Fachbereich 04: Geschichts- und Kulturwissenschaften - Kunstgeschichte - Kombinations-Bachelorstudiengänge "Kunstgeschichte" (Studienbeginn bis Sommersemester 2022)
Veranstaltungen
Hauptfach 80 CP ⇑
Basismodul: Einführung in das Studium der Kunstgeschichte ⇑
LV 1 und LV 5 werden im Wintersemester angeboten (1. Studiensemester), LV 2, LV 3 und LV 4 im Sommersemester (2. Studiensemester).
LV 2: Seminar (Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II)
[Si] Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 14.06.2025 Uhr, Raum: Kassel |
Im zweiten Teil des Einführungskurses widmen wir uns den Grundlagen der Ikonographie, d.h. der Bestimmung und Deutung von Bildinhalten. Zudem erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Gattungen und Techniken der bildenden Kunst.
Literatur:
Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten, München 2013.
Heinrich Krauss, Eva Uthemann: Was Bilder erzählen. Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum in der abendländischen Malerei, München 1987.
Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2016.
Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, 3 Bd., Stuttgart 1984-2002.
LV 3: Exkursion (Kunstdenkmäler in der Region)
[Si] Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 14.06.2025 Uhr, Raum: Kassel |
Im zweiten Teil des Einführungskurses widmen wir uns den Grundlagen der Ikonographie, d.h. der Bestimmung und Deutung von Bildinhalten. Zudem erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Gattungen und Techniken der bildenden Kunst.
Literatur:
Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten, München 2013.
Heinrich Krauss, Eva Uthemann: Was Bilder erzählen. Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum in der abendländischen Malerei, München 1987.
Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2016.
Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, 3 Bd., Stuttgart 1984-2002.
LV 4: Übung (Baugeschichte)
[Ü] Architekturterminologie
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Kein Themenfeld des Faches Kunstgeschichte bietet eine so klar bestimmte Fachterminologie wie die Architekturgeschichte. Die große Zahl an Fachbegriffen ist für viele zunächst abschreckend, doch sie bietet die gute Chance, visuelle Phänomene präzise in Sprache zu fassen.
Die Übung verfolgt daher das Ziel, Studierende mit Grundzügen dieser Terminologie vertraut zu machen die Fähigkeiten zum selbständigen Beschreiben von Bauwerke zu vermitteln.
Wir werden exemplarisch Bauwerke aus der Breite der europäischen Architekturgeschichte kennenlernen, an denen sich auch epochen- resp. stilspezifische Besonderheiten dieser Fachsprache üben lassen.
Methodenmodul A ⇑
LV 2: Seminar (Methodenauswahl und -anwendung)
[Si] Turns und Trends in der deutschsprachigen Kunstgeschichte (Teil II)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Die kunsthistorischen Methoden, Turns und Trends, die wir im Wintersemester 2024/25 kennengelernt und gemeinsam diskutiert haben, werden im zweiten Teil anhand von Fallbeispielen vertieft. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Ausweitung methodischer Zugänge und ihrer Kombination zur Erschließung eines bestimmten Forschungsgegenstandes.
LV 4: Tutorium (zum Seminar: Methodenauswahl und –anwendung)
[Tut] Tutorium Methoden II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Kontextualisierungsmodul ⇑
Epochenmodul I (300-1400, Mittelalter) ⇑
Epochenmodul II (1400-1800, Frühe Neuzeit) ⇑
LV 1: Vorlesung
[Vl] Objekte als Bildträger (AfK-Nr.: 122)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 12:00 - 14:00 Uhr | Alter Steinbacher Weg 44, 011 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Alter Steinbacher Weg 44, 011 |
Gefäße, Kleider, Waffen – sie alle konnten in der Frühen Neuzeit zu Bildträgern werden. Die Vorlesung stellt exemplarisch einige zentrale Objektgruppen vor, bei denen plastische Form und bildliche Darstellung eine enge Bindung eingehen. Sie weitet damit den Blick auf die angewandten Künste, die in der Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit meist im Schatten der Hauptgattungen Architektur, Bildhauerei, Grafik und Malerei stehen, und versucht, die damit verbundene Abgrenzung von den sogenannten freien Künsten produktiv aufzulösen.
LV 2: Seminar
[Si] Arbeiten mit Ton in der Frühen Neuzeit
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 14:00 - 16:00 Uhr | Rathenaustraße 10, 116 | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Rathenaustraße 10, 116 |
Das Material Ton und die Arbeit mit ihm sind in der zeitgenössischen Kunst gerade wieder sehr gefragt. Doch auch in der Frühen Neuzeit kam Ton auf vielfältige Weise zum Einsatz, wie etwa in kleinformatigen Skizzen für größere Skulpturen und Bronzeplastiken oder auch als Basismaterial für autonome Bildwerke und aufwendig bemalte Gefäße, Schalen und Teller. Im Seminar werden wir anhand ausgewählter Beispiele das Arbeiten mit Ton an der Schnittstelle von freier und angewandter Kunst vom 15. bis zum 17. Jahrhundert kennenlernen.
[Si] Bilder der Stadt. Zur visuellen Darstellung urbaner Lebensräume in der Frühen Neuzeit und der Moderne (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 08:00 - 10:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Der Siedlungstyp Stadt war und ist eine für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft entscheidende Größe. Bilder haben in seinem Zusammenhang große Bedeutung: Städte sind in ihrer Architektur und Raumordnung in vielerlei Hinsicht bildhaft, und bildliche Darstellungen spielen bei der Konzeption von „Stadt“ eine wichtige Rolle. Eine Lehrveranstaltung, die sich mit „Bildern der Stadt“ befasst, greift also ein auch für unser Leben zentrales Thema auf.
Vor diesem allgemeinen Hintergrund soll es uns darum gehen, in verschiedenen Lernformaten visuelle Darstellungen urbaner Lebensräume in der Frühen Neuzeit und der Moderne, ausgehend von konkreten Exempeln, in zweifacher Hinsicht intensiv zu befragen: Wie wurde und wird „Stadt“ repräsentiert bzw. visuell konstruiert? Und: Welche Funktion hatten und haben diese Darstellungen?
Thematisiert werden Beispiele des 15. bis 21. Jahrhunderts, die mannigfache Darstellungsformen von Stadt zeigen und unterschiedlichen Medien angehören (der Malerei, Druckgraphik und Fotografie sowie dem Film). Ziel des Seminars ist es, in historischer Perspektive einen Überblick über das Thema zu erarbeiten, um unser eigenes Lebensumfeld und die Rolle der Bilder darin in geschichtlicher Tiefenräumlichkeit zu verstehen.
[Si] Räume des Privaten? Barocke Interieurmalerei und ihre Rezeption in der Gegenwartskunst (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. II H, 008a | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008a |
Das Seminar geht barocken Darstellungen des Interieurs und den historischen Bedingungen seiner Entstehung nach. Der Schwerpunkt liegt auf der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und deren Lust am illusionistischen Schein, den sogenannten „betriegertjes“. Das Spiel zwischen Zeigen und Verbergen, Heimlichem im Häuslichen zeigt sich etwa in Jan Vermeer van Delfts Genreszenen mit weiblichen Figuren im Innenraum: Sie lesen, schreiben Briefe, trinken Wein, werden in Versuchung geführt oder musizieren und werden auf diese Weise zu Protagonistinnen innerhalb privater Sphären, bevor sich die Kategorien von Privatheit versus Öffentlichkeit als entscheidendes Merkmal der Moderne überhaupt etablieren. Handelt es sich um Räume des Privaten und welche Formen des Privaten gibt es, die sich im Bild zeigen könnten?
Neben der Klärung dieser Fragen ist ein weiteres Ziel des Seminars, sich sowohl mit verschiedenen Definitionen des Barock auseinanderzusetzen als auch methodisch unterschiedliche kunsthistorische Zugänge hinsichtlich der Deutungen barocker Bilder kennenzulernen. Sie bieten eine Grundlage, Rekurse auf barocke Topoi und Bildfindungen in der Moderne und Gegenwart systematisieren und analysieren zu können. Denn auffällig häufig bezieht sich moderne und gegenwärtige Kunst auf barocke Bildfindungen und Topoi. Eines der Beispiele innerhalb des Seminars ist die Videoinstallation „Fuck Patriarchy!“ (2004) von Mathilde ter Heijne, die Vermeers Innenraumdarstellungen auf gegenwärtige Fragestellungen hin umdeutet und sie mit dem Phänomen der häuslichen Gewalt verknüpft. Überraschende Perspektiven eröffnen sich auch auf die Serie „The Handmaid’s Tale“ (2017), die auf Margret Atwoods gleichnamiger Erzählung basiert und in der etwa Jan Vermeers „Dienstmagd mit Milchkrug“ (ca. 1658-1661) zum Schlüsselbild mutiert.
Epochenmodul III (ab 1800, Moderne und Gegenwart) ⇑
LV 2: Seminar
[Si] Skulptur, Installation, Situation: Zur Erweiterung des Plastischen in der Gegenwartskunst (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 10:00 - 12:00 Uhr | k.A. | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: k.A. |
Das Seminar untersucht sowohl historische als auch aktuelle künstlerische Praktiken, die die Gattung der Skulptur beziehungsweise der Plastik zur Installation erweitern und auf diese Weise entscheidend verändern. Im Mittelpunkt stehen künstlerische Positionen, die sich mit Konzepten wie Ortsspezifität (z.B. Richard Serra, Rebecca Horn) und Institutionskritik (z.B. Daniel Buren) auseinandersetzen und auf eine kritische Reflexion der räumlichen sowie institutionellen Kontexte abzielen. Dabei wird auch diskutiert, inwiefern Ortsspezifität zu einem entleerten Begriff werden kann, der nicht nur kritische Zugriffe ermöglicht, sondern auf rein formale Bezüge reduziert wird (vgl. Claudia Büttner) – verschiedene Auffassungen von Ortsspezifität sollen daher eingehend erörtert werden.
Zudem werden Aspekte der Selbstperformanz (z.B. Anna Oppermann, Tracey Emin), der Theatralität (vgl. Michael Fried) sowie der sammlerischen Formen von Installationen fokussiert (z.B. Marcel Broodthaers, Annette Messager). Eine wesentliche Frage wird dabei immer wieder sein, wie unterschiedlich sich die betrachter*innenorientierte Konzeption von Installationen darstellt und welche Rolle die Minimal Art in dieser Entwicklung gespielt hat. Schließlich widmet sich das Seminar auch den kinematographischen Aspekten von Installationen. Etwa anhand der Arbeiten von Hito Steyerl, wird untersucht, welche Schnittstellen zwischen visuellen Medien, performativen Strategien und kritischer Kunstpraxis entstehen und wie sowohl Raum als auch Betrachter*innen dynamisiert werden: „Hell Yeah We Fuck Die“ (Hito Steyerl, Kunsthalle Mannheim, bis zum 4.5.2025).
Aufbaumodul I: Epochenübergreifende Themen und Fallstudien zu kunst- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (LV 1 und LV 2). Werden zwei aufeinander bezogene Seminare zum selben Thema angeboten, sind beide zu belegen (eines in "LV 1: Seminar 1", das andere in "LV 2: Seminar 2").
LV 1: Seminar 1
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
LV 2: Seminar 2
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
Aufbaumodul II: Epochenübergreifende Themen und Fallstudien zu kunst- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (LV 1 und LV 2). Werden zwei aufeinander bezogene Seminare zum selben Thema angeboten, sind beide zu belegen (eines in "LV 1: Seminar 1", das andere in "LV 2: Seminar 2").
LV 1: Seminar 1
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
LV 2: Seminar 2
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
Exkursion ⇑
LV 1: Seminar
[Si] Kunst in den Alpen. Innsbruck und Tirol (Seminar)
Die historische Region Tirol liegt inmitten der Alpen beidseits deren Hauptkamm. Weil sie damit den Mittelmeerraum mit dem Norden Europas verbindet, ist sie seit Jahrtausenden ein wichtiges Zentrum des Schaffens von Kunst und Architektur. Deren Werke sind stark durch die alpine Landschaft geprägt. Daher ist es das Ziel des Seminars, ein differenziertes Verständnis für das Verhältnis von Gebirge auf die Schaffens- und Rezeptionsweisen von Kunst zu erlangen.
Bitte beachten Sie: Begrenzte Platzzahl (12). Dieses Seminar richtet sich ausschließlich an Studierende des Moduls 04-KG-BA-09 und ist verpflichtende Voraussetzung für die Teilnahme an der Exkursion (28.09.-5.10.).
LV 2: Exkursion
[Ex] Kunst in den Alpen. Innsbruck und Tirol (Exkursion)
Ziel der Exkursion (28.09.-5.10.) ist die historische Region Tirol als zentrale europäische Transferlandschaft der bildenden und bauenden Künste. Zunächst werden wir die Region südlich des Brennerpasses um Brixen (heute Italien) kennenlernen, dann die nördlich davon rund um Innsbruck (heute Österreich), wo wir auch unser Partnerinstitut besuchen werden.
Bitte beachten Sie: Begrenzte Platzzahl (12). Diese Exkursion richtet sich ausschließlich an Studierende des Moduls 04-KG-BA-09. Anmeldung in FlexNow wird nur gültig, wenn bis 15.04. eine Anzahlung von € 75 im Sekretariat Kunstgeschichte (Phil I, G 344) erfolgt.
Praxismodul (Übungen) ⇑
Das Praxismodul kann in zwei Varianten absolviert werden:
1) zwei Übungen und ein vierwöchiges Praktikum,
2) eine Übung und ein sechswöchiges Praktikum.
[Ü] Wissenschaft ausstellen: Forscherpersönlichkeiten der JLU in „Amt und Würden“ (AfK-Nr.: 648)
regelmäßiger Termin ab 25.04.2025 | ||
zwei-wöchentlich Fr. 10:00 - 14:00 Uhr | Urzeitwerkstatt in der Hermann-Hoffmann-Akademie, Senckenbergstraße 17-21, 35390 Gießen | |
nächster Termin: 06.06.2025 Uhr, Raum: Urzeitwerkstatt in der Hermann-Hoffmann-Akademie, Senckenbergstraße 17-21, 35390 Gießen |
Talare, die alte Amtstracht der Professoren, sind aus dem Uni-Alltag verschwunden. Man kennt sie höchstens noch durch den Spruch „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren!“ der 68er-Bewegung. Dass man die Talare an der JLU nach den Reformen nicht entsorgt hat, ist ein Glücksfall für die Erforschung der Universitätsgeschichte. Mehr als 100 Talare aus den 1950er und 60er Jahren sind erhalten und können anhand von Namensschildern Forscherpersönlichkeiten zugeordnet werden.
Im Mittelpunkt der praxisorientierten Lehrveranstaltung steht die museale Präsentation der Talare in Verbindung mit einer Darstellung der Professorinnen und Professoren, die sie getragen haben. Die Teilnehmenden entwickeln dazu ein Ausstellungskonzept und verantworten die praktische Umsetzung. Neben der Beschriftung der Exponate liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Verfassen von Begleittexten. Die Teilnehmenden lernen aktiv und forschend ein spannendes und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld wissenschaftlichen Arbeitens kennen. Gleichzeitig erarbeiten sie ein kulturell und gesellschaftlich bedeutendes Thema und präsentieren es einer breiten Öffentlichkeit.
Ziel der Lehrveranstaltung ist es, Einblicke in die vielfältigen Anforderungen der Ausstellungskonzeption und -umsetzung zu gewähren sowie in Ausstellungskommunikation und in allgemeinverständlich-wissenschaftliches Schreiben. Neben diesen spezifischen Fertigkeiten werden zugleich auch berufsorientierte Schlüsselqualifikationen eingeübt wie Team- und Kommunikationsfähigkeit, zielgerichtetes Arbeiten und Medienkompetenz.
Das Seminar ist für Studierende aller Fachrichtungen geeignet.
Maximale Teilnehmerzahl: 20
Hauptfach 70 CP ⇑
Pflichtbereich ⇑
Basismodul: Einführung in das Studium der Kunstgeschichte ⇑
LV 1 und LV 5 werden im Wintersemester angeboten (1. Studiensemester), LV 2, LV 3 und LV 4 im Sommersemester (2. Studiensemester).
LV 2: Seminar (Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II)
[Si] Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 14.06.2025 Uhr, Raum: Kassel |
Im zweiten Teil des Einführungskurses widmen wir uns den Grundlagen der Ikonographie, d.h. der Bestimmung und Deutung von Bildinhalten. Zudem erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Gattungen und Techniken der bildenden Kunst.
Literatur:
Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten, München 2013.
Heinrich Krauss, Eva Uthemann: Was Bilder erzählen. Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum in der abendländischen Malerei, München 1987.
Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2016.
Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, 3 Bd., Stuttgart 1984-2002.
LV 3: Exkursion (Kunstdenkmäler in der Region)
[Si] Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 14.06.2025 Uhr, Raum: Kassel |
Im zweiten Teil des Einführungskurses widmen wir uns den Grundlagen der Ikonographie, d.h. der Bestimmung und Deutung von Bildinhalten. Zudem erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Gattungen und Techniken der bildenden Kunst.
Literatur:
Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten, München 2013.
Heinrich Krauss, Eva Uthemann: Was Bilder erzählen. Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum in der abendländischen Malerei, München 1987.
Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2016.
Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, 3 Bd., Stuttgart 1984-2002.
LV 4: Übung (Baugeschichte)
[Ü] Architekturterminologie
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Kein Themenfeld des Faches Kunstgeschichte bietet eine so klar bestimmte Fachterminologie wie die Architekturgeschichte. Die große Zahl an Fachbegriffen ist für viele zunächst abschreckend, doch sie bietet die gute Chance, visuelle Phänomene präzise in Sprache zu fassen.
Die Übung verfolgt daher das Ziel, Studierende mit Grundzügen dieser Terminologie vertraut zu machen die Fähigkeiten zum selbständigen Beschreiben von Bauwerke zu vermitteln.
Wir werden exemplarisch Bauwerke aus der Breite der europäischen Architekturgeschichte kennenlernen, an denen sich auch epochen- resp. stilspezifische Besonderheiten dieser Fachsprache üben lassen.
Methodenmodul B ⇑
LV 2: Seminar (Methodenauswahl und -anwendung)
[Si] Turns und Trends in der deutschsprachigen Kunstgeschichte (Teil II)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Die kunsthistorischen Methoden, Turns und Trends, die wir im Wintersemester 2024/25 kennengelernt und gemeinsam diskutiert haben, werden im zweiten Teil anhand von Fallbeispielen vertieft. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Ausweitung methodischer Zugänge und ihrer Kombination zur Erschließung eines bestimmten Forschungsgegenstandes.
Kontextualisierungsmodul ⇑
Epochenmodul I (300-1400, Mittelalter) ⇑
Epochenmodul II (1400-1800, Frühe Neuzeit) ⇑
LV 1: Vorlesung
[Vl] Objekte als Bildträger (AfK-Nr.: 122)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 12:00 - 14:00 Uhr | Alter Steinbacher Weg 44, 011 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Alter Steinbacher Weg 44, 011 |
Gefäße, Kleider, Waffen – sie alle konnten in der Frühen Neuzeit zu Bildträgern werden. Die Vorlesung stellt exemplarisch einige zentrale Objektgruppen vor, bei denen plastische Form und bildliche Darstellung eine enge Bindung eingehen. Sie weitet damit den Blick auf die angewandten Künste, die in der Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit meist im Schatten der Hauptgattungen Architektur, Bildhauerei, Grafik und Malerei stehen, und versucht, die damit verbundene Abgrenzung von den sogenannten freien Künsten produktiv aufzulösen.
LV 2: Seminar
[Si] Arbeiten mit Ton in der Frühen Neuzeit
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 14:00 - 16:00 Uhr | Rathenaustraße 10, 116 | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Rathenaustraße 10, 116 |
Das Material Ton und die Arbeit mit ihm sind in der zeitgenössischen Kunst gerade wieder sehr gefragt. Doch auch in der Frühen Neuzeit kam Ton auf vielfältige Weise zum Einsatz, wie etwa in kleinformatigen Skizzen für größere Skulpturen und Bronzeplastiken oder auch als Basismaterial für autonome Bildwerke und aufwendig bemalte Gefäße, Schalen und Teller. Im Seminar werden wir anhand ausgewählter Beispiele das Arbeiten mit Ton an der Schnittstelle von freier und angewandter Kunst vom 15. bis zum 17. Jahrhundert kennenlernen.
[Si] Bilder der Stadt. Zur visuellen Darstellung urbaner Lebensräume in der Frühen Neuzeit und der Moderne (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 08:00 - 10:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Der Siedlungstyp Stadt war und ist eine für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft entscheidende Größe. Bilder haben in seinem Zusammenhang große Bedeutung: Städte sind in ihrer Architektur und Raumordnung in vielerlei Hinsicht bildhaft, und bildliche Darstellungen spielen bei der Konzeption von „Stadt“ eine wichtige Rolle. Eine Lehrveranstaltung, die sich mit „Bildern der Stadt“ befasst, greift also ein auch für unser Leben zentrales Thema auf.
Vor diesem allgemeinen Hintergrund soll es uns darum gehen, in verschiedenen Lernformaten visuelle Darstellungen urbaner Lebensräume in der Frühen Neuzeit und der Moderne, ausgehend von konkreten Exempeln, in zweifacher Hinsicht intensiv zu befragen: Wie wurde und wird „Stadt“ repräsentiert bzw. visuell konstruiert? Und: Welche Funktion hatten und haben diese Darstellungen?
Thematisiert werden Beispiele des 15. bis 21. Jahrhunderts, die mannigfache Darstellungsformen von Stadt zeigen und unterschiedlichen Medien angehören (der Malerei, Druckgraphik und Fotografie sowie dem Film). Ziel des Seminars ist es, in historischer Perspektive einen Überblick über das Thema zu erarbeiten, um unser eigenes Lebensumfeld und die Rolle der Bilder darin in geschichtlicher Tiefenräumlichkeit zu verstehen.
[Si] Räume des Privaten? Barocke Interieurmalerei und ihre Rezeption in der Gegenwartskunst (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. II H, 008a | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008a |
Das Seminar geht barocken Darstellungen des Interieurs und den historischen Bedingungen seiner Entstehung nach. Der Schwerpunkt liegt auf der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und deren Lust am illusionistischen Schein, den sogenannten „betriegertjes“. Das Spiel zwischen Zeigen und Verbergen, Heimlichem im Häuslichen zeigt sich etwa in Jan Vermeer van Delfts Genreszenen mit weiblichen Figuren im Innenraum: Sie lesen, schreiben Briefe, trinken Wein, werden in Versuchung geführt oder musizieren und werden auf diese Weise zu Protagonistinnen innerhalb privater Sphären, bevor sich die Kategorien von Privatheit versus Öffentlichkeit als entscheidendes Merkmal der Moderne überhaupt etablieren. Handelt es sich um Räume des Privaten und welche Formen des Privaten gibt es, die sich im Bild zeigen könnten?
Neben der Klärung dieser Fragen ist ein weiteres Ziel des Seminars, sich sowohl mit verschiedenen Definitionen des Barock auseinanderzusetzen als auch methodisch unterschiedliche kunsthistorische Zugänge hinsichtlich der Deutungen barocker Bilder kennenzulernen. Sie bieten eine Grundlage, Rekurse auf barocke Topoi und Bildfindungen in der Moderne und Gegenwart systematisieren und analysieren zu können. Denn auffällig häufig bezieht sich moderne und gegenwärtige Kunst auf barocke Bildfindungen und Topoi. Eines der Beispiele innerhalb des Seminars ist die Videoinstallation „Fuck Patriarchy!“ (2004) von Mathilde ter Heijne, die Vermeers Innenraumdarstellungen auf gegenwärtige Fragestellungen hin umdeutet und sie mit dem Phänomen der häuslichen Gewalt verknüpft. Überraschende Perspektiven eröffnen sich auch auf die Serie „The Handmaid’s Tale“ (2017), die auf Margret Atwoods gleichnamiger Erzählung basiert und in der etwa Jan Vermeers „Dienstmagd mit Milchkrug“ (ca. 1658-1661) zum Schlüsselbild mutiert.
Epochenmodul III (ab 1800, Moderne und Gegenwart) ⇑
LV 2: Seminar
[Si] Skulptur, Installation, Situation: Zur Erweiterung des Plastischen in der Gegenwartskunst (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 10:00 - 12:00 Uhr | k.A. | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: k.A. |
Das Seminar untersucht sowohl historische als auch aktuelle künstlerische Praktiken, die die Gattung der Skulptur beziehungsweise der Plastik zur Installation erweitern und auf diese Weise entscheidend verändern. Im Mittelpunkt stehen künstlerische Positionen, die sich mit Konzepten wie Ortsspezifität (z.B. Richard Serra, Rebecca Horn) und Institutionskritik (z.B. Daniel Buren) auseinandersetzen und auf eine kritische Reflexion der räumlichen sowie institutionellen Kontexte abzielen. Dabei wird auch diskutiert, inwiefern Ortsspezifität zu einem entleerten Begriff werden kann, der nicht nur kritische Zugriffe ermöglicht, sondern auf rein formale Bezüge reduziert wird (vgl. Claudia Büttner) – verschiedene Auffassungen von Ortsspezifität sollen daher eingehend erörtert werden.
Zudem werden Aspekte der Selbstperformanz (z.B. Anna Oppermann, Tracey Emin), der Theatralität (vgl. Michael Fried) sowie der sammlerischen Formen von Installationen fokussiert (z.B. Marcel Broodthaers, Annette Messager). Eine wesentliche Frage wird dabei immer wieder sein, wie unterschiedlich sich die betrachter*innenorientierte Konzeption von Installationen darstellt und welche Rolle die Minimal Art in dieser Entwicklung gespielt hat. Schließlich widmet sich das Seminar auch den kinematographischen Aspekten von Installationen. Etwa anhand der Arbeiten von Hito Steyerl, wird untersucht, welche Schnittstellen zwischen visuellen Medien, performativen Strategien und kritischer Kunstpraxis entstehen und wie sowohl Raum als auch Betrachter*innen dynamisiert werden: „Hell Yeah We Fuck Die“ (Hito Steyerl, Kunsthalle Mannheim, bis zum 4.5.2025).
Exkursion ⇑
LV 1: Seminar
[Si] Kunst in den Alpen. Innsbruck und Tirol (Seminar)
Die historische Region Tirol liegt inmitten der Alpen beidseits deren Hauptkamm. Weil sie damit den Mittelmeerraum mit dem Norden Europas verbindet, ist sie seit Jahrtausenden ein wichtiges Zentrum des Schaffens von Kunst und Architektur. Deren Werke sind stark durch die alpine Landschaft geprägt. Daher ist es das Ziel des Seminars, ein differenziertes Verständnis für das Verhältnis von Gebirge auf die Schaffens- und Rezeptionsweisen von Kunst zu erlangen.
Bitte beachten Sie: Begrenzte Platzzahl (12). Dieses Seminar richtet sich ausschließlich an Studierende des Moduls 04-KG-BA-09 und ist verpflichtende Voraussetzung für die Teilnahme an der Exkursion (28.09.-5.10.).
LV 2: Exkursion
[Ex] Kunst in den Alpen. Innsbruck und Tirol (Exkursion)
Ziel der Exkursion (28.09.-5.10.) ist die historische Region Tirol als zentrale europäische Transferlandschaft der bildenden und bauenden Künste. Zunächst werden wir die Region südlich des Brennerpasses um Brixen (heute Italien) kennenlernen, dann die nördlich davon rund um Innsbruck (heute Österreich), wo wir auch unser Partnerinstitut besuchen werden.
Bitte beachten Sie: Begrenzte Platzzahl (12). Diese Exkursion richtet sich ausschließlich an Studierende des Moduls 04-KG-BA-09. Anmeldung in FlexNow wird nur gültig, wenn bis 15.04. eine Anzahlung von € 75 im Sekretariat Kunstgeschichte (Phil I, G 344) erfolgt.
Wahlpflichtbereich ⇑
Zu belegen ist ein Modul.
Aufbaumodul I: Epochenübergreifende Themen und Fallstudien zu kunst- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (LV 1 und LV 2). Werden zwei aufeinander bezogene Seminare zum selben Thema angeboten, sind beide zu belegen (eines in "LV 1: Seminar 1", das andere in "LV 2: Seminar 2").
LV 1: Seminar 1
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
LV 2: Seminar 2
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
Aufbaumodul II: Epochenübergreifende Themen und Fallstudien zu kunst- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (LV 1 und LV 2). Werden zwei aufeinander bezogene Seminare zum selben Thema angeboten, sind beide zu belegen (eines in "LV 1: Seminar 1", das andere in "LV 2: Seminar 2").
LV 1: Seminar 1
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
LV 2: Seminar 2
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
Nebenfach 40 CP ⇑
Pflichtbereich ⇑
Basismodul: Einführung in das Studium der Kunstgeschichte ⇑
LV 1 und LV 5 werden im Wintersemester angeboten (1. Studiensemester), LV 2, LV 3 und LV 4 im Sommersemester (2. Studiensemester).
LV 2: Seminar (Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II)
[Si] Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 14.06.2025 Uhr, Raum: Kassel |
Im zweiten Teil des Einführungskurses widmen wir uns den Grundlagen der Ikonographie, d.h. der Bestimmung und Deutung von Bildinhalten. Zudem erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Gattungen und Techniken der bildenden Kunst.
Literatur:
Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten, München 2013.
Heinrich Krauss, Eva Uthemann: Was Bilder erzählen. Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum in der abendländischen Malerei, München 1987.
Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2016.
Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, 3 Bd., Stuttgart 1984-2002.
LV 3: Exkursion (Kunstdenkmäler in der Region)
[Si] Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 14.06.2025 Uhr, Raum: Kassel |
Im zweiten Teil des Einführungskurses widmen wir uns den Grundlagen der Ikonographie, d.h. der Bestimmung und Deutung von Bildinhalten. Zudem erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Gattungen und Techniken der bildenden Kunst.
Literatur:
Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten, München 2013.
Heinrich Krauss, Eva Uthemann: Was Bilder erzählen. Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum in der abendländischen Malerei, München 1987.
Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2016.
Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, 3 Bd., Stuttgart 1984-2002.
LV 4: Übung (Baugeschichte)
[Ü] Architekturterminologie
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Kein Themenfeld des Faches Kunstgeschichte bietet eine so klar bestimmte Fachterminologie wie die Architekturgeschichte. Die große Zahl an Fachbegriffen ist für viele zunächst abschreckend, doch sie bietet die gute Chance, visuelle Phänomene präzise in Sprache zu fassen.
Die Übung verfolgt daher das Ziel, Studierende mit Grundzügen dieser Terminologie vertraut zu machen die Fähigkeiten zum selbständigen Beschreiben von Bauwerke zu vermitteln.
Wir werden exemplarisch Bauwerke aus der Breite der europäischen Architekturgeschichte kennenlernen, an denen sich auch epochen- resp. stilspezifische Besonderheiten dieser Fachsprache üben lassen.
Methodenmodul A ⇑
LV 2: Seminar (Methodenauswahl und -anwendung)
[Si] Turns und Trends in der deutschsprachigen Kunstgeschichte (Teil II)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Die kunsthistorischen Methoden, Turns und Trends, die wir im Wintersemester 2024/25 kennengelernt und gemeinsam diskutiert haben, werden im zweiten Teil anhand von Fallbeispielen vertieft. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Ausweitung methodischer Zugänge und ihrer Kombination zur Erschließung eines bestimmten Forschungsgegenstandes.
LV 4: Tutorium (zum Seminar: Methodenauswahl und –anwendung)
[Tut] Tutorium Methoden II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Wahlpflichtbereich ⇑
Zu belegen sind zwei Module.
Epochenmodul I (300-1400, Mittelalter) ⇑
Epochenmodul II (1400-1800, Frühe Neuzeit) ⇑
LV 1: Vorlesung
[Vl] Objekte als Bildträger (AfK-Nr.: 122)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 12:00 - 14:00 Uhr | Alter Steinbacher Weg 44, 011 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Alter Steinbacher Weg 44, 011 |
Gefäße, Kleider, Waffen – sie alle konnten in der Frühen Neuzeit zu Bildträgern werden. Die Vorlesung stellt exemplarisch einige zentrale Objektgruppen vor, bei denen plastische Form und bildliche Darstellung eine enge Bindung eingehen. Sie weitet damit den Blick auf die angewandten Künste, die in der Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit meist im Schatten der Hauptgattungen Architektur, Bildhauerei, Grafik und Malerei stehen, und versucht, die damit verbundene Abgrenzung von den sogenannten freien Künsten produktiv aufzulösen.
LV 2: Seminar
[Si] Arbeiten mit Ton in der Frühen Neuzeit
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 14:00 - 16:00 Uhr | Rathenaustraße 10, 116 | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Rathenaustraße 10, 116 |
Das Material Ton und die Arbeit mit ihm sind in der zeitgenössischen Kunst gerade wieder sehr gefragt. Doch auch in der Frühen Neuzeit kam Ton auf vielfältige Weise zum Einsatz, wie etwa in kleinformatigen Skizzen für größere Skulpturen und Bronzeplastiken oder auch als Basismaterial für autonome Bildwerke und aufwendig bemalte Gefäße, Schalen und Teller. Im Seminar werden wir anhand ausgewählter Beispiele das Arbeiten mit Ton an der Schnittstelle von freier und angewandter Kunst vom 15. bis zum 17. Jahrhundert kennenlernen.
[Si] Bilder der Stadt. Zur visuellen Darstellung urbaner Lebensräume in der Frühen Neuzeit und der Moderne (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 08:00 - 10:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Der Siedlungstyp Stadt war und ist eine für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft entscheidende Größe. Bilder haben in seinem Zusammenhang große Bedeutung: Städte sind in ihrer Architektur und Raumordnung in vielerlei Hinsicht bildhaft, und bildliche Darstellungen spielen bei der Konzeption von „Stadt“ eine wichtige Rolle. Eine Lehrveranstaltung, die sich mit „Bildern der Stadt“ befasst, greift also ein auch für unser Leben zentrales Thema auf.
Vor diesem allgemeinen Hintergrund soll es uns darum gehen, in verschiedenen Lernformaten visuelle Darstellungen urbaner Lebensräume in der Frühen Neuzeit und der Moderne, ausgehend von konkreten Exempeln, in zweifacher Hinsicht intensiv zu befragen: Wie wurde und wird „Stadt“ repräsentiert bzw. visuell konstruiert? Und: Welche Funktion hatten und haben diese Darstellungen?
Thematisiert werden Beispiele des 15. bis 21. Jahrhunderts, die mannigfache Darstellungsformen von Stadt zeigen und unterschiedlichen Medien angehören (der Malerei, Druckgraphik und Fotografie sowie dem Film). Ziel des Seminars ist es, in historischer Perspektive einen Überblick über das Thema zu erarbeiten, um unser eigenes Lebensumfeld und die Rolle der Bilder darin in geschichtlicher Tiefenräumlichkeit zu verstehen.
[Si] Räume des Privaten? Barocke Interieurmalerei und ihre Rezeption in der Gegenwartskunst (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. II H, 008a | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008a |
Das Seminar geht barocken Darstellungen des Interieurs und den historischen Bedingungen seiner Entstehung nach. Der Schwerpunkt liegt auf der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und deren Lust am illusionistischen Schein, den sogenannten „betriegertjes“. Das Spiel zwischen Zeigen und Verbergen, Heimlichem im Häuslichen zeigt sich etwa in Jan Vermeer van Delfts Genreszenen mit weiblichen Figuren im Innenraum: Sie lesen, schreiben Briefe, trinken Wein, werden in Versuchung geführt oder musizieren und werden auf diese Weise zu Protagonistinnen innerhalb privater Sphären, bevor sich die Kategorien von Privatheit versus Öffentlichkeit als entscheidendes Merkmal der Moderne überhaupt etablieren. Handelt es sich um Räume des Privaten und welche Formen des Privaten gibt es, die sich im Bild zeigen könnten?
Neben der Klärung dieser Fragen ist ein weiteres Ziel des Seminars, sich sowohl mit verschiedenen Definitionen des Barock auseinanderzusetzen als auch methodisch unterschiedliche kunsthistorische Zugänge hinsichtlich der Deutungen barocker Bilder kennenzulernen. Sie bieten eine Grundlage, Rekurse auf barocke Topoi und Bildfindungen in der Moderne und Gegenwart systematisieren und analysieren zu können. Denn auffällig häufig bezieht sich moderne und gegenwärtige Kunst auf barocke Bildfindungen und Topoi. Eines der Beispiele innerhalb des Seminars ist die Videoinstallation „Fuck Patriarchy!“ (2004) von Mathilde ter Heijne, die Vermeers Innenraumdarstellungen auf gegenwärtige Fragestellungen hin umdeutet und sie mit dem Phänomen der häuslichen Gewalt verknüpft. Überraschende Perspektiven eröffnen sich auch auf die Serie „The Handmaid’s Tale“ (2017), die auf Margret Atwoods gleichnamiger Erzählung basiert und in der etwa Jan Vermeers „Dienstmagd mit Milchkrug“ (ca. 1658-1661) zum Schlüsselbild mutiert.
Epochenmodul III (ab 1800, Moderne und Gegenwart) ⇑
LV 2: Seminar
[Si] Skulptur, Installation, Situation: Zur Erweiterung des Plastischen in der Gegenwartskunst (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 10:00 - 12:00 Uhr | k.A. | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: k.A. |
Das Seminar untersucht sowohl historische als auch aktuelle künstlerische Praktiken, die die Gattung der Skulptur beziehungsweise der Plastik zur Installation erweitern und auf diese Weise entscheidend verändern. Im Mittelpunkt stehen künstlerische Positionen, die sich mit Konzepten wie Ortsspezifität (z.B. Richard Serra, Rebecca Horn) und Institutionskritik (z.B. Daniel Buren) auseinandersetzen und auf eine kritische Reflexion der räumlichen sowie institutionellen Kontexte abzielen. Dabei wird auch diskutiert, inwiefern Ortsspezifität zu einem entleerten Begriff werden kann, der nicht nur kritische Zugriffe ermöglicht, sondern auf rein formale Bezüge reduziert wird (vgl. Claudia Büttner) – verschiedene Auffassungen von Ortsspezifität sollen daher eingehend erörtert werden.
Zudem werden Aspekte der Selbstperformanz (z.B. Anna Oppermann, Tracey Emin), der Theatralität (vgl. Michael Fried) sowie der sammlerischen Formen von Installationen fokussiert (z.B. Marcel Broodthaers, Annette Messager). Eine wesentliche Frage wird dabei immer wieder sein, wie unterschiedlich sich die betrachter*innenorientierte Konzeption von Installationen darstellt und welche Rolle die Minimal Art in dieser Entwicklung gespielt hat. Schließlich widmet sich das Seminar auch den kinematographischen Aspekten von Installationen. Etwa anhand der Arbeiten von Hito Steyerl, wird untersucht, welche Schnittstellen zwischen visuellen Medien, performativen Strategien und kritischer Kunstpraxis entstehen und wie sowohl Raum als auch Betrachter*innen dynamisiert werden: „Hell Yeah We Fuck Die“ (Hito Steyerl, Kunsthalle Mannheim, bis zum 4.5.2025).
Aufbaumodul I: Epochenübergreifende Themen und Fallstudien zu kunst- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (LV 1 und LV 2). Werden zwei aufeinander bezogene Seminare zum selben Thema angeboten, sind beide zu belegen (eines in "LV 1: Seminar 1", das andere in "LV 2: Seminar 2").
LV 1: Seminar 1
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
LV 2: Seminar 2
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
Aufbaumodul II: Epochenübergreifende Themen und Fallstudien zu kunst- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen ⇑
Zu belegen sind zwei Seminare (LV 1 und LV 2). Werden zwei aufeinander bezogene Seminare zum selben Thema angeboten, sind beide zu belegen (eines in "LV 1: Seminar 1", das andere in "LV 2: Seminar 2").
LV 1: Seminar 1
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
LV 2: Seminar 2
[Si] „Große Künstler“, „Meisterwerke“. Kanonbildung und Kanonkritik in der Kunstgeschichte (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Geschichte wird stark von der Vorstellung bestimmt, dass es maßstabsetzende „große Künstler“ und „Meisterwerke“ gebe. Dies spiegelt sich in der von Medien und Publikumsausstellungen bestimmten öffentlichen Auseinandersetzung mit Kunst, gilt aber auch für die akademische Beschäftigung mit dem Gegenstand.
In jüngerer Zeit sind zurecht Zweifel an solchen Einschätzungen geäußert worden: Warum sind „große Künstler“ männlich, wer erklärt eine kleine Gruppe von Artefakten zu „Meisterwerken“, und wieso gerät lediglich ein im Weltmaßstab enger Kreis von Gegenständen westlicher Provenienz in den Blick, wenn von „Kunst“ die Rede ist?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unser Seminar (1) mit den „Kanonbildung“ genannten historischen Prozessen, die zur Privilegierung bestimmter Künstler und Werke geführt haben. Genauso interessant für uns sind (2) aber auch die als „Kanonkritik“ bezeichneten Vorgänge, die – vor allem in wissenschaftlicher Literatur – einen bestehenden Kanon diskutieren und korrigieren.
In den Blick geraten auf diese Weise Künstler und Künstlerinnen, Werke, Kunstinstitutionen und Kunstliteratur. Anhand von Fallbeispielen aus diesen vier Bereichen erörtern wir die Frage, unter welchen Bedingungen, innerhalb welcher Kontexte und mit welchem Interesse Kanones im Bereich der bildenden Künste etabliert und demontiert wurden und werden.
Ziel der Veranstaltung ist es, der zu einfachen Entsorgung überkommener kultureller Werte und Wertungen intelligente Einsichten in deren historische Gebundenheit entgegenzusetzen ebenso wie ein aktuelles Verständnis von Gegenständen, die als kulturelles Erbe konstruiert wurden.
[Si] Biennalisierung: Theorie und Geschichte temporärer Großausstellungen im globalen Kontext
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Dieses Seminar untersucht das Phänomen der Biennalisierung – die zunehmende Verbreitung großer, wiederkehrender Kunstausstellungen, bekannt als Biennalen – und seine Rolle in globalisierten Kunstlandschaften im 20. und 21. Jahrhundert. Seit der Eröffnung der Biennale von Venedig im Jahr 1895 hat sich dieser Ausstellugstypus vermehrt und finden sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch außerhalb Europas im Globalen Süden sowie in sozialistischen Ländern Osteuropas. Biennalen ermöglichen den kulturellen Austausch, bieten eine Plattform für künstlerische sowie kuratorische Experimente und tragen zur Profilierung bestimmter Orte bei, weshalb sich hier Interessen der Kunstwelt, der Kulturpolitik und des Stadtmarketings überschneiden. Dieses Seminar beleuchtet die historische Entwicklung und die theoretischen Grundlagen von Biennalen unter berücksichtigung von wegweisenden Formaten wie der Biennale von São Paulo, der documenta oder der Grafikbiennale Ljubljana sowie jüngerer Plattformen für künstlerischen Aktivismus wie die Istanbul Biennale oder die OFF-Biennale Budapest. Der Kurs widmet sich kuratorischen, repräsentationskritischen, kulturpolitischen und postkolonialen Fragetsellungen.
[Si] Die Wege des Elfenbeins. Mobilität, Rezeption und Transkulturalität eines künstlerischen Materials in der Vormoderne (1100-1700)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Elfenbein stellte nicht erst in der Antike, sondern schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit einen wertvollen und hochgeschätzten sowie in seiner Bearbeitung anspruchsvollen Werkstoff dar. Das Seminar widmet sich diesem tierischen Material in seinen facettenreichen Rollen nicht allein als vielrezipiertes Medium und Gestaltungsherausforderung bildschnitzerischer Zuwendungen und Ausdrucksmöglichkeiten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, sondern fragt zudem nach seiner außereuropäischen Herkunft und Verbreitung, seiner Bedeutung und Mobilität im Handel und den damit einhergehenden inter- und transkulturellen Dynamiken, also den Bedingungen und Reichweiten seines Überschreitens von kulturellen, geopolitischen und ideologischen Grenzen. Elfenbein wird dabei als ein künstlerisches Material sichtbar, das in globalen Kontexten und im Rahmen einer Verflechtungsgeschichte »agiert«, in der europäische und außereuropäische Perspektiven nicht nur koexistieren, sondern sich auch wechselseitig beeinflussen, konturieren und konkurrieren. Dabei wird Elfenbein sowohl als Verhandlungsraum als auch Projektionsfläche unterschiedlichster Bedürfnisse und Interessen sowie deren Referenzsystemen (u.a. Mythologie, Religion, Ökonomie, Politik, Geschlecht) erkennbar. Im Seminar werden wir uns diesen Themenhorizonten und Aspekten über eine Vielzahl von Artefakten, ihre spezifische materiale Dimension, ihre Funktion und Medialität sowie ausgewählte deutsch- und englischsprachige Fachliteratur aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nähern.
[Si] Visueller Antisemitismus. Seine Geschichte und Gegenwart (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
„Im übrigen ist der Kampf gegen den Antisemitismus Eure Angelegenheit. Bedroht uns dieser Haß manchmal aufs gefährlichste, so ist er doch Eure Krankheit, er ist das Übel, das Euch verfolgt.“ Manès Sperber, 1979
„Dann noch ein Krieg, die Menschen sprachen darüber, sie waren sich nicht einig, etwas veränderte sich, früher konnte man in der WG eigentlich über alles sprechen, jeder mit jedem, jetzt konnte man immer noch über alles sprechen, aber nicht jeder mit jedem, etwas hatte sich verschoben, durch Erfahrung.“ René Pollesch: ja nichts ist okay, 2024
„Sicher sind wir nicht geblieben.“ Laura Cazés, 2022
Die Antisemitismusforschung ist breit gefächert und in unterschiedlichen Disziplinen verankert. Doch in Bezug auf den visuellen Antisemitismus lässt sich feststellen, dass es zwar etliche Forschungen aus der Kunstgeschichte, der Geschichte, der Medien- und Filmwissenschaft, der Literaturwissenschaft und den Theologien gibt, doch dies sind eher vereinzelte Studien, die als „Special Interest“-Thematik wenig Anschlussforschung ausgelöst und vor allem bis dato keinen systematischen Eingang in die Kunstgeschichte oder generell in die Geisteswissenschaften gefunden haben. Forschung zu visuellem Antisemitismus, die sich nicht nur mit spezifischen Topoi wie die antisemitische Karikatur, die sogenannte „Judensau“ oder die orientalisierte „schöne Jüdin“ auseinandersetzen, sondern auch systematisch mit impliziten Formen und strukturellem Antisemitismus sowie der Selbstpositionierung und Sichtbarkeit der vermeintlich „jüdisch Anderen“, steht in großen Teilen innerhalb der Disziplin der Kunstgeschichte noch aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass visueller Antisemitismus nur selten erkannt wird. Dies verbindet sich mit weiteren blinden Flecken. So wird Antisemitismus per se immer noch vor allem in der nationalsozialistischen Vergangenheit verankert, seine Allgegenwart sowohl in der Sprache der Judenfeindschaft als auch in der antijüdischen bildlichen Darstellung ausgeblendet. Das Seminar thematisiert diese Leerstellen und Unsichtbarkeiten aus der Gegenwartsperspektive jüdischer Stimmen; zugleich analysiert es exemplarisch die genannten historischen Topoi mitsamt ihrer Neuformulierungen. Ein Fokus des Seminars liegt auf der Konstruktion des „jüdischen Körpers“ in Kunst und Alltagskultur. Ein Beispiel dafür ist die vermeintliche „jüdische Nase“, die aus der Perspektive der Antisemit*innen das verunsichernd Unsichtbare des Jüdischen in die Sichtbarkeit rücken und markieren soll. Ein weiterer Großteil der Mythen und Bilder des Antisemitismus kreist um das Blut, sei es in Bezug auf Ritualmordbeschuldigungen im christlichen Antijudaismus als auch in Bezug auf die sogenannte „Blutschande“ der NS-Propaganda.
Die zentralen Fragen des Seminars lauten: Wie verbinden sich historische Formen des visuell konstruierten „jüdisch Anderen“ mit judenfeindlichen Bildern der Gegenwart und welche Funktionen erfüllen diese antisemitischen Zerrbilder? In intersektionaler Perspektive fragt das Seminar weiterhin danach, wie sich der visuelle Antisemitismus mit weiteren Konstruktionen des „Anderen“ verknüpft und sein Bildvokabular rassistisch und sexistisch auflädt.
Eine Exkursion nach Frankfurt in das Museum Judengasse und das Jüdische Museum Frankfurt ist geplant.
Literatur zur Einführung:
- Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 7 Bde, bes. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien, Berlin/München/Boston 2010, Bd. 7: Literatur, Film, Theater und Kunst, Berlin/München/Boston 2015 beide online in der Uni-Bib.
- J. Coffey/ V. Laumann: Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen, Berlin 2021
- S. Rohrbacher, M. Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei Hamburg 1991.
- J.H. Schoeps, J. Schlör (Hg.): Bilder der Judenfeinschaft. Antisemitismus, Vorurteile und Mythen, Augsburg 1999.
Nebenfach 30 CP ⇑
Pflichtbereich ⇑
Basismodul: Einführung in das Studium der Kunstgeschichte ⇑
LV 1 und LV 5 werden im Wintersemester angeboten (1. Studiensemester), LV 2, LV 3 und LV 4 im Sommersemester (2. Studiensemester).
LV 1: Seminar (Einführung in das Studium der Kunstgeschichte I) ⇑
LV 2: Seminar (Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II) ⇑
[Si] Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 14.06.2025 Uhr, Raum: Kassel |
Im zweiten Teil des Einführungskurses widmen wir uns den Grundlagen der Ikonographie, d.h. der Bestimmung und Deutung von Bildinhalten. Zudem erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Gattungen und Techniken der bildenden Kunst.
Literatur:
Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten, München 2013.
Heinrich Krauss, Eva Uthemann: Was Bilder erzählen. Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum in der abendländischen Malerei, München 1987.
Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2016.
Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, 3 Bd., Stuttgart 1984-2002.
LV 3: Exkursion (Kunstdenkmäler in der Region) ⇑
[Si] Einführung in das Studium der Kunstgeschichte II
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 14.06.2025 Uhr, Raum: Kassel |
Im zweiten Teil des Einführungskurses widmen wir uns den Grundlagen der Ikonographie, d.h. der Bestimmung und Deutung von Bildinhalten. Zudem erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Gattungen und Techniken der bildenden Kunst.
Literatur:
Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten, München 2013.
Heinrich Krauss, Eva Uthemann: Was Bilder erzählen. Die klassischen Geschichten aus Antike und Christentum in der abendländischen Malerei, München 1987.
Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2016.
Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, 3 Bd., Stuttgart 1984-2002.
LV 4: Übung (Baugeschichte) ⇑
[Ü] Architekturterminologie
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 05.06.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Kein Themenfeld des Faches Kunstgeschichte bietet eine so klar bestimmte Fachterminologie wie die Architekturgeschichte. Die große Zahl an Fachbegriffen ist für viele zunächst abschreckend, doch sie bietet die gute Chance, visuelle Phänomene präzise in Sprache zu fassen.
Die Übung verfolgt daher das Ziel, Studierende mit Grundzügen dieser Terminologie vertraut zu machen die Fähigkeiten zum selbständigen Beschreiben von Bauwerke zu vermitteln.
Wir werden exemplarisch Bauwerke aus der Breite der europäischen Architekturgeschichte kennenlernen, an denen sich auch epochen- resp. stilspezifische Besonderheiten dieser Fachsprache üben lassen.
LV 5: Tutorium (zum Seminar: Einführung in das Studium der Kunstgeschichte I) ⇑
Wahlpflichtbereich ⇑
Zu belegen sind zwei Module.
Epochenmodul I (300-1400, Mittelalter) ⇑
Epochenmodul II (1400-1800, Frühe Neuzeit) ⇑
LV 1: Vorlesung
[Vl] Objekte als Bildträger (AfK-Nr.: 122)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 12:00 - 14:00 Uhr | Alter Steinbacher Weg 44, 011 | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Alter Steinbacher Weg 44, 011 |
Gefäße, Kleider, Waffen – sie alle konnten in der Frühen Neuzeit zu Bildträgern werden. Die Vorlesung stellt exemplarisch einige zentrale Objektgruppen vor, bei denen plastische Form und bildliche Darstellung eine enge Bindung eingehen. Sie weitet damit den Blick auf die angewandten Künste, die in der Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit meist im Schatten der Hauptgattungen Architektur, Bildhauerei, Grafik und Malerei stehen, und versucht, die damit verbundene Abgrenzung von den sogenannten freien Künsten produktiv aufzulösen.
LV 2: Seminar
[Si] Arbeiten mit Ton in der Frühen Neuzeit
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 14:00 - 16:00 Uhr | Rathenaustraße 10, 116 | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Rathenaustraße 10, 116 |
Das Material Ton und die Arbeit mit ihm sind in der zeitgenössischen Kunst gerade wieder sehr gefragt. Doch auch in der Frühen Neuzeit kam Ton auf vielfältige Weise zum Einsatz, wie etwa in kleinformatigen Skizzen für größere Skulpturen und Bronzeplastiken oder auch als Basismaterial für autonome Bildwerke und aufwendig bemalte Gefäße, Schalen und Teller. Im Seminar werden wir anhand ausgewählter Beispiele das Arbeiten mit Ton an der Schnittstelle von freier und angewandter Kunst vom 15. bis zum 17. Jahrhundert kennenlernen.
[Si] Bilder der Stadt. Zur visuellen Darstellung urbaner Lebensräume in der Frühen Neuzeit und der Moderne (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 08:00 - 10:00 Uhr | Phil. II H, 008c | |
nächster Termin: 03.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008c |
Der Siedlungstyp Stadt war und ist eine für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft entscheidende Größe. Bilder haben in seinem Zusammenhang große Bedeutung: Städte sind in ihrer Architektur und Raumordnung in vielerlei Hinsicht bildhaft, und bildliche Darstellungen spielen bei der Konzeption von „Stadt“ eine wichtige Rolle. Eine Lehrveranstaltung, die sich mit „Bildern der Stadt“ befasst, greift also ein auch für unser Leben zentrales Thema auf.
Vor diesem allgemeinen Hintergrund soll es uns darum gehen, in verschiedenen Lernformaten visuelle Darstellungen urbaner Lebensräume in der Frühen Neuzeit und der Moderne, ausgehend von konkreten Exempeln, in zweifacher Hinsicht intensiv zu befragen: Wie wurde und wird „Stadt“ repräsentiert bzw. visuell konstruiert? Und: Welche Funktion hatten und haben diese Darstellungen?
Thematisiert werden Beispiele des 15. bis 21. Jahrhunderts, die mannigfache Darstellungsformen von Stadt zeigen und unterschiedlichen Medien angehören (der Malerei, Druckgraphik und Fotografie sowie dem Film). Ziel des Seminars ist es, in historischer Perspektive einen Überblick über das Thema zu erarbeiten, um unser eigenes Lebensumfeld und die Rolle der Bilder darin in geschichtlicher Tiefenräumlichkeit zu verstehen.
[Si] Räume des Privaten? Barocke Interieurmalerei und ihre Rezeption in der Gegenwartskunst (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. II H, 008a | |
nächster Termin: 16.06.2025 Uhr, Raum: Phil. II H, 008a |
Das Seminar geht barocken Darstellungen des Interieurs und den historischen Bedingungen seiner Entstehung nach. Der Schwerpunkt liegt auf der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und deren Lust am illusionistischen Schein, den sogenannten „betriegertjes“. Das Spiel zwischen Zeigen und Verbergen, Heimlichem im Häuslichen zeigt sich etwa in Jan Vermeer van Delfts Genreszenen mit weiblichen Figuren im Innenraum: Sie lesen, schreiben Briefe, trinken Wein, werden in Versuchung geführt oder musizieren und werden auf diese Weise zu Protagonistinnen innerhalb privater Sphären, bevor sich die Kategorien von Privatheit versus Öffentlichkeit als entscheidendes Merkmal der Moderne überhaupt etablieren. Handelt es sich um Räume des Privaten und welche Formen des Privaten gibt es, die sich im Bild zeigen könnten?
Neben der Klärung dieser Fragen ist ein weiteres Ziel des Seminars, sich sowohl mit verschiedenen Definitionen des Barock auseinanderzusetzen als auch methodisch unterschiedliche kunsthistorische Zugänge hinsichtlich der Deutungen barocker Bilder kennenzulernen. Sie bieten eine Grundlage, Rekurse auf barocke Topoi und Bildfindungen in der Moderne und Gegenwart systematisieren und analysieren zu können. Denn auffällig häufig bezieht sich moderne und gegenwärtige Kunst auf barocke Bildfindungen und Topoi. Eines der Beispiele innerhalb des Seminars ist die Videoinstallation „Fuck Patriarchy!“ (2004) von Mathilde ter Heijne, die Vermeers Innenraumdarstellungen auf gegenwärtige Fragestellungen hin umdeutet und sie mit dem Phänomen der häuslichen Gewalt verknüpft. Überraschende Perspektiven eröffnen sich auch auf die Serie „The Handmaid’s Tale“ (2017), die auf Margret Atwoods gleichnamiger Erzählung basiert und in der etwa Jan Vermeers „Dienstmagd mit Milchkrug“ (ca. 1658-1661) zum Schlüsselbild mutiert.
Epochenmodul III (ab 1800, Moderne und Gegenwart) ⇑
LV 2: Seminar
[Si] Skulptur, Installation, Situation: Zur Erweiterung des Plastischen in der Gegenwartskunst (KG/KW-Seminar)
regelmäßiger Termin ab 23.04.2025 | ||
wöchentlich Mi. 10:00 - 12:00 Uhr | k.A. | |
nächster Termin: 04.06.2025 Uhr, Raum: k.A. |
Das Seminar untersucht sowohl historische als auch aktuelle künstlerische Praktiken, die die Gattung der Skulptur beziehungsweise der Plastik zur Installation erweitern und auf diese Weise entscheidend verändern. Im Mittelpunkt stehen künstlerische Positionen, die sich mit Konzepten wie Ortsspezifität (z.B. Richard Serra, Rebecca Horn) und Institutionskritik (z.B. Daniel Buren) auseinandersetzen und auf eine kritische Reflexion der räumlichen sowie institutionellen Kontexte abzielen. Dabei wird auch diskutiert, inwiefern Ortsspezifität zu einem entleerten Begriff werden kann, der nicht nur kritische Zugriffe ermöglicht, sondern auf rein formale Bezüge reduziert wird (vgl. Claudia Büttner) – verschiedene Auffassungen von Ortsspezifität sollen daher eingehend erörtert werden.
Zudem werden Aspekte der Selbstperformanz (z.B. Anna Oppermann, Tracey Emin), der Theatralität (vgl. Michael Fried) sowie der sammlerischen Formen von Installationen fokussiert (z.B. Marcel Broodthaers, Annette Messager). Eine wesentliche Frage wird dabei immer wieder sein, wie unterschiedlich sich die betrachter*innenorientierte Konzeption von Installationen darstellt und welche Rolle die Minimal Art in dieser Entwicklung gespielt hat. Schließlich widmet sich das Seminar auch den kinematographischen Aspekten von Installationen. Etwa anhand der Arbeiten von Hito Steyerl, wird untersucht, welche Schnittstellen zwischen visuellen Medien, performativen Strategien und kritischer Kunstpraxis entstehen und wie sowohl Raum als auch Betrachter*innen dynamisiert werden: „Hell Yeah We Fuck Die“ (Hito Steyerl, Kunsthalle Mannheim, bis zum 4.5.2025).