologie und Politik die Wirkung des „Mythos“ zu erkennen?
Kritische Theoretiker, die das Aufkommen einer faschistischen Politik auf europäischer Ebene erlebt haben, haben sich intensiv mit dem „Mythos“ in der neuen Form der Politik, die mit dem Faschismus entsteht, auseinandergesetzt. Nun lässt sich der Mythos nicht auf ein „Narrativ“ oder ein Instrument zur Täuschung der „irrationalen Massen“ reduzieren. Was es durch die Hinterfragung des „Mythos“ zu verstehen gilt, ist, wie die Emanzipationsversprechen des Liberalismus in eine neue Form der totalen Herrschaft umgeschlagen sind. Im Laufe des Seminars werden wir uns mit einigen der wichtigsten Ansätze von Autoren der frühen kritischen Theorie beschäftigen, von Adorno und Horkheimer bis Kracauer und Benjamin, die die irrationale Seite der kapitalistischen Moderne in ihrem gesellschaftlichen, sozialpsychologischen und kulturell-ästhetischen Ausdruck erforscht haben. Wir werden uns auch fragen, was solche Ansätze zur Analyse der autoritären Tendenzen der Gegenwart beitragen können.
A 2: Seminar
[Si] "Theories of Property and Housing" MP 184-EN Democracy and Postcoloniality
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 20:00 - 22:00 Uhr | k.A. (The seminar ‘Democracy and Postcoloniality’ takes place digitally, Tuesdays, 20:00 - 22:00, Central European Time.) | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: k.A. |
The central question of the seminar is: Who owns the city? The seminar wants to deal with property relations of housing in the city (and in the countryside) and to explore the social, economic, political as well as ecological conditions of appropriate housing. After a brief introduction to classical property texts (by Locke, Marx, etc.), more recent texts on housing will be discussed along the following lines: Housing and the role of economics, financial markets and housing; the human right to housing; alternative housing.
There will also be a presentation by architects Antje Buchholz and Jürgen Patzak-Poor (of BARarchitekten) on housing projects in Berlin. And we will stream and discuss with you an interesting film: Push. For the basic right to housing.
[Si] Erleben von Diversität im Kontext von Mehrsprachigkeit
In diesem interdisziplinären Seminar beschäftigen wir uns intensiv mit dem Spracherleben im Kontext migrationsgesellschaftlicher Diversität und untersuchen, wie Sprachverhältnisse in soziale Machtverhältnisse und alltägliche Handlungspraktiken eingebettet sind. Durch die transdisziplinäre Integration von Ansätzen aus der Soziolinguistik, Migrationsforschung und Emotionssoziologie, ergänzt durch die Perspektive der Feldenkrais-Methode, werden theoretische Konzepte wie Sprachkontakt, Habitus, Intersektionalität, kollektives Gedächtnis, Cultural Translation, Sprachverhältnisse, Affektivität und Identität erfahrbar gemacht.
Methodisch verfolgt das Seminar einen partizipativen und praxisorientierten Ansatz. Theoretisches Wissen über Sprachleben wird gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entfaltet, was einen individuellen und kollektiven Reflexionsprozess initiiert, dokumentiert und neue Forschungsfragen als Ergebnis der kollektiven Wissensproduktion hervorbringt. Konkrete Wahrnehmungsimpulse aus der Feldenkrais-Praxis helfen durch eigenes situiertes Erleben, Abstand von gewohnten konzeptuellen Kategorien zu nehmen und eine neue Perspektive auf die eigene Identität sowie auf die Gesellschaft zu entwickeln. Diese Perspektiven werden in Form seminarbegleitenden, autoethnographisch basierter Analysen reflektiert.
[P Si] Lektüreseminar Wendy Brown: „Nihilistische Zeiten. Denken mit Max Weber“
regelmäßiger Termin ab 18.10.2024 | ||
zwei-wöchentlich Fr. 12:00 - 16:00 Uhr | Alter Steinbacher Weg 44, 102 | |
nächster Termin: 29.11.2024 Uhr, Raum: Alter Steinbacher Weg 44, 102 |
Soll sich die Wissenschaft an Werten orientieren? Max Weber hatte dazu eine klare Position: Wissenschaft müsse wertfrei sein. Es brauche nüchterne Denker:innen, um den Verlockungen von Nationalismus, Sozialismus und technologischen Allmachtsphantasien zu widerstehen und an den Universitäten soll es um die wissenschaftliche Analyse gehen: „Politik gehört nicht in den Hörsaal“ (Weber 1917). Heutzutage wird seine Position als Grundlage einer positivistischen Sozialwissenschaft verstanden, die unter der falschen Fahne von Objektivität und ethischer Neutralität segelte. Doch seine Position ist wesentlich differenzierter und so leicht lässt er sich weder dem einen noch dem anderen wissenschaftlichen Lager zuordnen.
Wir leben erneut in nihilistischen Zeiten. Die Politikwissenschaftlerin Wendy Brown erkennt diese interessante Parallele, sieht aber auch die Unterschiede zu den 1920er Jahren, und versucht in Webers Denken einen Ausweg aus dem derzeitigen geistigen „Würgegriff“ (Brown 2023: 17) zu finden, sie orientiert sich an Webers Ambivalenz und fragt, inwieweit sich die Sphären von Politik und Wissenschaft derzeit erneut verschieben bzw. wie sie sich gestalten lassen.
Im Seminar werden wir uns mit den beiden Autor:innen Max Weber und Wendy Brown beschäftigen, die beiden Originaltexte von Max Weber, „Wissenschaft als Beruf“ (1917) und „Politik als Beruf“ (1919), lesen und in die damaligen nihilistischen Zeiten einordnen. Daran anschließend steht Wendy Browns Buch „Nihilistische Zeiten. Denken mit Max Weber“ im Fokus.
Für dieses Seminar benötigt es unbedingt die Bereitschaft, alle Texte konzentriert zu lesen, Notizen bzw. Exzerpte anzufertigen und in den Seminardiskussionen aktiv teilzunehmen. Zudem wäre ein soziologiehistorisches Interesse der Teilnehmer:innen
[Si] Mythos und Herrschaft: frühe kritische Analysen des Faschismus
Historiker*innen betonen oft die grundlegende Rolle des „Mythos“ für den Faschismus des 20. Jahrhunderts. Das Hauptwerk des Nazi-Intellektuellen Alfred Rosenberg trägt in der Tat den Titel Der Mythus des 20. Jahrhunderts, der faschistische Diktator Mussolini verkündet in einer bekannten Rede, dass der Faschismus „einen Mythos geschaffen hat“. Aber was bedeutet „Mythos“ in diesem Zusammenhang? Und was bedeutet es, in der faschistischen Ideologie und Politik die Wirkung des „Mythos“ zu erkennen?
Kritische Theoretiker, die das Aufkommen einer faschistischen Politik auf europäischer Ebene erlebt haben, haben sich intensiv mit dem „Mythos“ in der neuen Form der Politik, die mit dem Faschismus entsteht, auseinandergesetzt. Nun lässt sich der Mythos nicht auf ein „Narrativ“ oder ein Instrument zur Täuschung der „irrationalen Massen“ reduzieren. Was es durch die Hinterfragung des „Mythos“ zu verstehen gilt, ist, wie die Emanzipationsversprechen des Liberalismus in eine neue Form der totalen Herrschaft umgeschlagen sind. Im Laufe des Seminars werden wir uns mit einigen der wichtigsten Ansätze von Autoren der frühen kritischen Theorie beschäftigen, von Adorno und Horkheimer bis Kracauer und Benjamin, die die irrationale Seite der kapitalistischen Moderne in ihrem gesellschaftlichen, sozialpsychologischen und kulturell-ästhetischen Ausdruck erforscht haben. Wir werden uns auch fragen, was solche Ansätze zur Analyse der autoritären Tendenzen der Gegenwart beitragen können.
M4: Kultur beobachten und Theorie bilden (Methode und Analyse) (03-Ma-GKM-TP-1) ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (A1 und A2) sowie die Übung
A 1 und LV 2: Seminare
[Si] Konversationsanalytische Zugänge zu medialer Interaktion
regelmäßiger Termin ab 17.10.2024 | ||
wöchentlich Do. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil II, E 02 | |
nächster Termin: 28.11.2024 Uhr, Raum: Phil II, E 02 |
Die Konversationsanalyse hat sich Anfang der 1970-er Jahre in den USA als eigene Forschungsrichtung aus der Ethnomethodologie entwickelt. Sie versucht zu erklären, wie die Welt, sinnhaft strukturiert und geordnet, im alltäglichen Handeln erfahren, beschrieben und erklärbar gemacht wird. Das bedeutet, die als selbstverständlich empfundenen „Methoden“ aufzudecken, mit denen die kompetent handelnden Angehörigen einer Kultur ihre Alltagshandlungen durchführen. Die ethnomethodologische Konversationsanalyse geht nun davon aus, dass auch Gespräche eine solche methodische Geordnetheit aufweisen. Neben der Rezeption klassischer (englischsprachiger) Texte aus der ethnomethodologischen Konversationsanalyse und deren neuesten Untersuchungen steht die praktische Anfertigung von sogenannten Transkripten von medial erzeugten "Texten" (wie z.B. Podcasts) als empirische Methode für anstehende Qualifikationsarbeiten im Vordergrund des Seminars. Bestanden wird der Kurs über ein Portfolio (s. Seminarplan).
[Si] Methoden des (System-)Vergleichs: Politische Performanz von Demokratien
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil II, Haus E, Raum E112 | |
nächster Termin: 03.12.2024 Uhr, Raum: Phil II, Haus E, Raum E112 |
In der Vergleichenden Politikwissenschaft stellen wir häufig fest, dass es auf der Welt eine Reihe von Typen von Herrschafts- und Regierungssystemen gibt, deren politische Institutionen und Prozesse sich strukturell voneinander unterscheiden; man denke etwa an den Gegensatz von direkter und repräsentativer oder präsidentieller und parlamentarischer Demokratie. Selten stellen wir allerdings die Frage, inwieweit solche Merkmale Differenzen in der Leistungsfähigkeit von Systemen hervorbringen, gerade mit Blick auf die Staatstätigkeit in Bereichen wie Sicherheit, Wirtschaft, Wohlstand oder Umweltschutz. Unter Berücksichtigung jüngster Forschung wollen wir die politische "Performance" von Regimen, Regierungen und Staaten unter Zuhilfenahme v. a. empirisch-quantitativer Methoden evaluieren und überlegen: Wobei handelt es sich eigentlich um das erfolgreichste, ja das "beste" Modell von Herrschaft? Haben hier vielleicht sogar die Autokratien, die Effektivität durch Repression erzeugen, die Nase vorn? Ein Augenmerk wollen wir im Zuge unserer Performanz-Untersuchungen auf (Süd-)Europa und Lateinamerika legen, wobei auch politische Transformationen und Konflikte, Gewaltdynamiken, Staatsfragilität und Staatsversagen im Fokus stehen.
A 3: Übung: Methodenvertiefung und empirisches Projekt
[Ü] Forschungsdesign und empirisches Arbeiten
regelmäßiger Termin ab 16.10.2024 | ||
wöchentlich Mi. 08:00 - 10:00 Uhr | Phil II, Haus E, Raum E112 | |
nächster Termin: 27.11.2024 Uhr, Raum: Phil II, Haus E, Raum E112 |
Diese Übung eignet sich v.a. für Studierende, die in ihrem jeweiligen BA-Studiengang kaum bis keine sozialwissenschaftliche Methodenkenntnisse erworben haben. Für Studierende mit Grundkenntnisse empfehle ich den R-Kurs, der als Blockveranstaltung angeboten wird.
In der Übung erarbeiten wir zunächst einen Überblick über sozialwissenschaftliche Forschungsdesigns und -methodik. Die Übung hat weiterhin zum besonderen Ziel, Sie bei der Planung, Durchführung und Auswertung einer eigenen empirischen Forschungsarbeit im Bereich Demokratieforschung zu unterstützen. Dafür werden die Erstellung von Forschungsfragen, die Konzeption eines Forschungsdesigns, Hypothesenbildung und empirische Auswertungstechniken geübt.
[Si] Konversationsanalytische Zugänge zu medialer Interaktion
regelmäßiger Termin ab 17.10.2024 | ||
wöchentlich Do. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil II, E 02 | |
nächster Termin: 28.11.2024 Uhr, Raum: Phil II, E 02 |
Die Konversationsanalyse hat sich Anfang der 1970-er Jahre in den USA als eigene Forschungsrichtung aus der Ethnomethodologie entwickelt. Sie versucht zu erklären, wie die Welt, sinnhaft strukturiert und geordnet, im alltäglichen Handeln erfahren, beschrieben und erklärbar gemacht wird. Das bedeutet, die als selbstverständlich empfundenen „Methoden“ aufzudecken, mit denen die kompetent handelnden Angehörigen einer Kultur ihre Alltagshandlungen durchführen. Die ethnomethodologische Konversationsanalyse geht nun davon aus, dass auch Gespräche eine solche methodische Geordnetheit aufweisen. Neben der Rezeption klassischer (englischsprachiger) Texte aus der ethnomethodologischen Konversationsanalyse und deren neuesten Untersuchungen steht die praktische Anfertigung von sogenannten Transkripten von medial erzeugten "Texten" (wie z.B. Podcasts) als empirische Methode für anstehende Qualifikationsarbeiten im Vordergrund des Seminars. Bestanden wird der Kurs über ein Portfolio (s. Seminarplan).
M5: Praktikum (03-Ma-GKM-TP-2) ⇑
M6/M7/M8: Kooperationsmodul (03-Ma-GKM-Koop-1/2/3) ⇑
Zu belegen sind drei Module, darin jeweils: entweder zwei Seminare aus dieser Liste bzw. einer Nachbarwissenschaft (A1 und A2) oder ein Lehrforschungsprojekt (A3).
A 1: Seminar
[Si] "Theories of Property and Housing" MP 184-EN Democracy and Postcoloniality
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 20:00 - 22:00 Uhr | k.A. (The seminar ‘Democracy and Postcoloniality’ takes place digitally, Tuesdays, 20:00 - 22:00, Central European Time.) | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: k.A. |
The central question of the seminar is: Who owns the city? The seminar wants to deal with property relations of housing in the city (and in the countryside) and to explore the social, economic, political as well as ecological conditions of appropriate housing. After a brief introduction to classical property texts (by Locke, Marx, etc.), more recent texts on housing will be discussed along the following lines: Housing and the role of economics, financial markets and housing; the human right to housing; alternative housing.
There will also be a presentation by architects Antje Buchholz and Jürgen Patzak-Poor (of BARarchitekten) on housing projects in Berlin. And we will stream and discuss with you an interesting film: Push. For the basic right to housing.
[Si] Antifeminismus und Anti-Gender Politiken als Herausforderungen für die Demokratie
regelmäßiger Termin ab 21.10.2024 | ||
zwei-wöchentlich Mo. 14:00 - 18:00 Uhr | Phil. II Haus E Raum E 002 | |
nächster Termin: 02.12.2024 Uhr, Raum: Phil. II Haus E Raum E 002 |
ACHTUNG: Das Seminar findet zweiwöchentlich jeweils von 14:00-18:00 statt!
Was hat die Kriminalisierung von LGBTIQ+ Identitäten und Lebensweisen in Russland mit aktuellen Kämpfen gegen geschlechtergerechte Sprache oder sexuelle Bildung in Deutschland gemeinsam? Weltweit häufen sich Mobilisierungen gegen Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitiken, gegen LGBTIQ+ Rechte (insbesondere Transrechte), gegen queere und sexuelle Bildung, gegen geschlechtliche Selbstbestimmung, gegen Gesetzgebungen und Regelung gegen verletzende Sprache – sowie gegen alle Phänomene, die mit dem Begriff „Gender“ assoziiert werden wie Gender Studies, Gender Mainstreaming, geschlechtergerechte Sprache.
Innerhalb der Politikwissenschaft, den Gender/Queer Studies und der Demokratieforschung werden diese Entwicklungen und Mobilisierungen als Manifestationen eines weltweit (wieder) zunehmenden Antifeminismus bzw. Anti-Genderismus interpretiert, dessen Akteur*innen oftmals in einem politischen Naheverhältnis zu rechtspopulistischen, extrem rechten, rechtskonservativen oder autoritären politischen Projekten, Gruppen oder Ideologien stehen.
In diesem Seminar werden wir uns mit den historischen Genealogien sowie den unterschiedlichen Facetten und Manifestationen antifeministischer bzw. von anti-gender Mobilisierungen beschäftigen sowie nach deren Bedrohungspotential für demokratische Strukturen und Prozesse fragen. Können Anti-Gender Politiken als Angriffe auf ‚die Demokratie‘ und deren Grundwerte wie Freiheit und Gleichheit analysiert werden? Und umgekehrt: Inwieweit tragen feministischer oder LGBTIQ+ Politiken eigentlich zu einer Demokratisierung von Gesellschaft bei?
Das Seminar bietet einen Raum zur theoretischen, historischen und anwendungsorientierten Auseinandersetzung mit Antifeminismus und aktuelle anti-Gender Politiken und fragt insbesondere auch nach deren Verschränkungen mit Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus, Rassismus oder LGBTIQ+ Feindlichkeit. Dabei werden sowohl theoretische Einordnungen der beschriebenen Mobilisierungen in unterschiedlichen geopolitischen Kontexten als auch empirische Befunde diskutiert, welche die lokale und globale Dimension von Antifeminismus und anti-Gender Politiken analysieren und veranschaulichen.
[Si] Digitalisierung
regelmäßiger Termin ab 22.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | PhiI II, Gebäude E, Raum 119 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: PhiI II, Gebäude E, Raum 119 |
In diesem Seminar geht es erstens darum, die Digitalisierung in allen Lebensbereichen zu erörtern. Zweitens geht es um die politische und gesellschaftliche Praxis der Digitalisierung im Landkreis Gießen. Und drittens werden die Folgen der Digitalisierung kritisch reflektiert. In diesem Kurs geht es also sowohl um theoretische wissenschaftliche als auch um praktische Arbeit. In dem Seminar wird in unterschiedlichen Einzel- und Gruppenformaten gearbeitet. Das Seminar findet wöchentlich in Präsenz statt.
[RiVl] Grundwissen Menschenrechte
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Margarete-Bieber-Saal , Ludwigstr. 34 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: Margarete-Bieber-Saal , Ludwigstr. 34 |
Der Bezug auf Menschenrechte ist sowohl in politischen und zivilgesellschaftlichen Debatten als auch in professionsethischen Auseinandersetzungen aktueller denn je. Allerdings bleibt häufig unklar, worin Menschenrechte konkret bestehen. Auch ist ihre Bedeutung für politisches, zivilgesellschaftliches wie professionelles Handeln durchaus umstritten. Umso notwendiger erscheint es daher, die Thematik der Menschenrechte aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven differenziert zu betrachten. Dazu wird zunächst aus politikdidaktischer Hinsicht in das Thema der Menschenrechte eingeführt und im Anschluss die philosophischen und rechtlichen Prämissen und Entwicklungslinien der Menschenrechte erörtert. Welche Rolle Menschenrechte in verschiedenen gesellschaftlichen Handlungsbereichen spielen können, darauf verweisen die weiteren Vorlesungen der Ringvorlesung, die Menschenrechte aus religionswissenschaftlicher und theologischer, kultur- und politikwissenschaftlicher sowie erziehungs- und gesundheitswissenschaftlicher Perspektive behandeln.
[RiVl] Grundwissen Migration
regelmäßiger Termin ab 21.10.2024 | ||
wöchentlich Mo. 16:00 - 18:00 Uhr | Margarete-Bieber-Saal , Ludwigstr. 34 | |
nächster Termin: 25.11.2024 Uhr, Raum: Margarete-Bieber-Saal , Ludwigstr. 34 |
In der interdisziplinären Vorlesung „Grundwissen Migration“ werden Kenntnisse um die historische Normalität von Migrationsbewegungen, zu migrationssoziologischen und politikwissenschaftlichen Theorieansätzen sowie rechtliche Grundlagen vermittelt und zentrale berufsfeldrelevante Bezüge der Migrationsthematik hergestellt.
Der interdisziplinäre Zugang, an dem Wissenschaftler/innen aus sieben der elf Fakultäten der Universität Gießen beteiligt sind, soll eine breite und mehrperspektivische Wissensvermittlung ermöglichen und so grundlegend in die Komplexität und Vielfältigkeit der Migrationsthematik einführen.
[Si] Künstlermythen (Lektüre)
regelmäßiger Termin ab 16.10.2024 | ||
wöchentlich Mi. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 27.11.2024 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Die Trauben des Zeuxis, die Fliege Giottos und der Tod Leonardos in den Armen des französischen Königs: Seit der Antike kursierten Anekdoten um die außerordentlichen Werke, das große Können und das bewegte Leben einiger bedeutender Künstler und Künstlerinnen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese legendären Erzählungen weitergereicht, adaptiert und transformiert. Das Seminar widmet sich solchen Anekdoten sowie einzelnen Werken und Biografien, die zur Grundlage neuer Legendenbildungen wurden.
[Si] Mythos und Herrschaft: frühe kritische Analysen des Faschismus
Historiker*innen betonen oft die grundlegende Rolle des „Mythos“ für den Faschismus des 20. Jahrhunderts. Das Hauptwerk des Nazi-Intellektuellen Alfred Rosenberg trägt in der Tat den Titel Der Mythus des 20. Jahrhunderts, der faschistische Diktator Mussolini verkündet in einer bekannten Rede, dass der Faschismus „einen Mythos geschaffen hat“. Aber was bedeutet „Mythos“ in diesem Zusammenhang? Und was bedeutet es, in der faschistischen Ideologie und Politik die Wirkung des „Mythos“ zu erkennen?
Kritische Theoretiker, die das Aufkommen einer faschistischen Politik auf europäischer Ebene erlebt haben, haben sich intensiv mit dem „Mythos“ in der neuen Form der Politik, die mit dem Faschismus entsteht, auseinandergesetzt. Nun lässt sich der Mythos nicht auf ein „Narrativ“ oder ein Instrument zur Täuschung der „irrationalen Massen“ reduzieren. Was es durch die Hinterfragung des „Mythos“ zu verstehen gilt, ist, wie die Emanzipationsversprechen des Liberalismus in eine neue Form der totalen Herrschaft umgeschlagen sind. Im Laufe des Seminars werden wir uns mit einigen der wichtigsten Ansätze von Autoren der frühen kritischen Theorie beschäftigen, von Adorno und Horkheimer bis Kracauer und Benjamin, die die irrationale Seite der kapitalistischen Moderne in ihrem gesellschaftlichen, sozialpsychologischen und kulturell-ästhetischen Ausdruck erforscht haben. Wir werden uns auch fragen, was solche Ansätze zur Analyse der autoritären Tendenzen der Gegenwart beitragen können.
[Si] Ökonomisierung der Gesellschaft
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil II, E 104 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: Phil II, E 104 |
Das Seminar befasst sich mit aktuellen Forschungen, die die Dissemination ökonomischer Handlungs- und Systemlogiken in der Gegenwartsgesellschaft behandeln. Hierzu zählen prominent Arbeiten zu kapitalistischen Transformationen, die mit Digitalisierungsprozessen zusammenhängen. Neben Unternehmen, die marktbeherrschende Positionen einnehmen (Plattformkapitalismus), gilt ein besonderes Augenmerk nicht-traditionellen Formen des Finanzverkehrs (Krypto-Währungen und -börsen).
A 2: Seminar
[Si] "Theories of Property and Housing" MP 184-EN Democracy and Postcoloniality
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 20:00 - 22:00 Uhr | k.A. (The seminar ‘Democracy and Postcoloniality’ takes place digitally, Tuesdays, 20:00 - 22:00, Central European Time.) | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: k.A. |
The central question of the seminar is: Who owns the city? The seminar wants to deal with property relations of housing in the city (and in the countryside) and to explore the social, economic, political as well as ecological conditions of appropriate housing. After a brief introduction to classical property texts (by Locke, Marx, etc.), more recent texts on housing will be discussed along the following lines: Housing and the role of economics, financial markets and housing; the human right to housing; alternative housing.
There will also be a presentation by architects Antje Buchholz and Jürgen Patzak-Poor (of BARarchitekten) on housing projects in Berlin. And we will stream and discuss with you an interesting film: Push. For the basic right to housing.
[Si] Antifeminismus und Anti-Gender Politiken als Herausforderungen für die Demokratie
regelmäßiger Termin ab 21.10.2024 | ||
zwei-wöchentlich Mo. 14:00 - 18:00 Uhr | Phil. II Haus E Raum E 002 | |
nächster Termin: 02.12.2024 Uhr, Raum: Phil. II Haus E Raum E 002 |
ACHTUNG: Das Seminar findet zweiwöchentlich jeweils von 14:00-18:00 statt!
Was hat die Kriminalisierung von LGBTIQ+ Identitäten und Lebensweisen in Russland mit aktuellen Kämpfen gegen geschlechtergerechte Sprache oder sexuelle Bildung in Deutschland gemeinsam? Weltweit häufen sich Mobilisierungen gegen Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitiken, gegen LGBTIQ+ Rechte (insbesondere Transrechte), gegen queere und sexuelle Bildung, gegen geschlechtliche Selbstbestimmung, gegen Gesetzgebungen und Regelung gegen verletzende Sprache – sowie gegen alle Phänomene, die mit dem Begriff „Gender“ assoziiert werden wie Gender Studies, Gender Mainstreaming, geschlechtergerechte Sprache.
Innerhalb der Politikwissenschaft, den Gender/Queer Studies und der Demokratieforschung werden diese Entwicklungen und Mobilisierungen als Manifestationen eines weltweit (wieder) zunehmenden Antifeminismus bzw. Anti-Genderismus interpretiert, dessen Akteur*innen oftmals in einem politischen Naheverhältnis zu rechtspopulistischen, extrem rechten, rechtskonservativen oder autoritären politischen Projekten, Gruppen oder Ideologien stehen.
In diesem Seminar werden wir uns mit den historischen Genealogien sowie den unterschiedlichen Facetten und Manifestationen antifeministischer bzw. von anti-gender Mobilisierungen beschäftigen sowie nach deren Bedrohungspotential für demokratische Strukturen und Prozesse fragen. Können Anti-Gender Politiken als Angriffe auf ‚die Demokratie‘ und deren Grundwerte wie Freiheit und Gleichheit analysiert werden? Und umgekehrt: Inwieweit tragen feministischer oder LGBTIQ+ Politiken eigentlich zu einer Demokratisierung von Gesellschaft bei?
Das Seminar bietet einen Raum zur theoretischen, historischen und anwendungsorientierten Auseinandersetzung mit Antifeminismus und aktuelle anti-Gender Politiken und fragt insbesondere auch nach deren Verschränkungen mit Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus, Rassismus oder LGBTIQ+ Feindlichkeit. Dabei werden sowohl theoretische Einordnungen der beschriebenen Mobilisierungen in unterschiedlichen geopolitischen Kontexten als auch empirische Befunde diskutiert, welche die lokale und globale Dimension von Antifeminismus und anti-Gender Politiken analysieren und veranschaulichen.
[Si] Digitalisierung
regelmäßiger Termin ab 22.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | PhiI II, Gebäude E, Raum 119 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: PhiI II, Gebäude E, Raum 119 |
In diesem Seminar geht es erstens darum, die Digitalisierung in allen Lebensbereichen zu erörtern. Zweitens geht es um die politische und gesellschaftliche Praxis der Digitalisierung im Landkreis Gießen. Und drittens werden die Folgen der Digitalisierung kritisch reflektiert. In diesem Kurs geht es also sowohl um theoretische wissenschaftliche als auch um praktische Arbeit. In dem Seminar wird in unterschiedlichen Einzel- und Gruppenformaten gearbeitet. Das Seminar findet wöchentlich in Präsenz statt.
[RiVl] Grundwissen Menschenrechte
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Margarete-Bieber-Saal , Ludwigstr. 34 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: Margarete-Bieber-Saal , Ludwigstr. 34 |
Der Bezug auf Menschenrechte ist sowohl in politischen und zivilgesellschaftlichen Debatten als auch in professionsethischen Auseinandersetzungen aktueller denn je. Allerdings bleibt häufig unklar, worin Menschenrechte konkret bestehen. Auch ist ihre Bedeutung für politisches, zivilgesellschaftliches wie professionelles Handeln durchaus umstritten. Umso notwendiger erscheint es daher, die Thematik der Menschenrechte aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven differenziert zu betrachten. Dazu wird zunächst aus politikdidaktischer Hinsicht in das Thema der Menschenrechte eingeführt und im Anschluss die philosophischen und rechtlichen Prämissen und Entwicklungslinien der Menschenrechte erörtert. Welche Rolle Menschenrechte in verschiedenen gesellschaftlichen Handlungsbereichen spielen können, darauf verweisen die weiteren Vorlesungen der Ringvorlesung, die Menschenrechte aus religionswissenschaftlicher und theologischer, kultur- und politikwissenschaftlicher sowie erziehungs- und gesundheitswissenschaftlicher Perspektive behandeln.
[RiVl] Grundwissen Migration
regelmäßiger Termin ab 21.10.2024 | ||
wöchentlich Mo. 16:00 - 18:00 Uhr | Margarete-Bieber-Saal , Ludwigstr. 34 | |
nächster Termin: 25.11.2024 Uhr, Raum: Margarete-Bieber-Saal , Ludwigstr. 34 |
In der interdisziplinären Vorlesung „Grundwissen Migration“ werden Kenntnisse um die historische Normalität von Migrationsbewegungen, zu migrationssoziologischen und politikwissenschaftlichen Theorieansätzen sowie rechtliche Grundlagen vermittelt und zentrale berufsfeldrelevante Bezüge der Migrationsthematik hergestellt.
Der interdisziplinäre Zugang, an dem Wissenschaftler/innen aus sieben der elf Fakultäten der Universität Gießen beteiligt sind, soll eine breite und mehrperspektivische Wissensvermittlung ermöglichen und so grundlegend in die Komplexität und Vielfältigkeit der Migrationsthematik einführen.
[Si] Künstlermythen (Lektüre)
regelmäßiger Termin ab 16.10.2024 | ||
wöchentlich Mi. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 27.11.2024 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Die Trauben des Zeuxis, die Fliege Giottos und der Tod Leonardos in den Armen des französischen Königs: Seit der Antike kursierten Anekdoten um die außerordentlichen Werke, das große Können und das bewegte Leben einiger bedeutender Künstler und Künstlerinnen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese legendären Erzählungen weitergereicht, adaptiert und transformiert. Das Seminar widmet sich solchen Anekdoten sowie einzelnen Werken und Biografien, die zur Grundlage neuer Legendenbildungen wurden.
[Si] Mythos und Herrschaft: frühe kritische Analysen des Faschismus
Historiker*innen betonen oft die grundlegende Rolle des „Mythos“ für den Faschismus des 20. Jahrhunderts. Das Hauptwerk des Nazi-Intellektuellen Alfred Rosenberg trägt in der Tat den Titel Der Mythus des 20. Jahrhunderts, der faschistische Diktator Mussolini verkündet in einer bekannten Rede, dass der Faschismus „einen Mythos geschaffen hat“. Aber was bedeutet „Mythos“ in diesem Zusammenhang? Und was bedeutet es, in der faschistischen Ideologie und Politik die Wirkung des „Mythos“ zu erkennen?
Kritische Theoretiker, die das Aufkommen einer faschistischen Politik auf europäischer Ebene erlebt haben, haben sich intensiv mit dem „Mythos“ in der neuen Form der Politik, die mit dem Faschismus entsteht, auseinandergesetzt. Nun lässt sich der Mythos nicht auf ein „Narrativ“ oder ein Instrument zur Täuschung der „irrationalen Massen“ reduzieren. Was es durch die Hinterfragung des „Mythos“ zu verstehen gilt, ist, wie die Emanzipationsversprechen des Liberalismus in eine neue Form der totalen Herrschaft umgeschlagen sind. Im Laufe des Seminars werden wir uns mit einigen der wichtigsten Ansätze von Autoren der frühen kritischen Theorie beschäftigen, von Adorno und Horkheimer bis Kracauer und Benjamin, die die irrationale Seite der kapitalistischen Moderne in ihrem gesellschaftlichen, sozialpsychologischen und kulturell-ästhetischen Ausdruck erforscht haben. Wir werden uns auch fragen, was solche Ansätze zur Analyse der autoritären Tendenzen der Gegenwart beitragen können.
[Si] Ökonomisierung der Gesellschaft
regelmäßiger Termin ab 15.10.2024 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil II, E 104 | |
nächster Termin: 26.11.2024 Uhr, Raum: Phil II, E 104 |
Das Seminar befasst sich mit aktuellen Forschungen, die die Dissemination ökonomischer Handlungs- und Systemlogiken in der Gegenwartsgesellschaft behandeln. Hierzu zählen prominent Arbeiten zu kapitalistischen Transformationen, die mit Digitalisierungsprozessen zusammenhängen. Neben Unternehmen, die marktbeherrschende Positionen einnehmen (Plattformkapitalismus), gilt ein besonderes Augenmerk nicht-traditionellen Formen des Finanzverkehrs (Krypto-Währungen und -börsen).