Fachbereich 04: Geschichts- und Kulturwissenschaften - Geschichte - Kombinations-Bachelorstudiengänge "Geschichte" (Studienbeginn ab Wintersemester 2022/23)
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 5 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Zeit der Ottonen (919-1024) gilt als eine weichenstellende Epoche für die gesamteuropäische Geschichte. Aus dem Erbe des alten karolingischen Großreichs entstanden neben dem westfränkischen und dem burgundischen Teilreich ein ostfränkisches Reich, dessen Könige nicht mehr Karolinger, sondern Angehörige der sächsischen Adelsfamilie der Liudolfinger waren. Sie knüpften an ihre karolingischen Vorgänger an, schufen aber doch eine neue politische Ordnung, die in der älteren Forschung stets als Beginn der deutschen Geschichte betrachtet wurde. Kirche und Adel formierten sich im ottonischen Reich als tragende Säulen der Königsherrschaft. Klösterliche Kultur, Mission und Expansion östlich der Elbe und imperiales Ausgreifen nach Italien kennzeichnen die Entwicklung. Die Forschung der zurückliegenden 30 Jahre hat dabei eine Fülle neuer Erkenntnisse und Interpretationen erarbeitet, die in vielen Aspekten konträr zur älteren Forschung stehen und einen ganz neuen Einblick in Herrschaft und Gesellschaft des 10. Jhs. ermöglichen. Die Vorlesung wird für alle Module angeboten. Im Rahmen des Grundagenmoduls Mittelalter wird in der letzten Vorlesungsdoppelstunde am 10.02.2026 eine Klausur geschrieben. Die Vorlesung am 16.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität Pescara-Chieti ausfallen.
Literatur: Althoff, Gerd/ Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008; Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000; Ehlers, Joachim: Die Entstehung des deutschen Reiches (Enzyklopädie deutscher Geschichte 31), 2. Aufl. München 1998; Goetz, Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, 500-1050 (Handbuch der Geschichte Europas 2), Stuttgart 2003; Huschner, Wolfgang: Transalpine Kommunikation im Mittelalter. Diplomatische, kulturelle und politische Wechselwirkungen zwischen Italien und dem nordalpinen Reich (9.–11. Jahrhundert), 3 Bde. (MGH Schriften 52), Hannover 2003; Huschner, Wolfgang: Der ottonische Kaiserhof (962–1002). Aufgabenspektrum und Personalstruktur, in: Le corti nell’alto Medioevo, 2 Bde. (Settimane di studio della Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 62), Spoleto 2015, S. 197–230; Keller, Hagen: Die Ottonen, 6. Aufl. München 2021.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Das 10. Jahrhundert wurde in Bezug auf umwelt-, wirtschafts- und siedlungsgeschichtliche Fragen bisher hauptsächlich als Übergangsphase zwischen den bedeutenden Leistungen der Karolingerzeit und der Aufschwungsperiode des Hochmittelalters aufgefasst, eher randständig betrachtet. Hinzu kommt, dass die angesprochenen Forschungsbereiche in der deutschsprachigen Mediävistik im Vergleich zur französischen oder englischen weniger zentral verankert sind. Das hat sich in den letzten Jahren im Zuge der gegenwärtigen gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen jedoch schrittweise geändert. Die Übung richtet deshalb ihren Fokus auf unterschiedliche Akteursgruppen des 10. Jahrhunderts und ihre ökonomischen Lebensgrundlagen vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Umwelt und Siedlung. Dabei werden auch neuere Ansätze aus den Bereichen der Klimageschichte und der historischen Nachhaltigkeitsforschung thematisiert. Auf dieser thematischen Basis wird in die einzelnen Quellengattungen des Mittelalters und die Historischen Hilfswissenschaften eingeführt sowie eine quellenbasierte geschichtswissenschaftliche Arbeitspraxis vermittelt und eingeübt. Da in der Übung originalsprachliche Quellen gelesen und analysiert werden, sind für Studierende im Lehramt (L3) und Studierende im Hauptfach Bachelor Lateinkenntnisse im Umfang von Latein I vorauszusetzen.
Einführende/ grundlegende Literatur: Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2014. Schulz, Günther u. a. (Hrsg.): Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete, Probleme, Perspektiven. 100. Jahre Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart 2005.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
Gegenstand der Veranstaltung sind das Einüben von Arbeitstechniken aus den Bereichen der Hilfswissenschaften, der Umgang mit Quellen in Originalsprache, Digital History und die Einführung in methodische Grundprobleme der Geschichtswissenschaft. Für das Studium der Vormoderne spielen Texte in mittelalterlichem / frühneuzeitlichem Deutsch eine zentrale Rolle. Wichtige Editionen, wie beispielsweise die Chroniken der deutschen Städte und zahlreiche weitere Quellenausgaben des späten 19. und frühen 20. Jhs sind zwar inzwischen teilweise auch in digitalisierter Form zugänglich, verwenden aber die damals weit verbreitete Frakturschrift. In der Veranstaltung wird der Umgang mit solchen Texten/Sprachformen/Schriften anhand der Lektüre und Interpretation von Beispielen, besonders aus dem Bereich der mittelalterlichen Stadtgeschichte, geübt.
Allgemeine Einführung: - Hans Werner GOETZ, Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4. Auflage, Stuttgart, 2014 [auch online verfügbar].
Historische Hilfswissenschaften: - Ahasver VON BRANDT, Werkzeug des Historikers, 18. Auflage, Stuttgart, 2012 (mit Literaturnachträgen). - Martina HARTMANN, Mittelalterliche Geschichte studieren, 4. Aufl., Konstanz, München, 2017. - Hiram KÜMPER, Materialwissenschaft Mediävistik: Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Paderborn u. a. 2014 [vorhanden in Buchform und als E-Book]. - Christian ROHR, Historische Hilfswissenschaften. Eine Einführung, Wien, Köln, Weimar, 2015 [vorhanden in Buchform und als E-Book]. - Gerhard THEUERKAUF, Einführung in die Interpretation historischer Quellen. Schwerpunkt: Mittelalter, Paderborn u.a., 1991.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
In der Übung werden propädeutische Aspekte vertiefend thematisiert und entsprechende Techniken eingeübt sowie methodische Grundprobleme der historischen Forschung einführend thematisiert. Neben der Befassung mit einzelnen Hilfswissenschaften (z. B. Paläographie und Diplomatik) werden digitale Hilfsmittel und Ressourcen vorgestellt und ihre Verwendung eingeübt sowie Sprachkompetenzen (Mittellatein) gefördert. Daneben richtet sich der Fokus auf grundlegende Arbeitstechniken. Das betrifft bspw. die Literatur- und Quellenrecherche und wissenschaftliche Lesekompetenzen.
Literatur: Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart, 18. Aufl., 2012. Brauer, Michael: Quellen des Mittelalters, Paderborn 2013. Freytag, Nils / Piereth, Wolfgang: Kursbuch Geschichte. Tipps und Regeln für wissenschaftliches Arbeiten, Paderborn, 5. Aufl., 2011. Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2014. Jordan, Steffen: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, Paderborn, 3. Aufl., 2016. Kümper, Hiram: Materialwissenschaft Mediävistik. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Paderborn 2014.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
In der älteren Forschung galt Heinrich I. als der erste deutsche König und mit ihm schien die deutsche Geschichte eigentlich erst zu beginnen. Doch längst hat sich unser Blick auf die politische und kulturelle Entwicklung im 10. Jahrhundert verändert. Was „deutsch“ sei, hätte in dieser Zeit noch niemand beantworten können. Man lebte in der Tradition des Frankenreichs Karls des Großen, das in verschiedenen Nachfolgereichen im Westen, Süden und Osten weiterlebte. Das Ostfränkische Reich etablierte sich dabei als ein vergleichsweise stabiler Verband, dessen wichtigste Stützen neben den Bischöfen und Äbten der großen Königsklöster die Herzöge in Bayern, Schwaben, Sachsen und Franken waren. Mit dem sächsischen Herzog Heinrich wählten die ostfränkischen Großen im Jahr 919 zum ersten Mal einen König, der nicht aus dem fränkischen, sondern aus dem sächsischen Adel stammte. Heinrich setzte dann auch ganz eigene Akzente im Umgang mit dem Adel und der Kirche. Im Proseminar werden wir historiographische und urkundliche Quellen lesen, um die Besonderheiten der Politik Heinrichs I. zu diskutieren. Dabei werden wir Themen, Fragestellungen und Methoden der Mittelalterforschung kennenlernen. Das Seminar ist offen für Studierende im BA Hauptfach und im Lehramt Gymnasium. Die Sitzung am 15.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität in Pescara-Chieti ausfallen und nachgeholt.
Literatur: Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008. – Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000, 3. Aufl. Stuttgart 2013. – Althoff, Gerd: Verwandte, Freunde und Getreue. Zum politischen Stellenwert der Gruppenbindungen im früheren Mittelalter, Darmstadt 1990. – Althoff, Gerd: Amicitiae und Pacta. Bündnis, Einung, Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10. Jahrhundert (MGH Schriften 37), Hannover 1992. – Keller, Hagen: Die Ottonen, 4. Aufl. München 2008. – Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier (Geschichte kompakt), Darmstadt 2002. – Schneidmüller, Bernd: Konsensuale Herrschaft. Ein Essay über Formen und Konzepte politischer Ordnung im Mittelalter, in: Reich, Regionen und Europa in Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Peter Moraw, hg. von Paul-Joachim Heinig u.a. (Historische Forschungen 67), Berlin 2000, S. 53–87.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Seit der Diskussion um die rechte und falsche Lehre zur Zeit des Urchristentums treten zahlreiche häretische Gruppen in Erscheinung: Manichäer, Bogomilen, Katharer, Waldenser, Hussiten und viele dergleichen. Zunächst bedeutet „Häresie“ das Beharren auf einer Schriftauslegung, die von jener der institutionellen Kirche abweicht. Wer aber konkret unter bestimmten Umständen als Häretiker galt, unterlag Veränderungen. Selbst sah sich niemand als „Ketzer“, sondern immer als Vertreter des rechten Glaubens. Welche kirchlichen Definitionen des Häresiebegriffs gibt es also, und welche Strategien verfolgte die institutionelle Kirche im Umgang mit der von ihr als häretisch konzeptualisierten Gruppen und Personen? Wie entwickelte sich schließlich die mittelalterliche Inquisition als Umgangsweise mit Häretikern? Welche Inhalte, Selbstverständnisse und Fremdbilder lassen sich in der breiten kirchlichen Überlieferung und in den spärlicher überlieferten „ketzerischen“ Quellen nachverfolgen? Diesen und anderen Fragen wird im Seminar anhand ausgewählter Quellen und einschlägiger Literatur nachgegangen. Begleitend werden die Grundlagen zur Erstellung einer wissenschaftlichen Hausarbeit eingeübt. Literatur: Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, Stuttgart 4. Aufl. 2014; Jordan, Stefan: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaften, 3. Aufl. Paderborn 2016; Oberste, Jörg: Ketzerei und Inquisition im Mittelalter (Geschichte kompakt), 2. Aufl. Darmstadt 2012.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Frühe Neuzeit (ca. 1500 – 1800) gerät als Epoche immer mehr in den Hintergrund, weil sie für ein gegenwartsorientiertes Geschichtsinteresse oft nur die Vorgeschichte der Moderne darstellt. In den Lehrplänen kommt sie nur noch sporadisch vor, allenfalls Luthers Reformation oder Französische Revolution werden noch intensiver behandelt. Damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Die Vorlesung möchte anhand von Schlüsselereignissen – je eins pro Vorlesungssitzung – mit einer Art „Best of Frühe Neuzeit“ die Fülle und Spannungsbreite der Frühen Neuzeit vorführen. Lit: Thomas Maissen, Geschichte der Frühen Neuzeit, 2013 (Beck Wissen); Wolfgang Behringer, Frühe Neuzeit, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 4 (2006), Sp. 80-87.
Die Vorlesungsreihe bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte Südosteuropas in der frühen Neuzeit (ca. 1453 bis 1821). Sie behandelt politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen in der Region und untersucht die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Ethnien und Reichen und dient als Einführung in die Geschichte des Balkans und des östlichen Mittelmeer- Raums in der Frühen Neuzeit. Die Vorlesung enthält digitale Elemente. Als Einstieg empfehle ich https://tellmeahistory.net/tmah009-die-osmanen-i/ (letzter Zugriff 01.09.2025)
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Frage nach dem Alltag in der Vergangenheit, in diesem Fall in der Frühen Neuzeit (c. 1500 – c 1800), bietet eine Vielzahl von Untersuchungsfeldern der Lebensformen im städtischen und ländlichen Raum. Einen ersten Überblick bietet das Werk von Paul Münch „Lebensformen in der Frühen Neuzeit“. Ziel der Übung ist es, dass die Studierenden eine eigene Fragestellung formulieren und diese im Verlauf der Übung in Form eines Quellenkommentars bearbeiten. Dafür werden zentrale Punkte einer Recherche von der Erstellung einer Fragestellung, der Sichtung von Forschungsliteratur, dem gezielten Suchen von archivalischem Quellenmaterial in Archiven für die Bearbeitung der Fragestellung gemeinsam besprochen und debattiert. Die Sitzungen finden in „Hands-on“ Veranstaltungen statt. Dafür ist es erforderlich, dass die Studierenden Laptops, Tablets o.a. elektronische Endgeräte mit Internetzugang mitbringen.
Teil der Veranstaltung ist ein Workshop im Hessischen Staatsarchiv Marburg.
In dieser Quellenübung geht es um das frühneuzeitliche Reisen und der Mobilität in der Zeit von 1500 bis etwa 1850, und zwar in all seinen Facetten. Wer reiste wohin? Welche Reisewege und routen gab es? Wie wurde überhaupt gereist? Womit bewegte man sich fort? Zu welchem Zweck machten sich Menschen überhaupt auf den Weg? Welche Papiere brauchte man/frau auf einer Reise und wo konnte man übernachten? Wieviel kostete so eine Reise? Im Mittelpunkt der Übung stehen Quellen zur Geschichte der Mobilität im frühneuzeitlichen Südosteuropa, also dem Balkan und dem östlichen Mittelmeer-Raum und die Frage, wie wir Sie lesen, verstehen und interpretieren können. Die Übung bietet einen Einstieg in die Arbeit mit Text- und Bildquellen aus dem und über das frühneuzeitliche Südosteuropa. Die Teilnahme an der 1. Sitzung ist verpflichtend. Als Einstieg zum Hören: https://tellmeahistory.net/tmah057-unterwegs-im-osmanischen-reich/ (letzter Zugriff 01.09.2025)
Die Frühe Neuzeit brachte eine stetige Entwicklung neuer Kriegstechniken und ein starkes Anwachsen der Heeresgrößen mit sich. Den Herrschaftsträgern drängten sich damit laufend Fragen der Finanzierung und Ressourcenmobilisierung auf. Die Entwicklung moderner Staatlichkeit und Verwaltung wird heute in engem Zusammenhang mit dieser Problemstellung gesehen. Vor allem die Versorgung und Bezahlung von Kämpfern stellte eine Herausforderung dar: Man konnte sie zwischenzeitlich kaum anders als durch die Tolerierung eigenständiger Plünderung und Beutenahme bereitstellen, bevor geregeltere und zentrale Versorgungs- und Finanzierungssysteme ausgebaut wurden. Die Einstellung und Entlohnung des notwendigen Personals wurde zunächst noch an Kriegsunternehmer übertragen und erst mit der Etablierung stehender Heere stärker in staatliche Hand genommen.
In der Übung nehmen wir Quellen aus den Territorien des Heiligen Römischen Reichs in den Blick, und dies mit einem inhaltlichen Schwerpunkt: Von Interesse ist für uns besonders die Aufbringung von Geldmitteln und weiteren Ressourcen aus den bekriegten Gebieten – samt den Konsequenzen sowohl für die örtliche Bevölkerung als auch für die Kriegsleute. In diesem Kontext bietet sich eine Fülle verschiedener Quellenarten dar: Selbstzeugnisse und Suppliken (Bittschriften) führen etwa die Kriegslasten von Bauern, Bürgern und Gemeinden vor Augen. Einen weiteren Gegenstand bilden Kriegsartikel, also von den Kriegsherren erlassene Verhaltensnormen, auf die die Soldaten verpflichtet wurden. Sie spiegeln sowohl vorhandene Beutepraktiken als auch obrigkeitliche Bestrebungen, diese zu unterbinden oder in zentrale Bahnen zu lenken. Die geregeltere Eintreibung von Geld und Naturalien wiederum produzierte eine wachsende Menge an Schriftstücken. Diese sind ein Beispiel für das in der Frühen Neuzeit immer bedeutsamer werdende Verwaltungsschriftgut; gleichzeitig treten darin auch ständische und soziale Konflikte zutage. Auch die Frage, welchen Rahmen die Reichsgesetzgebung bot, wird uns interessieren. Zuletzt soll mit einem Schwenk auf weitere Finanzierungswege wie Subsidien, Kriegsanleihen, den Gemeinen Pfennig und die Reichsmatrikel das Bild abgerundet werden.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Geschichte der Psychiatrie erscheint schnell als eine eher randständige Geschichte der „anderen“, sie spielt in historischen Überblicksdarstellungen oder Lehrbüchern kaum eine Rolle. Doch die Psychiatriegeschichte kann ein guter Ausgangspunkt sein, um aus ungewohnter Perspektive über die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken. Es geht bei einer solchen Geschichte um das Selbstverständnis einer vergangenen Gesellschaft, um die Definition von „normal“ und „anders“, um Mechanismen des Ein- und Ausschließens, um Machtverhältnisse im Alltag. Wer entschied eigentlich wann und auf welcher Grundlage darüber, wer oder was als „krank“ galt? Wie sahen Behandlung und Therapie aus? Wie diskutierte und wie wertete eine Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Systemen psychische Krankheit? Wann und wie öffneten oder schlossen sich die Türen der „Anstalt“ – für wen?
In der Vorlesung werden wir die Entwicklung der Psychiatrie von der „Entdeckung des Unbewussten“ um 1900 über die systematische Ermordung von Patient:innen in der Zeit des Nationalsozialismus bis zur „Psychiatrie-Reform“ in den 1970er Jahren nachverfolgen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung in Deutschland, an zentralen Punkten beziehen wir transnationale/internationale Beispiele ein.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 026
Kommentar:
Im Zuge der Weiß-Rot-Weißen Revolution von 2020 vollzog sich in Deutschland beim amtlichen Gebrauch der Länderbezeichnungen ein Paradigmenwechsel von Weißrussland zu Belarus‘. Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist das Land aber wieder hinter dem Horizont der „Russischen Welt“ verschwunden. Historisch gesehen zeichnete sich die Belarus’ als Übergangszone zwischen Mittel- und Osteuropa aus. Ihre Prägungen erhielt sie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vom Großfürstentum Litauen und der polnischen Adelsrepublik und im 19. und 20. Jahrhundert vom zarischen und sowjetischen Imperium. Das 20. Jahrhundert stellt mit den beiden Weltkriegen, der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, dem stalinistischen Terror, dem Holocaust und dem Reaktorunfall von Tschernobyl ein Zeitalter der demographischen Katastrophen dar. Darüber hinaus erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses die Umwandlung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Die Vorlesung will diesen Prozessen nachgehen und bei der Frage nach der belarusischen Idee für eine neue Justierung der Mental Maps des östlichen Europa plädieren. Leistungsnachweis: Klausur Literaturhinweise: Valentin Akudowitsch: Der Abwesenheitscode. Versuch, Weißrussland zu verstehen. Berlin 2013; Thomas M. Bohn/Marion Rutz (Hrsg.): Belarus-Reisen. Empfehlungen aus der deutschen Wissenschaft. Wiesbaden 2020; Thomas M. Bohn: Heldenstadt Minsk. Urbanisierung à la Belarus. Köln/Wien 2022; Thomas M. Bohn: Weißrussland oder Belarus? Die Weiße Ruß in Historiographie und Kartographie. Wiesbaden 2025; Ingo Petz: Rasender Stillstand: Belarus - eine Revolution und die Folgen. Berlin 2025.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
In diesem Jahr ist er 125 Jahre tot, im nächsten Jahr jährt sich seine Geburt zum 200. Mal. Wilhelm Liebknecht (1826-1900), Begründer der Sozialdemokratie, Weggefährte von Karl Marx und Friedrich Engels, Vater von Karl Liebknecht und Ehemann (nacheinander) von Ernestine und Natalie Liebknecht ist in Gießen geboren und hat die Stadt im Vormärz als Student geprägt. Jubiläen sind ein Anlass, neu auf Personen und Ereignisse zu schauen. Das wollen wir in der Übung tun. Liebknecht war Publizist und hat mit Formulierungen wie "Wissen ist Macht - Macht ist Wissen" Generationen geprägt. Was sagt er uns heute noch? Wie aktuell sind seine Gedanken zu Bildung, Demokratie, Krieg und Frieden? Die Stadt Gießen wird ihn groß feiern - umso wichtiger, sich mit ihm zu befassen.
Biografie zur Einführung Wolfgang Schröder, Wilhelm Liebknecht. Soldat der Revolution, Parteiführer, Parlamentarier, Berlin 2013
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, B 033
Kommentar:
What does the situation of women reveal about the development of a society? This interdisciplinary course explores this question through the lens of Southeastern Europe in the 20th century. Building on existing narratives of “backwardness” and development initiatives in the region, we focus specifically on the perspectives of women—voices that have often been omitted from historical accounts. Using a variety of sources such as oral history interviews, autobiographies, letters, poetry, and photographs—some of them in the original languages—we examine the ambivalent lived experiences of women in different social contexts. In doing so, we critically engage with the complex concept of “development”—one of the most frequently used terms in politics and society—by highlighting gender as a largely overlooked dimension. Digital and AI-based tools (Transkribus, DeepL, ChatGPT) will also be employed, allowing us to critically reflect on their potentials and limitations in historical research. The course introduces students to working with non-traditional sources, raises awareness of gender-related questions in development debates, and offers an engaging entry point into the history of Southeast Europe. It is designed for anyone interested in critical historiography, interdisciplinary research, and digital methods.
Was sagt die Situation von Frauen über die Entwicklung einer Gesellschaft aus? In diesem interdisziplinären Kurs gehen wir dieser Frage am Beispiel Südosteuropas im 20. Jahrhundert nach. Ausgehend von bestehenden Narrativen über „Rückständigkeit“ und Entwicklungsinitiativen in der Region gehen wir gezielt auf die Perspektive von Frauen ein, deren Stimmen in historischen Darstellungen oft ausgelassen wurden. Anhand unterschiedlicher Quellen wie oral history-Interviews, Autobiografien, Briefen, Gedichten oder Fotografien – teilweise in Originalsprachen – beleuchten wir ambivalente Lebensrealitäten von Frauen in verschiedenen sozialen Kontexten. Dabei hinterfragen wir den vielschichtigen Begriff von „Entwicklung“ – einen der meistverwendeten Begriffe in Politik und Gesellschaft – mit einem Fokus auf Geschlecht als bislang wenig beachteter Dimension. Zum Einsatz kommen auch digitale und KI-gestützte Werkzeuge (Transkribus, DeepL, ChatGPT), deren Potenziale und Grenzen wir im historischen Arbeiten kritisch reflektieren. Der Kurs vermittelt Grundlagen im Umgang mit nicht-traditionellen Quellen, sensibilisiert für Geschlechterfragen in Entwicklungsdebatten und bietet einen spannenden Einstieg in die Geschichte Südosteuropas. Er richtet sich an alle, die an kritischer Geschichtsschreibung, interdisziplinärer Forschung und digitalen Methoden interessiert sind.
Zu belegen ist ein Modul. - Wurde in (A) "Frühe Neuzeit 1" gewählt, ist in (B) "Neuere/Neueste Geschichte 2" zu belegen. - Wurde in (A) "Neuere/Neueste Geschichte 1" gewählt, ist in (B) "Frühe Neuzeit 2" zu belegen.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Antiziganismus beruht auf Stigmatisierung und bewirkt Diskriminierung. Im Unterschied zum Antisemitismus ist dieses Problem in der historischen Forschung noch unterbelichtet. Die Übung wird in einem ersten Schritt einen Überblick über die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert bieten und mit den Paradigmen des Historismus, der Historischen Sozialwissenschaft und der Historischen Anthropologie vertraut machen. In einem zweiten Schritt werden Trends des 21. Jahrhunderts wie die Transnationale Geschichte und die Imperiale Geschichte erörtert. In einem dritten Schritt soll der kulturwissenschaftliche Ansatz der Travelling Concepts erprobt werden. Ziel der Übung ist das Verfassen eines Essays, in dem erörtert wird, mit welchen Fragen an die Erforschung der Geschichte von Sinti und Roma herangegangen werden kann.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 030
Kommentar:
This course examines the profound transformations brought about by the spread of gunpowder weapons in the early modern world between roughly 1300 and 1700. Sometimes described as a “military revolution,” these changes reshaped not only the ways wars were fought but also the structures of states, economies, and societies. We will investigate the introduction and diffusion of firearms and artillery, the development of new fortifications, and the rise of disciplined standing armies. Particular attention will be given to the ways in which gunpowder warfare influenced state-building and the fiscal demands of war in Europe, including Eastern Europe and Russia. The course also adopts a global perspective, exploring how gunpowder transformed warfare in the Ottoman Empire, Safavid Persia, Mughal India, Ming and Qing China, Korea, and Japan. Students will consider the extent to which European developments were unique or part of broader global patterns of military innovation. Through close engagement with historiographical debates, they will assess competing interpretations of the “military revolution” thesis, from Michael Roberts to more recent global approaches. By the end of the course, students will be equipped to critically analyze how technological and organizational change in warfare influenced the emergence of early modern states and empires worldwide.
VERMERK: Diese Übung ist bilingual, Teilnahme an Diskussionen und Gruppenaufgaben auf Deutsch ist möglich. Sehr gute Englischkenntnisse werden jedoch für die Teilnahme am Kurs vorausgesetzt, da überwiegend die englischsprachige Forschungsliteratur zur Diskussion und Analyse angeboten wird.
Die Veranstaltung beschäftigt sich mit den historischen Grundlagen, Problematiken und Chancen der Familienforschung. Sie bietet eine Einführung in das Arbeiten mit konkreten Hilfsmitteln/Datenbanken etc.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333a
Kommentar:
Migration nach Osten verbunden. Um 1750 lebten über 90% der europäischen Juden in Polen-Litauen, im Russländischen und im Osmanischen Reich. Das Proseminar möchte in die Geschichte dieser osteuropäischen Juden einführen: Warum wanderten die Juden ins östliche Europa ab? Was nahmen sie dorthin mit? Worin unterschied sich Kultur der großen osteuropäischen jüdischen Gemeinschaften von dem Leben der kleinen jüdischen Gemeinden in Deutschland? Welche spirituellen Entwicklungen fanden statt (Orthodoxie, Chassidismus, Haskala)? Auf einer breiteren Ebene beschäftigt sich das Proseminar mit dem Zusammenleben von Mehrheits- und Minderheitsbevölkerungen: Wie war in Gesellschaften, in denen christliche Mehrheiten Minderheiten ihre Konfession aufzwangen, ein Zusammenleben möglich? Wie wurden Rechtsprechung und Wirtschaft, wie der Alltag organisiert? Die Texte und Materialien liegen in englischer und deutscher Sprache vor, slavische Texte werden übersetzt und digital aufbereitet. Sie erwerben im Proseminar auch Kompetenzen im Umgang mit fremdsprachigen Texten und mit digitalen Ressourcen vor allem im Bereich der jüdischen und osteuropäischen Geschichte.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Hexenverfolgungen waren kein Phänomen des Mittelalters, sondern der Frühen Neuzeit. In dieser Epoche sind sie eine der problematischsten Erscheinungen, namentlich in Mitteleuropa. Allerdings erlauben die entsprechenden Quellen auch besonders tiefe Einblicke in den kultur-, mentalitäts- und sozialgeschichtlichen Kontext. Das Seminar will anhand von Quellen sowie der Forschungsliteratur die vielfältigen Gründe für dieses Phänomen nachvollziehbar machen. Wolfgang Behringer (Hrsg.): Hexen u. Hexenprozesse in Deutschland 1988; Sönke Lorenz / H. C. Erik Midelfort: Hexen und Hexenprozesse - Ein historischer Überblick. Digital in historicum.net - Geschichtswissenschaften im Internet; Walter Rummel/Rita Voltmer: Hexen und Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit (Geschichte kompakt), 2008.
Spricht man von Revolutionen in der Vormoderne stechen selbstverständlich diejenigen am Ende des 18. Jahrhunderts hinaus. Doch auch außerhalb der Amerikanischen und Französischen Revolutionen, fanden sich gewalttätige Versuche die Struktur der Gesellschaft zu verändern.
Diese Revolten, oder Revolutionen – wenn sie erfolgreich waren-, wurden von verschiedenen Gruppen mit verschiedenen Zielsetzungen versucht. Das Proseminar beleuchtet die Hintergründe verschiedenen Aufstände vom England des 17. Jahrhunderts bis zu den Kolonien in der Karibik des frühen 19. Jahrhunderts, und stellt die Praktiken und Logiken der Umschichtung in den Fokus. Über die Epoche der Frühen Neuzeit werden z.B. die Levellers und DIggers der britischen Inseln, der Bauernkrieg im Heiligen Römischen Reich, Adelsaufstände in Frankreich, koloniale Unabhängigkeitsbewegungen, Sklavenaufstände und die Französische Revolution betrachtet werden. Dabei wird die Rolle der Medien und deren Verwendung auf beiden Seiten der Umsturzprozesse in den Blick kommen. Außerdem soll untersucht werden wie durchaus überraschende Elemente wie Straßenlaternen, Pflastersteine, Schreibwaren oder Gemüsegärten die frühneuzeitlichen Aufstände und Unruhen prägten.
Grundlagenmodul: Neuere und Neueste Geschichte 2 (04-Gesch-BA-07) ⇑
LV 1: Übung: Theorie und Methode
[Ü]
Das Gefangenenlager Guantanamo Bay 2002 - ?
Dozent/-in:
N.N.
Format:
in Präsenz
Zeit und Ort:
regelmäßiger Termin ab 14.10.2025
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr
Phil. I, C 029
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Seit seiner Eröffnung am 11. Januar 2002 gilt das US-amerikanische Gefangenenlager Guantánamo Bay als undurchdringlich. Von der US-Regierung wurden die 780 gefangenen Männer als „worst of the worst“ bezeichnet, als „Terroristen“, die ihr Wissen über al-Qaida und bevorstehende Anschläge nur unter „enhanced interrogation techniques“ preisgeben würden. Die Gefangenen hingegen klagten ihr Recht auf faire Prozesse ein und bezichtigten die USA der Folter. Handelt es sich bei diesem Widerspruch um eine unauflösliche Gemengelage? Wie schreibt man Geschichte, wenn sie sich bis in die Gegenwart fortsetzt? Im Seminar wollen wir unterschiedliche Quellen aus der Geschichte des Gefangenlagers untersuchen und so eine historisch-kritische Rekonstruktion und Positionierung ermöglichen: Wie lässt sich das Wechselverhältnis von Staatsgewalt und Widerstand im Lager beschreiben? Inwieweit bestimmt der Entstehungskontext nicht nur den Inhalt von Quellen, sondern auch ihre Form? Welche ethische Reflexion erfordert das Studium sensibler Quellen?
Im Seminar arbeiten wir u.a. mit Überlebendenzeugnissen, Untersuchungsberichten, Prozessakten, Militärdokumenten, Gesetzestexten und juristischen Kommentaren, mit Podcasts, Gemälden und Gedichten in deutscher und englischer Sprache.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Übung ist eine allgemeine Einführung ins geschichtswissenschaftliche Arbeiten mit besonderem Schwerpunkt auf Forschungsdesign und Methoden. Wir gehen Schritt für Schritt die verschiedenen Komponenten von (geschichts-)wissenschaftlichen Forschungsdesigns durch (Frage, Hypothese, Definition, Auswahlkriterien für Fälle und Quellen etc.) und diskutieren, was gute von schlechten Studien unterscheidet. Dabei lesen wir beispielhafte Studien zu verschiedenen Methoden und besprechen, was man sich von diesen für das eigene Arbeiten (an Hausarbeiten) abschauen kann. Wir lesen auch grundlegende Texte wie etwa Chris Lorenz' Lehrbuch "Konstruktion der Vergangenheit" (1997), die eine gewisse Bereitschaft zu theoretischem Denken (Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Methodologie) voraussetzen.
Die Lektüre wird online bereitgestellt. Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte wird vorausgesetzt. Das Lesepensum beträgt ca. 30 Seiten pro Woche. Regelmäßige aktive Anwesenheit und die Erledigung kleinerer Aufgaben sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Antiziganismus beruht auf Stigmatisierung und bewirkt Diskriminierung. Im Unterschied zum Antisemitismus ist dieses Problem in der historischen Forschung noch unterbelichtet. Die Übung wird in einem ersten Schritt einen Überblick über die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert bieten und mit den Paradigmen des Historismus, der Historischen Sozialwissenschaft und der Historischen Anthropologie vertraut machen. In einem zweiten Schritt werden Trends des 21. Jahrhunderts wie die Transnationale Geschichte und die Imperiale Geschichte erörtert. In einem dritten Schritt soll der kulturwissenschaftliche Ansatz der Travelling Concepts erprobt werden. Ziel der Übung ist das Verfassen eines Essays, in dem erörtert wird, mit welchen Fragen an die Erforschung der Geschichte von Sinti und Roma herangegangen werden kann.
Die Veranstaltung beschäftigt sich mit den historischen Grundlagen, Problematiken und Chancen der Familienforschung. Sie bietet eine Einführung in das Arbeiten mit konkreten Hilfsmitteln/Datenbanken etc.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
Auch Gefühle haben eine Geschichte. So entstehen neue Gefühle wie zum Beispiel „Klimaangst“ oder „FOMO“, andere Gefühle wie „Ehre“, „Demut“ oder „Scham“ haben ihren Gehalt verändert oder an Bedeutung verloren. Doch wie schreibt man die Geschichte von ephemeren, augenscheinlich subjektiven und innerlichen Gefühlen? Und wozu schreibt man sie – wie verändert die Perspektive auf Gefühle den Blick auf geläufigere historische Untersuchungsgegenstände wie Krisenzeiten, Bürgerrechtsbewegungen oder Staatsgewalt? Im ersten Teil des Seminars beschäftigten wir uns mit Grundlagentexten der Gefühlsgeschichte und -theorie, um Begriffe wie „Affekt“, „emotionale Praktiken“, „emotionale Gemeinschaft“ oder „emotionales Regime“ zu erarbeiten und so ein Verständnis der Historizität von Gefühlen zu ermöglichen. Im zweiten Teil wollen wir diese an Fallbeispielen aus der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts in Bezug auf Emotionen wie Angst und Ekel, Mitgefühl und Solidarität erproben.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Momentan inszenieren sich sogenannte tradwives auf Instagram, die strahlend Kekse backen oder Kinderkleider nähen und dem von der Arbeit müden Ehegatten ein Abendessen zaubern. Was hat es mit diesem Trend auf sich? Worauf bezieht er sich? Geschlechterrollen unterliegen einem historischen Wandel, der sich beobachten und analysieren lässt. Wir erfahren durch die Analyse etwas über Gesellschaften und ihre Normen und Praktiken. Im Seminar befassen wir uns mit US-amerikanischer und europäischer Geschlechtergeschichte als Teil einer Geschichte sozialer Ungleichheit. Gleichzeitig ist das Proseminar eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten mit einem hohen propädeutischen Anteil.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Der Kurs bietet eine Einführung in die globale Geschichte des Kalten Krieges, beginnend mit Winston Churchills berühmter „Eiserner Vorhang“-Rede 1946 bis zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan 1989. Im Zentrum stehen nicht nur die ideologischen Spannungen zwischen den Supermächten USA und UdSSR, sondern vor allem jene Konflikte, in denen der Kalte Krieg „heiß“ wurde: der Koreakrieg, die Berliner Krise, die Kubakrise, der Vietnamkrieg, die Interventionen im Nahen Osten und schließlich der Krieg in Afghanistan. Auch die Spannungen und Konflikte innerhalb der ideologischen Blöcke, wie z.B. das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis, und die Kriege in den Ländern der Dritten Welt (arabisch-israelische Kriege) werden beleuchtet und angesichts deren Wirkung auf den Verlauf des Kalten Krieges analysiert. Anhand ausgewählter Fallstudien untersuchen wir Ursachen, Verläufe und Folgen dieser Auseinandersetzungen, ihre Bedeutung für die Blockkonfrontation sowie ihre Auswirkungen auf die betroffenen Gesellschaften. Der Kurs vermittelt damit Grundlagenwissen über Strukturen, Akteure und Dynamiken des Ost-West-Konflikts und sensibilisiert für die globale Dimension dieser Epoche. Studierende gewinnen Einblicke in zentrale Debatten der internationalen Geschichte und erarbeiten sich analytische Werkzeuge zur Einordnung geopolitischer Konflikte im 20. Jahrhundert. Gute Englischkenntnisse, die das Lesen der englischsprachigen Texte ermöglichen, bilden die Voraussetzung für die Teilnahme am Kurs.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333a
Kommentar:
Die Städte der Ukraine und des östlichen Europas sind aus den aktuellen täglichen Nachrichten gut bekannt – sie besitzen vielfach eine spannende multikulturelle Geschichte, in der sich ukrainische, jüdische, polnische, russländische und osmanische Geschichte treffen. Weitere ethnisch-konfessionelle Sondergruppen wie Griechen und Armenier, manchmal auch Deutsche, Franzosen oder Briten spielen ebenfalls eine Rolle – auch Überformungen in der Sowjetzeit sind zu berücksichtigen. Das Proseminar möchte, ausgehend von neueren Publikationen und Quellen, diese Vielfalt im begrenzten städtischen Raum in den Blick nehmen. Neben den im Titel des Proseminars genannten Städten können auch andere Städte, etwa Czernowitz oder das stark jüdisch geprägte Berdyčev nach den Wünschen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigt werden. Zeitlich liegt ein Schwerpunkt auf dem 19.-21. Jahrhundert. Die Texte und Materialien liegen in englischer und deutscher Sprache vor, slavische Texte werden übersetzt und digital aufbereitet. Sie erwerben im Proseminar auch Kompetenzen wie den Umgang mit fremdsprachigen Texten und mit digitalen Ressourcen.
Einführende Literatur Angela Huber, Erik Martin (Hrsg.): Metropolen des Ostens. Berlin 2021. Mirja Lecke, Efraim Sicher (Hrsg.): Cosmopolitan Spaces in Odesa. A Case Study of an Urban Context. Boston: Academic Studies Press, 2023. Andrij Portnov, Dnipro. An Entangled History of a European City. Boston: Academic Studies Press, 2022.
Sa. 17.01.2026,09.00 - 18.00 Uhr (Exkursion) Hadamar
Di. 20.01.2026,16.00 - 18.00 Uhr Phil. I, C 003
Sa. 07.02.2026,10.00 - 18.00 Uhr Psychiatrie-Museum Philippshospital
Di. 10.02.2026,16.00 - 18.00 Uhr Phil. I, C 003
Kommentar:
Die drei für dieses Semester geplanten Exkursionen führen uns zu unterschiedlichen Orten der Psychiatriegeschichte in Hessen: Bei einem ersten Ausflug geht es auf das Gelände der Vitos-Klinik in Gießen, gleich neben dem Phil I. Auf dem Gelände kann die Geschichte der Psychiatrie seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert „begangen“ werden, ein Schwerpunkt unserer Führung wird aber auf der Psychiatriereform der 1970er Jahre liegen. Dann werden wir für einen Studientag in die Gedenkstätte Hadamar fahren, in der an die Geschichte der „Tötungsanstalt“ und der Patient:innenmorde im Nationalsozialismus erinnert wird. Den Abschluss bildet eine Fahrt ins Psychiatriemuseum Riedstadt, das mitten auf dem Gelände einer Klinik liegt und so etwas wie eine kleine begehbare „Schau-Sammlung“ der Psychiatriegeschichte bietet (inklusive Zwangsjacke). Die Fahrten sind mit dem Semesterticket abgedeckt. In vor- und nachbereitenden Sitzungen werden wir grundlegende Informationen zu den Orten erarbeiten und uns vor allem über das Gesehene und Erlebte austauschen. Die Exkursion ist eine ideale Ergänzung zur Vorlesung „Geschlossene Anstalt? Psychiatriegeschichte als Gesellschaftsgeschichte“ und zum Hauptseminar „Die anderen, das seid Ihr“ – Anti-Psychiatrie im 20. Jahrhundert“.
Inwieweit können uns historische Objekte, Dinge aus der Vergangenheit und damit auch Ausstellungsstücke aus Museen Erkenntnisse zu vergangenen Zeiten liefern? Wie analysieren und interpretieren wir diese materiellen Quellen und ihre teils verstrickten Provenienzen? Wie bewerten wir deren Aussagekraft? Im Zuge der verschiedenen „Turns“ hat insbesondere auch die Materialität von Geschichte in den letzten Jahren größere Aufmerksamkeit gewonnen. Die Frage, wie wir Objekte als historische Quellen betrachten und analysieren, welche Fragen wir an die Objekte stellen bzw. welche Fragen wir zwar stellen können, aber vielleicht kaum zufrieden stellende Antworten erhalten, stehen im Mittelpunkt dieser zweitägigen Exkursion ins Bayerische Armeemuseum Ingolstadt. Dabei geht es uns vor allem um osmanische Alltags-, Konsum- oder Luxusgegenstände, die sich im Museum und im Archiv befinden. Wir fragen konkret nach Methoden der materiellen Kulturforschung, üben das „Schauen“ auf sowie die „Beschreibung“ und Handhabung von Objekten, machen uns Gedanken zu Gebrauchs- und Sammlungskontexten und tauchen dabei (nicht nur) in die Geschichte des osmanischen Europas ein. Ein Highlight des Besuches ist die Beschäftigung mit dem Zelt des Großwesirs Sarı Süleyman Paşa aus dem 17. Jh. Ergänzend werden uns ebenfalls weitere Objekte zur osmanisch-deutschen oder aber südosteuropäischen Geschichte aus der Sammlung des Museums zur Verfügung stehen. Die Exkursion bietet einerseits eine methodologische Einführung in die Materielle Kulturforschung und macht Studierende über Objekte mit der osmanischen Geschichte Europas vertraut. Anderseits soll vor Ort der Umgang mit originalen Objekten ermöglicht werden, um so für die besondere Handhabung historischer Artefakte zu sensibilisieren.
Die Exkursion findet vom 15.-17. Januar 2026 statt. Zwei Übernachtungen in der Jugendherberge Ingolstadt sind geplant. Der genaue Ablauf der Exkursion wird in der 1. Sitzung bekannt gegeben. Zur Vor- und Nachbereitung der Exkursion sind drei Termine angesetzt: Vorbereitung: Do 20. Nov. 2025 16-19 Uhr und Do 11. Dez. 2025 16-19 Uhr, Nachbereitung: Do 5. Feb. 16-19 Uhr Die Teilnahme an allen Sitzungen ist verpflichtend! Ein erster Anblick des Zeltes findet sich hier: https://www.armeemuseum.de/de/ausstellungen/armeemuseum-im-neuen-schloss/das-zelt-des-grosswesirs.html (letzter Zugriff 01.09.2025) Der Kurs wird in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Tristan Schaub angeboten, der gerade zu mittelalterlichen Rüstungen an der JLU promoviert!
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
1978 verabschiedete die italienische Regierung das berühmte Gesetz Nr. 180: Es schrieb vor, dass alle psychiatrischen Kliniken aufgelöst und Patient:innen in die reguläre und ambulante medizinische Versorgung integriert werden sollten. Der einzigartigen Entscheidung waren Jahre des Konflikts um den Umgang mit als psychisch krank gelesenen und behandelten Menschen vorausgegangen. „Die Geistesgestörten, das seid Ihr!“, so wandten sich italienische Psychiatriepatient:innen 1969 an die Allgemeinheit. Aber Kritik an Psychiatrie und „Anstalt“ war seit den 1960er Jahren nicht nur in Italien präsent: In Frankreich schrieb Michel Foucault seine bekannten Arbeiten über den „Wahnsinn“, in Großbritannien organisierte der Psychiater Ronald Laing eine große Tagung der „Anti-Psychiatrie“, in den USA sorgten Erving Goffmans Buch „Asylums“ und der Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ für Aufregung, in der Bundesrepublik Deutschland berichtete der Stern prominent über die „Schlangengrube“ in der Gießener Vitos-Klinik.
Im Mittelpunkt des Seminars soll die Arbeit mit diversem Quellenmaterial stehen, vielleicht können wir so auch Ideen für weitere Forschung auf diesem bisher kaum beackerten Forschungsfeld entwickeln.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
In allen Kreuzzugsaufrufen und -predigten des Mittelalters wurden biblische Texte zitiert, die die Autoren zur Legitimation, Motivation und theologischen Einordnung des Kreuzzugsgeschehens verwendeten. Insbesondere alttestamentliche Bücher boten reiches Material, das von den Akteuren der Kreuzzugsbewegung seit dem späten 11. Jahrhundert genutzt wurde: die im Buch Exodus geschilderte Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste und die Ankunft im ‚Gelobten Land‘ stellten ein beliebtes Erzählmotiv dar, mit dem sich die Kreuzfahrer identifizieren konnten. Der in den beiden Makkabäer-Büchern erzählte Kampf der Makkabäer gegen die hellenistische Religionspolitik diente als Appell an die Kreuzfahrer, es ihnen gleich zu tun und die Waffen für die christlichen Brüder im ‚Heiligen Land‘ zu ergreifen. Der militärische Kampf wurde stets als Einsatz zum Schutz der Christen im Nahen Osten und als Ausdruck der Barmherzigkeit interpretiert. Dabei das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, rückte die Kreuzzugsteilnahme in die Nähe der Nachfolge Jesu und ließ gefallene Kreuzfahrer als Märtyrer erscheinen. Schließlich verknüpften viele Autoren den Kampf um Jerusalem mit Vorstellungen vom nahenden Ende der Welt. Im Seminar werden wir unterschiedlichste Texte aus dem 12. und 13. Jahrhundert lesen und ihren Verbindungen zu biblischen Erzähltraditionen nachgehen. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie biblische Texte überhaupt in dieser Zeit benutzt und rezipiert wurden. Das Seminar ist offen für alle Studierenden in den Fächern Geschichte und kath. Theologie, die mind. zwei Fachsemester abgeschlossen haben.
Literatur Zur Einführung: Nikolas Jaspert: Die Kreuzzüge, 7. Aufl. Darmstadt 2020; Jonathan Riley-Smith: Die Kreuzzüge, Darmstadt 2015; Christopher Tyerman: God’s War. A new History of the Crusades, London 2007. – Zum Thema: Boris Gübele: Deus vult, Deus vult. Der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter (Mittelalter-Forschungen 54), Ostfildern 2018; Elizabeth Lapina/ Nicholas Morton (Hgg.): The uses of the Bible in crusader sources, Leiden 2017; Jay Rubenstein: Nebuchadnezzar’s Dream. The Crusades, Apocalyptic Prophecy and the End of History, Oxford 2019; Ders.: Armies of Heaven. The First Crusade and the Quest for Apocalypse, New York 2011; M. Cecilia Gaposchkin: Invisible Weapons. Liturgy and the Making of Crusade Ideology, Ithaca (Cornell University) 2017; Stefan Tebruck: Crusades, Crusaders. I. Christianity, in: The Encyclopedia of the Bible and its Reception, hg. von Hans-Josef Klauck, Bernard McGinn, Choon-Leong Seow u.a., Band 6, Berlin, New York 2013, Sp. 1115–1118.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 011
Kommentar:
Für geistliche und weltliche Herrschaftsträger im Mittelalter galt in der Regel: Regieren heißt Reisen. Im Seminar sollen anhand von Quellen unterschiedliche Formen der Herrschaftspräsenz vorstellt und untersucht werden. Dabei geht es sowohl um die Organisation der Reisen, des höfischen Umfeldes und der sich ausbildenden Residenzen als auch um die Wandlungen, denen diese unterworfen waren. Herangezogen werden neben urkundlichen und chronikalischen Zeugnissen auch Itinerare, Rechnungen und bildliche Darstellungen. Literatur: Ehlers, Caspar und Grewe, Holger (Hrsg.): Mittelalterliche Paläste und die Reisewege der Kaiser: neue Entdeckungen in den Orten der Macht an Rhein und Main. Oppenheim am Rhein (2020) Bünz, Enno: Ein Erzbischof und viele Residenzen. Zur Residenzbildung im spätmittelalterlichen Erzstift Mainz, in: Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann (Hrsg.), Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 2 = Veröffentlichungen des Museums für Brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters 3) Berlin 2009, S. 91–112. Ranft, Andreas: Adel, Hof und Residenz im späten Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte Bd. 89 (2007) S. 61-90 Quellen: Folker Reichert (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 46), Darmstadt 2009.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 5 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Zeit der Ottonen (919-1024) gilt als eine weichenstellende Epoche für die gesamteuropäische Geschichte. Aus dem Erbe des alten karolingischen Großreichs entstanden neben dem westfränkischen und dem burgundischen Teilreich ein ostfränkisches Reich, dessen Könige nicht mehr Karolinger, sondern Angehörige der sächsischen Adelsfamilie der Liudolfinger waren. Sie knüpften an ihre karolingischen Vorgänger an, schufen aber doch eine neue politische Ordnung, die in der älteren Forschung stets als Beginn der deutschen Geschichte betrachtet wurde. Kirche und Adel formierten sich im ottonischen Reich als tragende Säulen der Königsherrschaft. Klösterliche Kultur, Mission und Expansion östlich der Elbe und imperiales Ausgreifen nach Italien kennzeichnen die Entwicklung. Die Forschung der zurückliegenden 30 Jahre hat dabei eine Fülle neuer Erkenntnisse und Interpretationen erarbeitet, die in vielen Aspekten konträr zur älteren Forschung stehen und einen ganz neuen Einblick in Herrschaft und Gesellschaft des 10. Jhs. ermöglichen. Die Vorlesung wird für alle Module angeboten. Im Rahmen des Grundagenmoduls Mittelalter wird in der letzten Vorlesungsdoppelstunde am 10.02.2026 eine Klausur geschrieben. Die Vorlesung am 16.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität Pescara-Chieti ausfallen.
Literatur: Althoff, Gerd/ Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008; Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000; Ehlers, Joachim: Die Entstehung des deutschen Reiches (Enzyklopädie deutscher Geschichte 31), 2. Aufl. München 1998; Goetz, Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, 500-1050 (Handbuch der Geschichte Europas 2), Stuttgart 2003; Huschner, Wolfgang: Transalpine Kommunikation im Mittelalter. Diplomatische, kulturelle und politische Wechselwirkungen zwischen Italien und dem nordalpinen Reich (9.–11. Jahrhundert), 3 Bde. (MGH Schriften 52), Hannover 2003; Huschner, Wolfgang: Der ottonische Kaiserhof (962–1002). Aufgabenspektrum und Personalstruktur, in: Le corti nell’alto Medioevo, 2 Bde. (Settimane di studio della Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 62), Spoleto 2015, S. 197–230; Keller, Hagen: Die Ottonen, 6. Aufl. München 2021.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
In allen Kreuzzugsaufrufen und -predigten des Mittelalters wurden biblische Texte zitiert, die die Autoren zur Legitimation, Motivation und theologischen Einordnung des Kreuzzugsgeschehens verwendeten. Insbesondere alttestamentliche Bücher boten reiches Material, das von den Akteuren der Kreuzzugsbewegung seit dem späten 11. Jahrhundert genutzt wurde: die im Buch Exodus geschilderte Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste und die Ankunft im ‚Gelobten Land‘ stellten ein beliebtes Erzählmotiv dar, mit dem sich die Kreuzfahrer identifizieren konnten. Der in den beiden Makkabäer-Büchern erzählte Kampf der Makkabäer gegen die hellenistische Religionspolitik diente als Appell an die Kreuzfahrer, es ihnen gleich zu tun und die Waffen für die christlichen Brüder im ‚Heiligen Land‘ zu ergreifen. Der militärische Kampf wurde stets als Einsatz zum Schutz der Christen im Nahen Osten und als Ausdruck der Barmherzigkeit interpretiert. Dabei das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, rückte die Kreuzzugsteilnahme in die Nähe der Nachfolge Jesu und ließ gefallene Kreuzfahrer als Märtyrer erscheinen. Schließlich verknüpften viele Autoren den Kampf um Jerusalem mit Vorstellungen vom nahenden Ende der Welt. Im Seminar werden wir unterschiedlichste Texte aus dem 12. und 13. Jahrhundert lesen und ihren Verbindungen zu biblischen Erzähltraditionen nachgehen. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie biblische Texte überhaupt in dieser Zeit benutzt und rezipiert wurden. Das Seminar ist offen für alle Studierenden in den Fächern Geschichte und kath. Theologie, die mind. zwei Fachsemester abgeschlossen haben.
Literatur Zur Einführung: Nikolas Jaspert: Die Kreuzzüge, 7. Aufl. Darmstadt 2020; Jonathan Riley-Smith: Die Kreuzzüge, Darmstadt 2015; Christopher Tyerman: God’s War. A new History of the Crusades, London 2007. – Zum Thema: Boris Gübele: Deus vult, Deus vult. Der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter (Mittelalter-Forschungen 54), Ostfildern 2018; Elizabeth Lapina/ Nicholas Morton (Hgg.): The uses of the Bible in crusader sources, Leiden 2017; Jay Rubenstein: Nebuchadnezzar’s Dream. The Crusades, Apocalyptic Prophecy and the End of History, Oxford 2019; Ders.: Armies of Heaven. The First Crusade and the Quest for Apocalypse, New York 2011; M. Cecilia Gaposchkin: Invisible Weapons. Liturgy and the Making of Crusade Ideology, Ithaca (Cornell University) 2017; Stefan Tebruck: Crusades, Crusaders. I. Christianity, in: The Encyclopedia of the Bible and its Reception, hg. von Hans-Josef Klauck, Bernard McGinn, Choon-Leong Seow u.a., Band 6, Berlin, New York 2013, Sp. 1115–1118.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 011
Kommentar:
Für geistliche und weltliche Herrschaftsträger im Mittelalter galt in der Regel: Regieren heißt Reisen. Im Seminar sollen anhand von Quellen unterschiedliche Formen der Herrschaftspräsenz vorstellt und untersucht werden. Dabei geht es sowohl um die Organisation der Reisen, des höfischen Umfeldes und der sich ausbildenden Residenzen als auch um die Wandlungen, denen diese unterworfen waren. Herangezogen werden neben urkundlichen und chronikalischen Zeugnissen auch Itinerare, Rechnungen und bildliche Darstellungen. Literatur: Ehlers, Caspar und Grewe, Holger (Hrsg.): Mittelalterliche Paläste und die Reisewege der Kaiser: neue Entdeckungen in den Orten der Macht an Rhein und Main. Oppenheim am Rhein (2020) Bünz, Enno: Ein Erzbischof und viele Residenzen. Zur Residenzbildung im spätmittelalterlichen Erzstift Mainz, in: Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann (Hrsg.), Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 2 = Veröffentlichungen des Museums für Brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters 3) Berlin 2009, S. 91–112. Ranft, Andreas: Adel, Hof und Residenz im späten Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte Bd. 89 (2007) S. 61-90 Quellen: Folker Reichert (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 46), Darmstadt 2009.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Geschichte der Psychiatrie erscheint schnell als eine eher randständige Geschichte der „anderen“, sie spielt in historischen Überblicksdarstellungen oder Lehrbüchern kaum eine Rolle. Doch die Psychiatriegeschichte kann ein guter Ausgangspunkt sein, um aus ungewohnter Perspektive über die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken. Es geht bei einer solchen Geschichte um das Selbstverständnis einer vergangenen Gesellschaft, um die Definition von „normal“ und „anders“, um Mechanismen des Ein- und Ausschließens, um Machtverhältnisse im Alltag. Wer entschied eigentlich wann und auf welcher Grundlage darüber, wer oder was als „krank“ galt? Wie sahen Behandlung und Therapie aus? Wie diskutierte und wie wertete eine Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Systemen psychische Krankheit? Wann und wie öffneten oder schlossen sich die Türen der „Anstalt“ – für wen?
In der Vorlesung werden wir die Entwicklung der Psychiatrie von der „Entdeckung des Unbewussten“ um 1900 über die systematische Ermordung von Patient:innen in der Zeit des Nationalsozialismus bis zur „Psychiatrie-Reform“ in den 1970er Jahren nachverfolgen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung in Deutschland, an zentralen Punkten beziehen wir transnationale/internationale Beispiele ein.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Frühe Neuzeit (ca. 1500 – 1800) gerät als Epoche immer mehr in den Hintergrund, weil sie für ein gegenwartsorientiertes Geschichtsinteresse oft nur die Vorgeschichte der Moderne darstellt. In den Lehrplänen kommt sie nur noch sporadisch vor, allenfalls Luthers Reformation oder Französische Revolution werden noch intensiver behandelt. Damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Die Vorlesung möchte anhand von Schlüsselereignissen – je eins pro Vorlesungssitzung – mit einer Art „Best of Frühe Neuzeit“ die Fülle und Spannungsbreite der Frühen Neuzeit vorführen. Lit: Thomas Maissen, Geschichte der Frühen Neuzeit, 2013 (Beck Wissen); Wolfgang Behringer, Frühe Neuzeit, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 4 (2006), Sp. 80-87.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 026
Kommentar:
Im Zuge der Weiß-Rot-Weißen Revolution von 2020 vollzog sich in Deutschland beim amtlichen Gebrauch der Länderbezeichnungen ein Paradigmenwechsel von Weißrussland zu Belarus‘. Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist das Land aber wieder hinter dem Horizont der „Russischen Welt“ verschwunden. Historisch gesehen zeichnete sich die Belarus’ als Übergangszone zwischen Mittel- und Osteuropa aus. Ihre Prägungen erhielt sie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vom Großfürstentum Litauen und der polnischen Adelsrepublik und im 19. und 20. Jahrhundert vom zarischen und sowjetischen Imperium. Das 20. Jahrhundert stellt mit den beiden Weltkriegen, der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, dem stalinistischen Terror, dem Holocaust und dem Reaktorunfall von Tschernobyl ein Zeitalter der demographischen Katastrophen dar. Darüber hinaus erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses die Umwandlung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Die Vorlesung will diesen Prozessen nachgehen und bei der Frage nach der belarusischen Idee für eine neue Justierung der Mental Maps des östlichen Europa plädieren. Leistungsnachweis: Klausur Literaturhinweise: Valentin Akudowitsch: Der Abwesenheitscode. Versuch, Weißrussland zu verstehen. Berlin 2013; Thomas M. Bohn/Marion Rutz (Hrsg.): Belarus-Reisen. Empfehlungen aus der deutschen Wissenschaft. Wiesbaden 2020; Thomas M. Bohn: Heldenstadt Minsk. Urbanisierung à la Belarus. Köln/Wien 2022; Thomas M. Bohn: Weißrussland oder Belarus? Die Weiße Ruß in Historiographie und Kartographie. Wiesbaden 2025; Ingo Petz: Rasender Stillstand: Belarus - eine Revolution und die Folgen. Berlin 2025.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
1978 verabschiedete die italienische Regierung das berühmte Gesetz Nr. 180: Es schrieb vor, dass alle psychiatrischen Kliniken aufgelöst und Patient:innen in die reguläre und ambulante medizinische Versorgung integriert werden sollten. Der einzigartigen Entscheidung waren Jahre des Konflikts um den Umgang mit als psychisch krank gelesenen und behandelten Menschen vorausgegangen. „Die Geistesgestörten, das seid Ihr!“, so wandten sich italienische Psychiatriepatient:innen 1969 an die Allgemeinheit. Aber Kritik an Psychiatrie und „Anstalt“ war seit den 1960er Jahren nicht nur in Italien präsent: In Frankreich schrieb Michel Foucault seine bekannten Arbeiten über den „Wahnsinn“, in Großbritannien organisierte der Psychiater Ronald Laing eine große Tagung der „Anti-Psychiatrie“, in den USA sorgten Erving Goffmans Buch „Asylums“ und der Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ für Aufregung, in der Bundesrepublik Deutschland berichtete der Stern prominent über die „Schlangengrube“ in der Gießener Vitos-Klinik.
Im Mittelpunkt des Seminars soll die Arbeit mit diversem Quellenmaterial stehen, vielleicht können wir so auch Ideen für weitere Forschung auf diesem bisher kaum beackerten Forschungsfeld entwickeln.
Deutschland war mal eine Kolonialmacht. Im westeuropäischen Vergleich spät und kurz übten Deutsche Herrschaft in Afrika, China und Ozeanien aus. Beschlossen wurde das in Berlin 1884/85 und beendet wurde es in Versailles 1919. Wie und warum? Was passierte in den knapp 35 Jahren und welche Nachwirkungen hat(te) die Zeit? Diesen Fragen wollen wir im Seminar anhand von Quellen und unter Einbeziehung der ständig wachsenden Forschungsliteratur nachgehen. Das Hauptsemsinar richtet sich vor allem an Lehramtsstudierende, die im WS ihr Praxissemester absolvieren. Deshalb beginnen wir mit einer Einführung Anfang des Semesters und steigen dann in der Mitte des Semesters richtig ein. Aber auch alle anderen Interessierten sind selbstverständlich herzlich willkommen.
Literatur zur Einführung: Winfried Speitkamp, Deutsche Kolonialgeschichte, Ditzingen 2021 Marianne Bechhaus-Gerst, Joachim Zeller (Hg.), Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit, Berlin 2021
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Kants Schrift von 1795 gilt als grundlegend für ein aufgeklärtes Politikverständnis im Umgang der modernen Staaten miteinander – mit ihrem Insistieren auf einer Orientierung an Recht und Gerechtigkeit ist sie gerade heute von großer Aktualität. Zugleich reflektiert sie historische Phänomene und Probleme im Kontext der Französischen Revolution, was sie auch zu einem außerordentlichen historischen Zeitdokument macht. Im Vergleich zu anderen Schriften Kants ist die Friedensschrift kurz und gut lesbar, vorausgesetzt, man ist zu intensiver und genauer Lektüre bereit. Wir werden die Schrift im Seminar gemeinsam lesen und interpretieren. Der Text wird den Teilnehmern zur Verfügung gestellt, Textgrundlage ist: Zum ewigen Frieden. Mit den Passagen zum Völkerrecht und Weltbürgerrecht aus Kants Rechtslehre. Kommentar von Oliver Eberl und Peter Niesen. Suhrkamp, Frankfurt 2011
[H Si]
Jüdische Erinnerung an jüdisches Leben und Holocaust: Die Yitzkor-Bücher in Polen und Ostmitteleuropa – eine bisher vernachlässigte Perspektive (Schwerpunkt Lodz)
Das Seminar ist ein Experiment in internationaler Kooperation: Zusammen mit Lodzer Germanistikstudieren und internationalen Studierenden beschäftigen wir uns digital (Zoom-Plattform) mit der jüdischen Erinnerung während und nach der Shoah. Seit den 1940er Jahren entstanden weltweit jüdische Erinnerungsbücher (Yitzkor-Bücher), die die Erinnerung an das Leben in er alten Heimat bewahren sollten.
Ein Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Erinnerung an die große jüdische Gemeinschaft in Lodz: 1939 lebten dort 200.000 Juden, nach 1945 verblieben vor Ort einige tausend Juden. Yitzkor-Bücher erschienen in New York (2x), Buenos Aires, Melbourne und Jerusalem. Wir werden im Seminar Teile dieser Yitzkor-Bücher lesen. Die Originale entstanden in jiddischer, hebräischer und englischer Sprache, wir werden vielfach mit Übersetzungen arbeiten, teilweise selbst Übersetzungen erstellen.
Es ist möglich, im Seminar auch eigene Interessen einzubringen (Beschäftigung mit jüdischer Erinnerung, speziellen jüdischen Gemeinden, jüdischen Yitzkor-Büchern). Erwünscht ist Interesse an jüdischer Kultur und die Bereitschaft, sich in interkulturelle Aspekte einzuarbeiten. Angedacht ist es, das Seminar im SoSe 2026 evtl. mit einer Exkursion nach Lodz fortzusetzen.
Die Vorstellung von einem immerwährenden „Pulverfass Balkan!“ prägt bis heute unser Bild vom Balkan im 1. Weltkrieg. An dieser Vorstellung hatten (und haben) Medien einen bedeutenden Anteil. Zugleich gelten der 1. Weltkrieg und - für Südosteuropa im Speziellen zugleich die Balkankriege 1912/13 - als Ereignisse, die die mediale Vermittlung der Geschehnisse forcierten und damit auch die technischen Entwicklungen in diesem Bereich massiv vorantrieben. Das Seminar nähert sich anhand ausgewählter Quellen- und Literatur Beispiele der Mediengeschichte des 1. Weltkriegs in Südosteuropa und zoomt in unterschiedliche Regionen, Fronten und Forschungsbereiche. Ein erster Einblick in die Entwicklungen des 1. Weltkriegs in Südosteuropa und die Frage, welche Bilder den Krieg vermittelten findet sich hier: https://www.anemon.gr/film/silent-balkans/ (letzter Zugriff 01.09.2025) Die Teilnahme an der 1. Sitzung ist verpflichtend.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Noch vor wenigen Jahrhunderten bestand die politische Welt aus einer Vielzahl verschiedener Gebilde: Stadtrepubliken, Reiche, Städtebünde, mobile Personenverbände, Territorialstaaten. Aber in der heutigen Zeit dominiert weltweit nur noch eine einzige Form: Der Nationalstaat. Wie kam es dazu, dass sich ausgerechnet diese Form durchsetzte? Die Forschungsdiskussion darüber spielte sich in Geschichts-, Sozial- und Politikwissenschaft ab und hat viele ganz verschiedene Theorien und Erklärungen hervorgebracht - z.B. wirtschafts-, politik-, militär- und ideenhistorische. Im Seminar werden die wichtigsten Ansätze und Fallstudien anhand wichtiger Studien besprochen - diese behandeln wichtige Fälle von den neuzeitlichen Amerikas über das Europa des 19. Jahrhunderts bis zu den antikolonialen Bewegungen Afroeurasiens nach dem Ersten Weltkrieg. Die Lektüre ist größtenteils englisch und umfasst ca. 40 Seiten pro Woche. Die regelmäßige Übernahme sitzungsvorbereitender Aufgaben ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Peters Stadt ist durch Putins Krieg gegen die Ukraine in die Ferne gerückt. Handelte es sich bei der Gründung der Hauptstadt des Russländischen Imperiums um eine kulturelle Öffnung oder um den militärischen Durchbruch nach Europa? Wie sollen wir heute mit Aleksandr Puškins „Ehernen Reiter“ umgehen? Die von dem französischen Bildhauer Étienne-Maurice Falconet errichtete Statue enthält die Widmung einer deutschstämmigen Zarin. „Russland und Europa“ ist das große Spannungsfeld, das mit dem Namen des Zaren Petr Alekseevičs, des Ersten oder des Großen verbunden ist. Wie ist die imperiale Metropole von ihrer Grün-dung 1703 bis zum Ende des imperialen Zeitalters 1917 im In- und Ausland wahrgenommen worden? Diesen Fragen soll das interdisziplinäre Hauptseminar aufgrund historischer Quel-len und literarischer Texte nachgehen.
Literaturhinweise: Nikolai P. Anziferow: Die Seele Petersburgs. München/Wien 2003 [1922]; Karl Schlögel/Frithjof Benjamin Schenk/Markus Ackeret (Hrsg.): Sankt Petersburg. Schauplätze einer Stadtgeschichte. Frankfurt/New York 2007; Jan Kusber: Kleine Geschich-te St. Petersburgs. Regensburg 2009.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333
Kommentar:
War Frédéric (oder Fryderyk) Chopin das musikalische Sprachrohr einer heimatlosen polnischen Elite im Pariser Exil – oder einfach ein brillanter Showpianist, der mit nostalgischen Klängen die Herzen der Pariser Salonkultur eroberte? An solchen Fragen zeigt sich, wie spannend und vielschichtig musikhistorische Deutungen sein können. In diesem interdisziplinären Seminar tauchen wir gemeinsam ein in die polnische Musik- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Wir fragen: Wie hängen Musik, Gesellschaft, Sprache und Politik zusammen? Was macht einen „Nationalkomponisten“ aus? Und wie bewegten sich Künstler:innen unterschiedlicher Generationen wie Chopin, Moniuszko, Bacewicz, Lutosławski oder Penderecki zwischen Anpassung und Widerstand in Zeiten politischer Umbrüche?
Wir arbeiten mit einer Vielzahl an Methoden – von biographischen und historischen Zugängen über musikästhetische Diskussionen bis hin zur kritischen Analyse von Quellen. Das Seminar richtet sich an Studierende der (Osteuropäischen-) Geschichte, der Musikwissenschaft bzw. Musikpädagogik sowie an die daran gekoppelten Lehramtsstudiengänge, steht aber auch allen Interessierten aus verwandten Fachrichtungen offen. Notenlesen oder Kenntnisse osteuropäischer Sprachen sind keine Voraussetzung – aber gern gesehen, wenn vorhanden!
The class will primarily be conducted in German, but active participation in English is possible, provided that participants have a passive knowledge of German sufficient to follow the class. Please reach out to the lecturers to discuss individual arrangements.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Das Oberseminar ist offen für alle, die sich für aktuelle Forschungsthemen in der Mittelalterlichen Geschichte und in der Germanistischen Mediävistik interessieren. Im Seminar stellen Referentinnen und Referenten aus Gießen und anderen Universitäten Themen aus ihren laufenden oder jüngst abgeschlossenen Arbeitsprojekten zur Diskussion. Termine und Themen werden in Stud.IP im Ablaufplan mitgeteilt. BA-Studierende im Fach Geschichte und MA-Studierende im Fach Geschichte können dieses Oberseminar im Rahmen ihrer Projektmodule belegen. Falls Sie noch nicht an einem Oberseminar in der Mediävistik teilgenommen haben, bitten wir Sie, sich für die Teilnahme mit einer Email bei Prof. Dr. Cora Dietl oder Prof. Dr. Stefan Tebruck anzumelden.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Das Kolloquium ist ein Forum für Lehrende und Studierende und dient zum Austausch von Projekten, Ideen und methodischen Überlegungen. Einerseits haben Examenskandidaten hier die Möglichkeit eigene Projekte bis hin zur Thesis oder Dissertation vorzustellen. Andererseits können sich alle an der Diskussion wissenschaftlicher Vorträge beteiligen. Für diejenigen, die einen Leistungsnachweis benötigen, ist die Teilnahme verbindlich (Masterstudierende Forschungsmodule). Bitte nehmen Sie mit dem Veranstaltungsleiter Kontakt auf. Alle anderen sind eingeladen, die Veranstaltung nach Lust und Laune zu besuchen. Die Teilnahme wird bei Bedarf auch Online ermöglicht. Ein Programm der Veranstaltung wird Anfang Oktober hochgeladen.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Im Oberseminar diskutieren wir alle Fragen rund um das Schreiben einer Abschlussarbeit: von der Strukturierung des Arbeitsalltags bis zur Wahl der Methoden. Wir diskutieren Arbeiten in ihrem aktuellen Entstehungsprozess und lesen Texte, die von den Teilnehmenden mit ausgesucht werden. Alle, die über das Schreiben wissenschaftlicher Texte nachdenken wollen, sind herzlich willkommen - auch wenn die eigene Abschlussarbeit noch eine ferne Idee ist.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
1978 verabschiedete die italienische Regierung das berühmte Gesetz Nr. 180: Es schrieb vor, dass alle psychiatrischen Kliniken aufgelöst und Patient:innen in die reguläre und ambulante medizinische Versorgung integriert werden sollten. Der einzigartigen Entscheidung waren Jahre des Konflikts um den Umgang mit als psychisch krank gelesenen und behandelten Menschen vorausgegangen. „Die Geistesgestörten, das seid Ihr!“, so wandten sich italienische Psychiatriepatient:innen 1969 an die Allgemeinheit. Aber Kritik an Psychiatrie und „Anstalt“ war seit den 1960er Jahren nicht nur in Italien präsent: In Frankreich schrieb Michel Foucault seine bekannten Arbeiten über den „Wahnsinn“, in Großbritannien organisierte der Psychiater Ronald Laing eine große Tagung der „Anti-Psychiatrie“, in den USA sorgten Erving Goffmans Buch „Asylums“ und der Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ für Aufregung, in der Bundesrepublik Deutschland berichtete der Stern prominent über die „Schlangengrube“ in der Gießener Vitos-Klinik.
Im Mittelpunkt des Seminars soll die Arbeit mit diversem Quellenmaterial stehen, vielleicht können wir so auch Ideen für weitere Forschung auf diesem bisher kaum beackerten Forschungsfeld entwickeln.
Inwieweit können uns historische Objekte, Dinge aus der Vergangenheit und damit auch Ausstellungsstücke aus Museen Erkenntnisse zu vergangenen Zeiten liefern? Wie analysieren und interpretieren wir diese materiellen Quellen und ihre teils verstrickten Provenienzen? Wie bewerten wir deren Aussagekraft? Im Zuge der verschiedenen „Turns“ hat insbesondere auch die Materialität von Geschichte in den letzten Jahren größere Aufmerksamkeit gewonnen. Die Frage, wie wir Objekte als historische Quellen betrachten und analysieren, welche Fragen wir an die Objekte stellen bzw. welche Fragen wir zwar stellen können, aber vielleicht kaum zufrieden stellende Antworten erhalten, stehen im Mittelpunkt dieser zweitägigen Exkursion ins Bayerische Armeemuseum Ingolstadt. Dabei geht es uns vor allem um osmanische Alltags-, Konsum- oder Luxusgegenstände, die sich im Museum und im Archiv befinden. Wir fragen konkret nach Methoden der materiellen Kulturforschung, üben das „Schauen“ auf sowie die „Beschreibung“ und Handhabung von Objekten, machen uns Gedanken zu Gebrauchs- und Sammlungskontexten und tauchen dabei (nicht nur) in die Geschichte des osmanischen Europas ein. Ein Highlight des Besuches ist die Beschäftigung mit dem Zelt des Großwesirs Sarı Süleyman Paşa aus dem 17. Jh. Ergänzend werden uns ebenfalls weitere Objekte zur osmanisch-deutschen oder aber südosteuropäischen Geschichte aus der Sammlung des Museums zur Verfügung stehen. Die Exkursion bietet einerseits eine methodologische Einführung in die Materielle Kulturforschung und macht Studierende über Objekte mit der osmanischen Geschichte Europas vertraut. Anderseits soll vor Ort der Umgang mit originalen Objekten ermöglicht werden, um so für die besondere Handhabung historischer Artefakte zu sensibilisieren.
Die Exkursion findet vom 15.-17. Januar 2026 statt. Zwei Übernachtungen in der Jugendherberge Ingolstadt sind geplant. Der genaue Ablauf der Exkursion wird in der 1. Sitzung bekannt gegeben. Zur Vor- und Nachbereitung der Exkursion sind drei Termine angesetzt: Vorbereitung: Do 20. Nov. 2025 16-19 Uhr und Do 11. Dez. 2025 16-19 Uhr, Nachbereitung: Do 5. Feb. 16-19 Uhr Die Teilnahme an allen Sitzungen ist verpflichtend! Ein erster Anblick des Zeltes findet sich hier: https://www.armeemuseum.de/de/ausstellungen/armeemuseum-im-neuen-schloss/das-zelt-des-grosswesirs.html (letzter Zugriff 01.09.2025) Der Kurs wird in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Tristan Schaub angeboten, der gerade zu mittelalterlichen Rüstungen an der JLU promoviert!
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
In allen Kreuzzugsaufrufen und -predigten des Mittelalters wurden biblische Texte zitiert, die die Autoren zur Legitimation, Motivation und theologischen Einordnung des Kreuzzugsgeschehens verwendeten. Insbesondere alttestamentliche Bücher boten reiches Material, das von den Akteuren der Kreuzzugsbewegung seit dem späten 11. Jahrhundert genutzt wurde: die im Buch Exodus geschilderte Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste und die Ankunft im ‚Gelobten Land‘ stellten ein beliebtes Erzählmotiv dar, mit dem sich die Kreuzfahrer identifizieren konnten. Der in den beiden Makkabäer-Büchern erzählte Kampf der Makkabäer gegen die hellenistische Religionspolitik diente als Appell an die Kreuzfahrer, es ihnen gleich zu tun und die Waffen für die christlichen Brüder im ‚Heiligen Land‘ zu ergreifen. Der militärische Kampf wurde stets als Einsatz zum Schutz der Christen im Nahen Osten und als Ausdruck der Barmherzigkeit interpretiert. Dabei das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, rückte die Kreuzzugsteilnahme in die Nähe der Nachfolge Jesu und ließ gefallene Kreuzfahrer als Märtyrer erscheinen. Schließlich verknüpften viele Autoren den Kampf um Jerusalem mit Vorstellungen vom nahenden Ende der Welt. Im Seminar werden wir unterschiedlichste Texte aus dem 12. und 13. Jahrhundert lesen und ihren Verbindungen zu biblischen Erzähltraditionen nachgehen. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie biblische Texte überhaupt in dieser Zeit benutzt und rezipiert wurden. Das Seminar ist offen für alle Studierenden in den Fächern Geschichte und kath. Theologie, die mind. zwei Fachsemester abgeschlossen haben.
Literatur Zur Einführung: Nikolas Jaspert: Die Kreuzzüge, 7. Aufl. Darmstadt 2020; Jonathan Riley-Smith: Die Kreuzzüge, Darmstadt 2015; Christopher Tyerman: God’s War. A new History of the Crusades, London 2007. – Zum Thema: Boris Gübele: Deus vult, Deus vult. Der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter (Mittelalter-Forschungen 54), Ostfildern 2018; Elizabeth Lapina/ Nicholas Morton (Hgg.): The uses of the Bible in crusader sources, Leiden 2017; Jay Rubenstein: Nebuchadnezzar’s Dream. The Crusades, Apocalyptic Prophecy and the End of History, Oxford 2019; Ders.: Armies of Heaven. The First Crusade and the Quest for Apocalypse, New York 2011; M. Cecilia Gaposchkin: Invisible Weapons. Liturgy and the Making of Crusade Ideology, Ithaca (Cornell University) 2017; Stefan Tebruck: Crusades, Crusaders. I. Christianity, in: The Encyclopedia of the Bible and its Reception, hg. von Hans-Josef Klauck, Bernard McGinn, Choon-Leong Seow u.a., Band 6, Berlin, New York 2013, Sp. 1115–1118.
Deutschland war mal eine Kolonialmacht. Im westeuropäischen Vergleich spät und kurz übten Deutsche Herrschaft in Afrika, China und Ozeanien aus. Beschlossen wurde das in Berlin 1884/85 und beendet wurde es in Versailles 1919. Wie und warum? Was passierte in den knapp 35 Jahren und welche Nachwirkungen hat(te) die Zeit? Diesen Fragen wollen wir im Seminar anhand von Quellen und unter Einbeziehung der ständig wachsenden Forschungsliteratur nachgehen. Das Hauptsemsinar richtet sich vor allem an Lehramtsstudierende, die im WS ihr Praxissemester absolvieren. Deshalb beginnen wir mit einer Einführung Anfang des Semesters und steigen dann in der Mitte des Semesters richtig ein. Aber auch alle anderen Interessierten sind selbstverständlich herzlich willkommen.
Literatur zur Einführung: Winfried Speitkamp, Deutsche Kolonialgeschichte, Ditzingen 2021 Marianne Bechhaus-Gerst, Joachim Zeller (Hg.), Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit, Berlin 2021
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Kants Schrift von 1795 gilt als grundlegend für ein aufgeklärtes Politikverständnis im Umgang der modernen Staaten miteinander – mit ihrem Insistieren auf einer Orientierung an Recht und Gerechtigkeit ist sie gerade heute von großer Aktualität. Zugleich reflektiert sie historische Phänomene und Probleme im Kontext der Französischen Revolution, was sie auch zu einem außerordentlichen historischen Zeitdokument macht. Im Vergleich zu anderen Schriften Kants ist die Friedensschrift kurz und gut lesbar, vorausgesetzt, man ist zu intensiver und genauer Lektüre bereit. Wir werden die Schrift im Seminar gemeinsam lesen und interpretieren. Der Text wird den Teilnehmern zur Verfügung gestellt, Textgrundlage ist: Zum ewigen Frieden. Mit den Passagen zum Völkerrecht und Weltbürgerrecht aus Kants Rechtslehre. Kommentar von Oliver Eberl und Peter Niesen. Suhrkamp, Frankfurt 2011
[H Si]
Jüdische Erinnerung an jüdisches Leben und Holocaust: Die Yitzkor-Bücher in Polen und Ostmitteleuropa – eine bisher vernachlässigte Perspektive (Schwerpunkt Lodz)
Das Seminar ist ein Experiment in internationaler Kooperation: Zusammen mit Lodzer Germanistikstudieren und internationalen Studierenden beschäftigen wir uns digital (Zoom-Plattform) mit der jüdischen Erinnerung während und nach der Shoah. Seit den 1940er Jahren entstanden weltweit jüdische Erinnerungsbücher (Yitzkor-Bücher), die die Erinnerung an das Leben in er alten Heimat bewahren sollten.
Ein Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Erinnerung an die große jüdische Gemeinschaft in Lodz: 1939 lebten dort 200.000 Juden, nach 1945 verblieben vor Ort einige tausend Juden. Yitzkor-Bücher erschienen in New York (2x), Buenos Aires, Melbourne und Jerusalem. Wir werden im Seminar Teile dieser Yitzkor-Bücher lesen. Die Originale entstanden in jiddischer, hebräischer und englischer Sprache, wir werden vielfach mit Übersetzungen arbeiten, teilweise selbst Übersetzungen erstellen.
Es ist möglich, im Seminar auch eigene Interessen einzubringen (Beschäftigung mit jüdischer Erinnerung, speziellen jüdischen Gemeinden, jüdischen Yitzkor-Büchern). Erwünscht ist Interesse an jüdischer Kultur und die Bereitschaft, sich in interkulturelle Aspekte einzuarbeiten. Angedacht ist es, das Seminar im SoSe 2026 evtl. mit einer Exkursion nach Lodz fortzusetzen.
Die Vorstellung von einem immerwährenden „Pulverfass Balkan!“ prägt bis heute unser Bild vom Balkan im 1. Weltkrieg. An dieser Vorstellung hatten (und haben) Medien einen bedeutenden Anteil. Zugleich gelten der 1. Weltkrieg und - für Südosteuropa im Speziellen zugleich die Balkankriege 1912/13 - als Ereignisse, die die mediale Vermittlung der Geschehnisse forcierten und damit auch die technischen Entwicklungen in diesem Bereich massiv vorantrieben. Das Seminar nähert sich anhand ausgewählter Quellen- und Literatur Beispiele der Mediengeschichte des 1. Weltkriegs in Südosteuropa und zoomt in unterschiedliche Regionen, Fronten und Forschungsbereiche. Ein erster Einblick in die Entwicklungen des 1. Weltkriegs in Südosteuropa und die Frage, welche Bilder den Krieg vermittelten findet sich hier: https://www.anemon.gr/film/silent-balkans/ (letzter Zugriff 01.09.2025) Die Teilnahme an der 1. Sitzung ist verpflichtend.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Noch vor wenigen Jahrhunderten bestand die politische Welt aus einer Vielzahl verschiedener Gebilde: Stadtrepubliken, Reiche, Städtebünde, mobile Personenverbände, Territorialstaaten. Aber in der heutigen Zeit dominiert weltweit nur noch eine einzige Form: Der Nationalstaat. Wie kam es dazu, dass sich ausgerechnet diese Form durchsetzte? Die Forschungsdiskussion darüber spielte sich in Geschichts-, Sozial- und Politikwissenschaft ab und hat viele ganz verschiedene Theorien und Erklärungen hervorgebracht - z.B. wirtschafts-, politik-, militär- und ideenhistorische. Im Seminar werden die wichtigsten Ansätze und Fallstudien anhand wichtiger Studien besprochen - diese behandeln wichtige Fälle von den neuzeitlichen Amerikas über das Europa des 19. Jahrhunderts bis zu den antikolonialen Bewegungen Afroeurasiens nach dem Ersten Weltkrieg. Die Lektüre ist größtenteils englisch und umfasst ca. 40 Seiten pro Woche. Die regelmäßige Übernahme sitzungsvorbereitender Aufgaben ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Peters Stadt ist durch Putins Krieg gegen die Ukraine in die Ferne gerückt. Handelte es sich bei der Gründung der Hauptstadt des Russländischen Imperiums um eine kulturelle Öffnung oder um den militärischen Durchbruch nach Europa? Wie sollen wir heute mit Aleksandr Puškins „Ehernen Reiter“ umgehen? Die von dem französischen Bildhauer Étienne-Maurice Falconet errichtete Statue enthält die Widmung einer deutschstämmigen Zarin. „Russland und Europa“ ist das große Spannungsfeld, das mit dem Namen des Zaren Petr Alekseevičs, des Ersten oder des Großen verbunden ist. Wie ist die imperiale Metropole von ihrer Grün-dung 1703 bis zum Ende des imperialen Zeitalters 1917 im In- und Ausland wahrgenommen worden? Diesen Fragen soll das interdisziplinäre Hauptseminar aufgrund historischer Quel-len und literarischer Texte nachgehen.
Literaturhinweise: Nikolai P. Anziferow: Die Seele Petersburgs. München/Wien 2003 [1922]; Karl Schlögel/Frithjof Benjamin Schenk/Markus Ackeret (Hrsg.): Sankt Petersburg. Schauplätze einer Stadtgeschichte. Frankfurt/New York 2007; Jan Kusber: Kleine Geschich-te St. Petersburgs. Regensburg 2009.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 011
Kommentar:
Für geistliche und weltliche Herrschaftsträger im Mittelalter galt in der Regel: Regieren heißt Reisen. Im Seminar sollen anhand von Quellen unterschiedliche Formen der Herrschaftspräsenz vorstellt und untersucht werden. Dabei geht es sowohl um die Organisation der Reisen, des höfischen Umfeldes und der sich ausbildenden Residenzen als auch um die Wandlungen, denen diese unterworfen waren. Herangezogen werden neben urkundlichen und chronikalischen Zeugnissen auch Itinerare, Rechnungen und bildliche Darstellungen. Literatur: Ehlers, Caspar und Grewe, Holger (Hrsg.): Mittelalterliche Paläste und die Reisewege der Kaiser: neue Entdeckungen in den Orten der Macht an Rhein und Main. Oppenheim am Rhein (2020) Bünz, Enno: Ein Erzbischof und viele Residenzen. Zur Residenzbildung im spätmittelalterlichen Erzstift Mainz, in: Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann (Hrsg.), Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 2 = Veröffentlichungen des Museums für Brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters 3) Berlin 2009, S. 91–112. Ranft, Andreas: Adel, Hof und Residenz im späten Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte Bd. 89 (2007) S. 61-90 Quellen: Folker Reichert (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 46), Darmstadt 2009.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333
Kommentar:
War Frédéric (oder Fryderyk) Chopin das musikalische Sprachrohr einer heimatlosen polnischen Elite im Pariser Exil – oder einfach ein brillanter Showpianist, der mit nostalgischen Klängen die Herzen der Pariser Salonkultur eroberte? An solchen Fragen zeigt sich, wie spannend und vielschichtig musikhistorische Deutungen sein können. In diesem interdisziplinären Seminar tauchen wir gemeinsam ein in die polnische Musik- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Wir fragen: Wie hängen Musik, Gesellschaft, Sprache und Politik zusammen? Was macht einen „Nationalkomponisten“ aus? Und wie bewegten sich Künstler:innen unterschiedlicher Generationen wie Chopin, Moniuszko, Bacewicz, Lutosławski oder Penderecki zwischen Anpassung und Widerstand in Zeiten politischer Umbrüche?
Wir arbeiten mit einer Vielzahl an Methoden – von biographischen und historischen Zugängen über musikästhetische Diskussionen bis hin zur kritischen Analyse von Quellen. Das Seminar richtet sich an Studierende der (Osteuropäischen-) Geschichte, der Musikwissenschaft bzw. Musikpädagogik sowie an die daran gekoppelten Lehramtsstudiengänge, steht aber auch allen Interessierten aus verwandten Fachrichtungen offen. Notenlesen oder Kenntnisse osteuropäischer Sprachen sind keine Voraussetzung – aber gern gesehen, wenn vorhanden!
The class will primarily be conducted in German, but active participation in English is possible, provided that participants have a passive knowledge of German sufficient to follow the class. Please reach out to the lecturers to discuss individual arrangements.
Di. 04.11.2025,18.00 - 20.00 Uhr Phil. I, C 003Formalia: Was ist ein Praktikum? Wie organisiere ich das, wann und wo? Wie soll der Praktikumsbericht aussehen?
Do. 06.11.2025,18.00 - 20.00 Uhr Phil. I, C 214Stimmen aus der Praxis: Britta Stuff und ihr ZEIT-Podcast "Deutsche Geister"
Di. 16.12.2025,18.00 - 20.00 Uhr Phil. I, C 003Stellenmarkt: Welche Jobs werden wo und wie angeboten für Historiker:innen? Wo kann ich mich bewerben?
Di. 13.01.2026,18.00 - 20.00 Uhr Phil. I, C 003Berufsfelderkundung: Berichte von (ehemaligen) Praktikant:innen
Di. 03.02.2026,18.00 - 20.00 Uhr Phil. I, C 003Über "Arbeit" nachdenken: Faulheit und Freizeit in der Geschichte
Kommentar:
Ein vier-, sechs- oder achtwöchiges Praktikum (je nach individueller Studiengestaltung) gehört zu den obligatorischen Bestandteilen in den Studienfächern Geschichte, Osteuropäische Geschichte und Fachjournalistik Geschichte des GuK. Vor Antritt des Praktikums müssen Sie die praktikumsvorbereitende Übung besuchen, die in jedem Semester angeboten wird. In dieser Informationsveranstaltung geht es um grundsätzliche Fragen der Vorbereitung und Durchführung eines Praktikums. Im angehängten ILIAS-Kurs finden Sie eine Datenbank, die Ihnen mögliche Praktikumsplätze vorstellt.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 5 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Zeit der Ottonen (919-1024) gilt als eine weichenstellende Epoche für die gesamteuropäische Geschichte. Aus dem Erbe des alten karolingischen Großreichs entstanden neben dem westfränkischen und dem burgundischen Teilreich ein ostfränkisches Reich, dessen Könige nicht mehr Karolinger, sondern Angehörige der sächsischen Adelsfamilie der Liudolfinger waren. Sie knüpften an ihre karolingischen Vorgänger an, schufen aber doch eine neue politische Ordnung, die in der älteren Forschung stets als Beginn der deutschen Geschichte betrachtet wurde. Kirche und Adel formierten sich im ottonischen Reich als tragende Säulen der Königsherrschaft. Klösterliche Kultur, Mission und Expansion östlich der Elbe und imperiales Ausgreifen nach Italien kennzeichnen die Entwicklung. Die Forschung der zurückliegenden 30 Jahre hat dabei eine Fülle neuer Erkenntnisse und Interpretationen erarbeitet, die in vielen Aspekten konträr zur älteren Forschung stehen und einen ganz neuen Einblick in Herrschaft und Gesellschaft des 10. Jhs. ermöglichen. Die Vorlesung wird für alle Module angeboten. Im Rahmen des Grundagenmoduls Mittelalter wird in der letzten Vorlesungsdoppelstunde am 10.02.2026 eine Klausur geschrieben. Die Vorlesung am 16.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität Pescara-Chieti ausfallen.
Literatur: Althoff, Gerd/ Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008; Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000; Ehlers, Joachim: Die Entstehung des deutschen Reiches (Enzyklopädie deutscher Geschichte 31), 2. Aufl. München 1998; Goetz, Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, 500-1050 (Handbuch der Geschichte Europas 2), Stuttgart 2003; Huschner, Wolfgang: Transalpine Kommunikation im Mittelalter. Diplomatische, kulturelle und politische Wechselwirkungen zwischen Italien und dem nordalpinen Reich (9.–11. Jahrhundert), 3 Bde. (MGH Schriften 52), Hannover 2003; Huschner, Wolfgang: Der ottonische Kaiserhof (962–1002). Aufgabenspektrum und Personalstruktur, in: Le corti nell’alto Medioevo, 2 Bde. (Settimane di studio della Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 62), Spoleto 2015, S. 197–230; Keller, Hagen: Die Ottonen, 6. Aufl. München 2021.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Das 10. Jahrhundert wurde in Bezug auf umwelt-, wirtschafts- und siedlungsgeschichtliche Fragen bisher hauptsächlich als Übergangsphase zwischen den bedeutenden Leistungen der Karolingerzeit und der Aufschwungsperiode des Hochmittelalters aufgefasst, eher randständig betrachtet. Hinzu kommt, dass die angesprochenen Forschungsbereiche in der deutschsprachigen Mediävistik im Vergleich zur französischen oder englischen weniger zentral verankert sind. Das hat sich in den letzten Jahren im Zuge der gegenwärtigen gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen jedoch schrittweise geändert. Die Übung richtet deshalb ihren Fokus auf unterschiedliche Akteursgruppen des 10. Jahrhunderts und ihre ökonomischen Lebensgrundlagen vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Umwelt und Siedlung. Dabei werden auch neuere Ansätze aus den Bereichen der Klimageschichte und der historischen Nachhaltigkeitsforschung thematisiert. Auf dieser thematischen Basis wird in die einzelnen Quellengattungen des Mittelalters und die Historischen Hilfswissenschaften eingeführt sowie eine quellenbasierte geschichtswissenschaftliche Arbeitspraxis vermittelt und eingeübt. Da in der Übung originalsprachliche Quellen gelesen und analysiert werden, sind für Studierende im Lehramt (L3) und Studierende im Hauptfach Bachelor Lateinkenntnisse im Umfang von Latein I vorauszusetzen.
Einführende/ grundlegende Literatur: Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2014. Schulz, Günther u. a. (Hrsg.): Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete, Probleme, Perspektiven. 100. Jahre Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart 2005.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
Gegenstand der Veranstaltung sind das Einüben von Arbeitstechniken aus den Bereichen der Hilfswissenschaften, der Umgang mit Quellen in Originalsprache, Digital History und die Einführung in methodische Grundprobleme der Geschichtswissenschaft. Für das Studium der Vormoderne spielen Texte in mittelalterlichem / frühneuzeitlichem Deutsch eine zentrale Rolle. Wichtige Editionen, wie beispielsweise die Chroniken der deutschen Städte und zahlreiche weitere Quellenausgaben des späten 19. und frühen 20. Jhs sind zwar inzwischen teilweise auch in digitalisierter Form zugänglich, verwenden aber die damals weit verbreitete Frakturschrift. In der Veranstaltung wird der Umgang mit solchen Texten/Sprachformen/Schriften anhand der Lektüre und Interpretation von Beispielen, besonders aus dem Bereich der mittelalterlichen Stadtgeschichte, geübt.
Allgemeine Einführung: - Hans Werner GOETZ, Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4. Auflage, Stuttgart, 2014 [auch online verfügbar].
Historische Hilfswissenschaften: - Ahasver VON BRANDT, Werkzeug des Historikers, 18. Auflage, Stuttgart, 2012 (mit Literaturnachträgen). - Martina HARTMANN, Mittelalterliche Geschichte studieren, 4. Aufl., Konstanz, München, 2017. - Hiram KÜMPER, Materialwissenschaft Mediävistik: Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Paderborn u. a. 2014 [vorhanden in Buchform und als E-Book]. - Christian ROHR, Historische Hilfswissenschaften. Eine Einführung, Wien, Köln, Weimar, 2015 [vorhanden in Buchform und als E-Book]. - Gerhard THEUERKAUF, Einführung in die Interpretation historischer Quellen. Schwerpunkt: Mittelalter, Paderborn u.a., 1991.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
In der Übung werden propädeutische Aspekte vertiefend thematisiert und entsprechende Techniken eingeübt sowie methodische Grundprobleme der historischen Forschung einführend thematisiert. Neben der Befassung mit einzelnen Hilfswissenschaften (z. B. Paläographie und Diplomatik) werden digitale Hilfsmittel und Ressourcen vorgestellt und ihre Verwendung eingeübt sowie Sprachkompetenzen (Mittellatein) gefördert. Daneben richtet sich der Fokus auf grundlegende Arbeitstechniken. Das betrifft bspw. die Literatur- und Quellenrecherche und wissenschaftliche Lesekompetenzen.
Literatur: Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart, 18. Aufl., 2012. Brauer, Michael: Quellen des Mittelalters, Paderborn 2013. Freytag, Nils / Piereth, Wolfgang: Kursbuch Geschichte. Tipps und Regeln für wissenschaftliches Arbeiten, Paderborn, 5. Aufl., 2011. Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2014. Jordan, Steffen: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, Paderborn, 3. Aufl., 2016. Kümper, Hiram: Materialwissenschaft Mediävistik. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Paderborn 2014.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
In der älteren Forschung galt Heinrich I. als der erste deutsche König und mit ihm schien die deutsche Geschichte eigentlich erst zu beginnen. Doch längst hat sich unser Blick auf die politische und kulturelle Entwicklung im 10. Jahrhundert verändert. Was „deutsch“ sei, hätte in dieser Zeit noch niemand beantworten können. Man lebte in der Tradition des Frankenreichs Karls des Großen, das in verschiedenen Nachfolgereichen im Westen, Süden und Osten weiterlebte. Das Ostfränkische Reich etablierte sich dabei als ein vergleichsweise stabiler Verband, dessen wichtigste Stützen neben den Bischöfen und Äbten der großen Königsklöster die Herzöge in Bayern, Schwaben, Sachsen und Franken waren. Mit dem sächsischen Herzog Heinrich wählten die ostfränkischen Großen im Jahr 919 zum ersten Mal einen König, der nicht aus dem fränkischen, sondern aus dem sächsischen Adel stammte. Heinrich setzte dann auch ganz eigene Akzente im Umgang mit dem Adel und der Kirche. Im Proseminar werden wir historiographische und urkundliche Quellen lesen, um die Besonderheiten der Politik Heinrichs I. zu diskutieren. Dabei werden wir Themen, Fragestellungen und Methoden der Mittelalterforschung kennenlernen. Das Seminar ist offen für Studierende im BA Hauptfach und im Lehramt Gymnasium. Die Sitzung am 15.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität in Pescara-Chieti ausfallen und nachgeholt.
Literatur: Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008. – Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000, 3. Aufl. Stuttgart 2013. – Althoff, Gerd: Verwandte, Freunde und Getreue. Zum politischen Stellenwert der Gruppenbindungen im früheren Mittelalter, Darmstadt 1990. – Althoff, Gerd: Amicitiae und Pacta. Bündnis, Einung, Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10. Jahrhundert (MGH Schriften 37), Hannover 1992. – Keller, Hagen: Die Ottonen, 4. Aufl. München 2008. – Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier (Geschichte kompakt), Darmstadt 2002. – Schneidmüller, Bernd: Konsensuale Herrschaft. Ein Essay über Formen und Konzepte politischer Ordnung im Mittelalter, in: Reich, Regionen und Europa in Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Peter Moraw, hg. von Paul-Joachim Heinig u.a. (Historische Forschungen 67), Berlin 2000, S. 53–87.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Seit der Diskussion um die rechte und falsche Lehre zur Zeit des Urchristentums treten zahlreiche häretische Gruppen in Erscheinung: Manichäer, Bogomilen, Katharer, Waldenser, Hussiten und viele dergleichen. Zunächst bedeutet „Häresie“ das Beharren auf einer Schriftauslegung, die von jener der institutionellen Kirche abweicht. Wer aber konkret unter bestimmten Umständen als Häretiker galt, unterlag Veränderungen. Selbst sah sich niemand als „Ketzer“, sondern immer als Vertreter des rechten Glaubens. Welche kirchlichen Definitionen des Häresiebegriffs gibt es also, und welche Strategien verfolgte die institutionelle Kirche im Umgang mit der von ihr als häretisch konzeptualisierten Gruppen und Personen? Wie entwickelte sich schließlich die mittelalterliche Inquisition als Umgangsweise mit Häretikern? Welche Inhalte, Selbstverständnisse und Fremdbilder lassen sich in der breiten kirchlichen Überlieferung und in den spärlicher überlieferten „ketzerischen“ Quellen nachverfolgen? Diesen und anderen Fragen wird im Seminar anhand ausgewählter Quellen und einschlägiger Literatur nachgegangen. Begleitend werden die Grundlagen zur Erstellung einer wissenschaftlichen Hausarbeit eingeübt. Literatur: Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, Stuttgart 4. Aufl. 2014; Jordan, Stefan: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaften, 3. Aufl. Paderborn 2016; Oberste, Jörg: Ketzerei und Inquisition im Mittelalter (Geschichte kompakt), 2. Aufl. Darmstadt 2012.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Frühe Neuzeit (ca. 1500 – 1800) gerät als Epoche immer mehr in den Hintergrund, weil sie für ein gegenwartsorientiertes Geschichtsinteresse oft nur die Vorgeschichte der Moderne darstellt. In den Lehrplänen kommt sie nur noch sporadisch vor, allenfalls Luthers Reformation oder Französische Revolution werden noch intensiver behandelt. Damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Die Vorlesung möchte anhand von Schlüsselereignissen – je eins pro Vorlesungssitzung – mit einer Art „Best of Frühe Neuzeit“ die Fülle und Spannungsbreite der Frühen Neuzeit vorführen. Lit: Thomas Maissen, Geschichte der Frühen Neuzeit, 2013 (Beck Wissen); Wolfgang Behringer, Frühe Neuzeit, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 4 (2006), Sp. 80-87.
Die Vorlesungsreihe bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte Südosteuropas in der frühen Neuzeit (ca. 1453 bis 1821). Sie behandelt politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen in der Region und untersucht die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Ethnien und Reichen und dient als Einführung in die Geschichte des Balkans und des östlichen Mittelmeer- Raums in der Frühen Neuzeit. Die Vorlesung enthält digitale Elemente. Als Einstieg empfehle ich https://tellmeahistory.net/tmah009-die-osmanen-i/ (letzter Zugriff 01.09.2025)
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Frage nach dem Alltag in der Vergangenheit, in diesem Fall in der Frühen Neuzeit (c. 1500 – c 1800), bietet eine Vielzahl von Untersuchungsfeldern der Lebensformen im städtischen und ländlichen Raum. Einen ersten Überblick bietet das Werk von Paul Münch „Lebensformen in der Frühen Neuzeit“. Ziel der Übung ist es, dass die Studierenden eine eigene Fragestellung formulieren und diese im Verlauf der Übung in Form eines Quellenkommentars bearbeiten. Dafür werden zentrale Punkte einer Recherche von der Erstellung einer Fragestellung, der Sichtung von Forschungsliteratur, dem gezielten Suchen von archivalischem Quellenmaterial in Archiven für die Bearbeitung der Fragestellung gemeinsam besprochen und debattiert. Die Sitzungen finden in „Hands-on“ Veranstaltungen statt. Dafür ist es erforderlich, dass die Studierenden Laptops, Tablets o.a. elektronische Endgeräte mit Internetzugang mitbringen.
Teil der Veranstaltung ist ein Workshop im Hessischen Staatsarchiv Marburg.
In dieser Quellenübung geht es um das frühneuzeitliche Reisen und der Mobilität in der Zeit von 1500 bis etwa 1850, und zwar in all seinen Facetten. Wer reiste wohin? Welche Reisewege und routen gab es? Wie wurde überhaupt gereist? Womit bewegte man sich fort? Zu welchem Zweck machten sich Menschen überhaupt auf den Weg? Welche Papiere brauchte man/frau auf einer Reise und wo konnte man übernachten? Wieviel kostete so eine Reise? Im Mittelpunkt der Übung stehen Quellen zur Geschichte der Mobilität im frühneuzeitlichen Südosteuropa, also dem Balkan und dem östlichen Mittelmeer-Raum und die Frage, wie wir Sie lesen, verstehen und interpretieren können. Die Übung bietet einen Einstieg in die Arbeit mit Text- und Bildquellen aus dem und über das frühneuzeitliche Südosteuropa. Die Teilnahme an der 1. Sitzung ist verpflichtend. Als Einstieg zum Hören: https://tellmeahistory.net/tmah057-unterwegs-im-osmanischen-reich/ (letzter Zugriff 01.09.2025)
Die Frühe Neuzeit brachte eine stetige Entwicklung neuer Kriegstechniken und ein starkes Anwachsen der Heeresgrößen mit sich. Den Herrschaftsträgern drängten sich damit laufend Fragen der Finanzierung und Ressourcenmobilisierung auf. Die Entwicklung moderner Staatlichkeit und Verwaltung wird heute in engem Zusammenhang mit dieser Problemstellung gesehen. Vor allem die Versorgung und Bezahlung von Kämpfern stellte eine Herausforderung dar: Man konnte sie zwischenzeitlich kaum anders als durch die Tolerierung eigenständiger Plünderung und Beutenahme bereitstellen, bevor geregeltere und zentrale Versorgungs- und Finanzierungssysteme ausgebaut wurden. Die Einstellung und Entlohnung des notwendigen Personals wurde zunächst noch an Kriegsunternehmer übertragen und erst mit der Etablierung stehender Heere stärker in staatliche Hand genommen.
In der Übung nehmen wir Quellen aus den Territorien des Heiligen Römischen Reichs in den Blick, und dies mit einem inhaltlichen Schwerpunkt: Von Interesse ist für uns besonders die Aufbringung von Geldmitteln und weiteren Ressourcen aus den bekriegten Gebieten – samt den Konsequenzen sowohl für die örtliche Bevölkerung als auch für die Kriegsleute. In diesem Kontext bietet sich eine Fülle verschiedener Quellenarten dar: Selbstzeugnisse und Suppliken (Bittschriften) führen etwa die Kriegslasten von Bauern, Bürgern und Gemeinden vor Augen. Einen weiteren Gegenstand bilden Kriegsartikel, also von den Kriegsherren erlassene Verhaltensnormen, auf die die Soldaten verpflichtet wurden. Sie spiegeln sowohl vorhandene Beutepraktiken als auch obrigkeitliche Bestrebungen, diese zu unterbinden oder in zentrale Bahnen zu lenken. Die geregeltere Eintreibung von Geld und Naturalien wiederum produzierte eine wachsende Menge an Schriftstücken. Diese sind ein Beispiel für das in der Frühen Neuzeit immer bedeutsamer werdende Verwaltungsschriftgut; gleichzeitig treten darin auch ständische und soziale Konflikte zutage. Auch die Frage, welchen Rahmen die Reichsgesetzgebung bot, wird uns interessieren. Zuletzt soll mit einem Schwenk auf weitere Finanzierungswege wie Subsidien, Kriegsanleihen, den Gemeinen Pfennig und die Reichsmatrikel das Bild abgerundet werden.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Geschichte der Psychiatrie erscheint schnell als eine eher randständige Geschichte der „anderen“, sie spielt in historischen Überblicksdarstellungen oder Lehrbüchern kaum eine Rolle. Doch die Psychiatriegeschichte kann ein guter Ausgangspunkt sein, um aus ungewohnter Perspektive über die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken. Es geht bei einer solchen Geschichte um das Selbstverständnis einer vergangenen Gesellschaft, um die Definition von „normal“ und „anders“, um Mechanismen des Ein- und Ausschließens, um Machtverhältnisse im Alltag. Wer entschied eigentlich wann und auf welcher Grundlage darüber, wer oder was als „krank“ galt? Wie sahen Behandlung und Therapie aus? Wie diskutierte und wie wertete eine Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Systemen psychische Krankheit? Wann und wie öffneten oder schlossen sich die Türen der „Anstalt“ – für wen?
In der Vorlesung werden wir die Entwicklung der Psychiatrie von der „Entdeckung des Unbewussten“ um 1900 über die systematische Ermordung von Patient:innen in der Zeit des Nationalsozialismus bis zur „Psychiatrie-Reform“ in den 1970er Jahren nachverfolgen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung in Deutschland, an zentralen Punkten beziehen wir transnationale/internationale Beispiele ein.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 026
Kommentar:
Im Zuge der Weiß-Rot-Weißen Revolution von 2020 vollzog sich in Deutschland beim amtlichen Gebrauch der Länderbezeichnungen ein Paradigmenwechsel von Weißrussland zu Belarus‘. Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist das Land aber wieder hinter dem Horizont der „Russischen Welt“ verschwunden. Historisch gesehen zeichnete sich die Belarus’ als Übergangszone zwischen Mittel- und Osteuropa aus. Ihre Prägungen erhielt sie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vom Großfürstentum Litauen und der polnischen Adelsrepublik und im 19. und 20. Jahrhundert vom zarischen und sowjetischen Imperium. Das 20. Jahrhundert stellt mit den beiden Weltkriegen, der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, dem stalinistischen Terror, dem Holocaust und dem Reaktorunfall von Tschernobyl ein Zeitalter der demographischen Katastrophen dar. Darüber hinaus erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses die Umwandlung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Die Vorlesung will diesen Prozessen nachgehen und bei der Frage nach der belarusischen Idee für eine neue Justierung der Mental Maps des östlichen Europa plädieren. Leistungsnachweis: Klausur Literaturhinweise: Valentin Akudowitsch: Der Abwesenheitscode. Versuch, Weißrussland zu verstehen. Berlin 2013; Thomas M. Bohn/Marion Rutz (Hrsg.): Belarus-Reisen. Empfehlungen aus der deutschen Wissenschaft. Wiesbaden 2020; Thomas M. Bohn: Heldenstadt Minsk. Urbanisierung à la Belarus. Köln/Wien 2022; Thomas M. Bohn: Weißrussland oder Belarus? Die Weiße Ruß in Historiographie und Kartographie. Wiesbaden 2025; Ingo Petz: Rasender Stillstand: Belarus - eine Revolution und die Folgen. Berlin 2025.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
In diesem Jahr ist er 125 Jahre tot, im nächsten Jahr jährt sich seine Geburt zum 200. Mal. Wilhelm Liebknecht (1826-1900), Begründer der Sozialdemokratie, Weggefährte von Karl Marx und Friedrich Engels, Vater von Karl Liebknecht und Ehemann (nacheinander) von Ernestine und Natalie Liebknecht ist in Gießen geboren und hat die Stadt im Vormärz als Student geprägt. Jubiläen sind ein Anlass, neu auf Personen und Ereignisse zu schauen. Das wollen wir in der Übung tun. Liebknecht war Publizist und hat mit Formulierungen wie "Wissen ist Macht - Macht ist Wissen" Generationen geprägt. Was sagt er uns heute noch? Wie aktuell sind seine Gedanken zu Bildung, Demokratie, Krieg und Frieden? Die Stadt Gießen wird ihn groß feiern - umso wichtiger, sich mit ihm zu befassen.
Biografie zur Einführung Wolfgang Schröder, Wilhelm Liebknecht. Soldat der Revolution, Parteiführer, Parlamentarier, Berlin 2013
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, B 033
Kommentar:
What does the situation of women reveal about the development of a society? This interdisciplinary course explores this question through the lens of Southeastern Europe in the 20th century. Building on existing narratives of “backwardness” and development initiatives in the region, we focus specifically on the perspectives of women—voices that have often been omitted from historical accounts. Using a variety of sources such as oral history interviews, autobiographies, letters, poetry, and photographs—some of them in the original languages—we examine the ambivalent lived experiences of women in different social contexts. In doing so, we critically engage with the complex concept of “development”—one of the most frequently used terms in politics and society—by highlighting gender as a largely overlooked dimension. Digital and AI-based tools (Transkribus, DeepL, ChatGPT) will also be employed, allowing us to critically reflect on their potentials and limitations in historical research. The course introduces students to working with non-traditional sources, raises awareness of gender-related questions in development debates, and offers an engaging entry point into the history of Southeast Europe. It is designed for anyone interested in critical historiography, interdisciplinary research, and digital methods.
Was sagt die Situation von Frauen über die Entwicklung einer Gesellschaft aus? In diesem interdisziplinären Kurs gehen wir dieser Frage am Beispiel Südosteuropas im 20. Jahrhundert nach. Ausgehend von bestehenden Narrativen über „Rückständigkeit“ und Entwicklungsinitiativen in der Region gehen wir gezielt auf die Perspektive von Frauen ein, deren Stimmen in historischen Darstellungen oft ausgelassen wurden. Anhand unterschiedlicher Quellen wie oral history-Interviews, Autobiografien, Briefen, Gedichten oder Fotografien – teilweise in Originalsprachen – beleuchten wir ambivalente Lebensrealitäten von Frauen in verschiedenen sozialen Kontexten. Dabei hinterfragen wir den vielschichtigen Begriff von „Entwicklung“ – einen der meistverwendeten Begriffe in Politik und Gesellschaft – mit einem Fokus auf Geschlecht als bislang wenig beachteter Dimension. Zum Einsatz kommen auch digitale und KI-gestützte Werkzeuge (Transkribus, DeepL, ChatGPT), deren Potenziale und Grenzen wir im historischen Arbeiten kritisch reflektieren. Der Kurs vermittelt Grundlagen im Umgang mit nicht-traditionellen Quellen, sensibilisiert für Geschlechterfragen in Entwicklungsdebatten und bietet einen spannenden Einstieg in die Geschichte Südosteuropas. Er richtet sich an alle, die an kritischer Geschichtsschreibung, interdisziplinärer Forschung und digitalen Methoden interessiert sind.
Zu belegen ist ein Modul. - Wurde in (A) "Frühe Neuzeit 1" gewählt, ist in (B) "Neuere/Neueste Geschichte 2" zu belegen. - Wurde in (A) "Neuere/Neueste Geschichte 1" gewählt, ist in (B) "Frühe Neuzeit 2" zu belegen.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Antiziganismus beruht auf Stigmatisierung und bewirkt Diskriminierung. Im Unterschied zum Antisemitismus ist dieses Problem in der historischen Forschung noch unterbelichtet. Die Übung wird in einem ersten Schritt einen Überblick über die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert bieten und mit den Paradigmen des Historismus, der Historischen Sozialwissenschaft und der Historischen Anthropologie vertraut machen. In einem zweiten Schritt werden Trends des 21. Jahrhunderts wie die Transnationale Geschichte und die Imperiale Geschichte erörtert. In einem dritten Schritt soll der kulturwissenschaftliche Ansatz der Travelling Concepts erprobt werden. Ziel der Übung ist das Verfassen eines Essays, in dem erörtert wird, mit welchen Fragen an die Erforschung der Geschichte von Sinti und Roma herangegangen werden kann.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 030
Kommentar:
This course examines the profound transformations brought about by the spread of gunpowder weapons in the early modern world between roughly 1300 and 1700. Sometimes described as a “military revolution,” these changes reshaped not only the ways wars were fought but also the structures of states, economies, and societies. We will investigate the introduction and diffusion of firearms and artillery, the development of new fortifications, and the rise of disciplined standing armies. Particular attention will be given to the ways in which gunpowder warfare influenced state-building and the fiscal demands of war in Europe, including Eastern Europe and Russia. The course also adopts a global perspective, exploring how gunpowder transformed warfare in the Ottoman Empire, Safavid Persia, Mughal India, Ming and Qing China, Korea, and Japan. Students will consider the extent to which European developments were unique or part of broader global patterns of military innovation. Through close engagement with historiographical debates, they will assess competing interpretations of the “military revolution” thesis, from Michael Roberts to more recent global approaches. By the end of the course, students will be equipped to critically analyze how technological and organizational change in warfare influenced the emergence of early modern states and empires worldwide.
VERMERK: Diese Übung ist bilingual, Teilnahme an Diskussionen und Gruppenaufgaben auf Deutsch ist möglich. Sehr gute Englischkenntnisse werden jedoch für die Teilnahme am Kurs vorausgesetzt, da überwiegend die englischsprachige Forschungsliteratur zur Diskussion und Analyse angeboten wird.
Die Veranstaltung beschäftigt sich mit den historischen Grundlagen, Problematiken und Chancen der Familienforschung. Sie bietet eine Einführung in das Arbeiten mit konkreten Hilfsmitteln/Datenbanken etc.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333a
Kommentar:
Migration nach Osten verbunden. Um 1750 lebten über 90% der europäischen Juden in Polen-Litauen, im Russländischen und im Osmanischen Reich. Das Proseminar möchte in die Geschichte dieser osteuropäischen Juden einführen: Warum wanderten die Juden ins östliche Europa ab? Was nahmen sie dorthin mit? Worin unterschied sich Kultur der großen osteuropäischen jüdischen Gemeinschaften von dem Leben der kleinen jüdischen Gemeinden in Deutschland? Welche spirituellen Entwicklungen fanden statt (Orthodoxie, Chassidismus, Haskala)? Auf einer breiteren Ebene beschäftigt sich das Proseminar mit dem Zusammenleben von Mehrheits- und Minderheitsbevölkerungen: Wie war in Gesellschaften, in denen christliche Mehrheiten Minderheiten ihre Konfession aufzwangen, ein Zusammenleben möglich? Wie wurden Rechtsprechung und Wirtschaft, wie der Alltag organisiert? Die Texte und Materialien liegen in englischer und deutscher Sprache vor, slavische Texte werden übersetzt und digital aufbereitet. Sie erwerben im Proseminar auch Kompetenzen im Umgang mit fremdsprachigen Texten und mit digitalen Ressourcen vor allem im Bereich der jüdischen und osteuropäischen Geschichte.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Hexenverfolgungen waren kein Phänomen des Mittelalters, sondern der Frühen Neuzeit. In dieser Epoche sind sie eine der problematischsten Erscheinungen, namentlich in Mitteleuropa. Allerdings erlauben die entsprechenden Quellen auch besonders tiefe Einblicke in den kultur-, mentalitäts- und sozialgeschichtlichen Kontext. Das Seminar will anhand von Quellen sowie der Forschungsliteratur die vielfältigen Gründe für dieses Phänomen nachvollziehbar machen. Wolfgang Behringer (Hrsg.): Hexen u. Hexenprozesse in Deutschland 1988; Sönke Lorenz / H. C. Erik Midelfort: Hexen und Hexenprozesse - Ein historischer Überblick. Digital in historicum.net - Geschichtswissenschaften im Internet; Walter Rummel/Rita Voltmer: Hexen und Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit (Geschichte kompakt), 2008.
Spricht man von Revolutionen in der Vormoderne stechen selbstverständlich diejenigen am Ende des 18. Jahrhunderts hinaus. Doch auch außerhalb der Amerikanischen und Französischen Revolutionen, fanden sich gewalttätige Versuche die Struktur der Gesellschaft zu verändern.
Diese Revolten, oder Revolutionen – wenn sie erfolgreich waren-, wurden von verschiedenen Gruppen mit verschiedenen Zielsetzungen versucht. Das Proseminar beleuchtet die Hintergründe verschiedenen Aufstände vom England des 17. Jahrhunderts bis zu den Kolonien in der Karibik des frühen 19. Jahrhunderts, und stellt die Praktiken und Logiken der Umschichtung in den Fokus. Über die Epoche der Frühen Neuzeit werden z.B. die Levellers und DIggers der britischen Inseln, der Bauernkrieg im Heiligen Römischen Reich, Adelsaufstände in Frankreich, koloniale Unabhängigkeitsbewegungen, Sklavenaufstände und die Französische Revolution betrachtet werden. Dabei wird die Rolle der Medien und deren Verwendung auf beiden Seiten der Umsturzprozesse in den Blick kommen. Außerdem soll untersucht werden wie durchaus überraschende Elemente wie Straßenlaternen, Pflastersteine, Schreibwaren oder Gemüsegärten die frühneuzeitlichen Aufstände und Unruhen prägten.
Grundlagenmodul: Neuere und Neueste Geschichte 2 (04-Gesch-BA-07) ⇑
LV 1: Übung: Theorie und Methode
[Ü]
Das Gefangenenlager Guantanamo Bay 2002 - ?
Dozent/-in:
N.N.
Format:
in Präsenz
Zeit und Ort:
regelmäßiger Termin ab 14.10.2025
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr
Phil. I, C 029
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Seit seiner Eröffnung am 11. Januar 2002 gilt das US-amerikanische Gefangenenlager Guantánamo Bay als undurchdringlich. Von der US-Regierung wurden die 780 gefangenen Männer als „worst of the worst“ bezeichnet, als „Terroristen“, die ihr Wissen über al-Qaida und bevorstehende Anschläge nur unter „enhanced interrogation techniques“ preisgeben würden. Die Gefangenen hingegen klagten ihr Recht auf faire Prozesse ein und bezichtigten die USA der Folter. Handelt es sich bei diesem Widerspruch um eine unauflösliche Gemengelage? Wie schreibt man Geschichte, wenn sie sich bis in die Gegenwart fortsetzt? Im Seminar wollen wir unterschiedliche Quellen aus der Geschichte des Gefangenlagers untersuchen und so eine historisch-kritische Rekonstruktion und Positionierung ermöglichen: Wie lässt sich das Wechselverhältnis von Staatsgewalt und Widerstand im Lager beschreiben? Inwieweit bestimmt der Entstehungskontext nicht nur den Inhalt von Quellen, sondern auch ihre Form? Welche ethische Reflexion erfordert das Studium sensibler Quellen?
Im Seminar arbeiten wir u.a. mit Überlebendenzeugnissen, Untersuchungsberichten, Prozessakten, Militärdokumenten, Gesetzestexten und juristischen Kommentaren, mit Podcasts, Gemälden und Gedichten in deutscher und englischer Sprache.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Übung ist eine allgemeine Einführung ins geschichtswissenschaftliche Arbeiten mit besonderem Schwerpunkt auf Forschungsdesign und Methoden. Wir gehen Schritt für Schritt die verschiedenen Komponenten von (geschichts-)wissenschaftlichen Forschungsdesigns durch (Frage, Hypothese, Definition, Auswahlkriterien für Fälle und Quellen etc.) und diskutieren, was gute von schlechten Studien unterscheidet. Dabei lesen wir beispielhafte Studien zu verschiedenen Methoden und besprechen, was man sich von diesen für das eigene Arbeiten (an Hausarbeiten) abschauen kann. Wir lesen auch grundlegende Texte wie etwa Chris Lorenz' Lehrbuch "Konstruktion der Vergangenheit" (1997), die eine gewisse Bereitschaft zu theoretischem Denken (Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Methodologie) voraussetzen.
Die Lektüre wird online bereitgestellt. Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte wird vorausgesetzt. Das Lesepensum beträgt ca. 30 Seiten pro Woche. Regelmäßige aktive Anwesenheit und die Erledigung kleinerer Aufgaben sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Antiziganismus beruht auf Stigmatisierung und bewirkt Diskriminierung. Im Unterschied zum Antisemitismus ist dieses Problem in der historischen Forschung noch unterbelichtet. Die Übung wird in einem ersten Schritt einen Überblick über die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert bieten und mit den Paradigmen des Historismus, der Historischen Sozialwissenschaft und der Historischen Anthropologie vertraut machen. In einem zweiten Schritt werden Trends des 21. Jahrhunderts wie die Transnationale Geschichte und die Imperiale Geschichte erörtert. In einem dritten Schritt soll der kulturwissenschaftliche Ansatz der Travelling Concepts erprobt werden. Ziel der Übung ist das Verfassen eines Essays, in dem erörtert wird, mit welchen Fragen an die Erforschung der Geschichte von Sinti und Roma herangegangen werden kann.
Die Veranstaltung beschäftigt sich mit den historischen Grundlagen, Problematiken und Chancen der Familienforschung. Sie bietet eine Einführung in das Arbeiten mit konkreten Hilfsmitteln/Datenbanken etc.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
Auch Gefühle haben eine Geschichte. So entstehen neue Gefühle wie zum Beispiel „Klimaangst“ oder „FOMO“, andere Gefühle wie „Ehre“, „Demut“ oder „Scham“ haben ihren Gehalt verändert oder an Bedeutung verloren. Doch wie schreibt man die Geschichte von ephemeren, augenscheinlich subjektiven und innerlichen Gefühlen? Und wozu schreibt man sie – wie verändert die Perspektive auf Gefühle den Blick auf geläufigere historische Untersuchungsgegenstände wie Krisenzeiten, Bürgerrechtsbewegungen oder Staatsgewalt? Im ersten Teil des Seminars beschäftigten wir uns mit Grundlagentexten der Gefühlsgeschichte und -theorie, um Begriffe wie „Affekt“, „emotionale Praktiken“, „emotionale Gemeinschaft“ oder „emotionales Regime“ zu erarbeiten und so ein Verständnis der Historizität von Gefühlen zu ermöglichen. Im zweiten Teil wollen wir diese an Fallbeispielen aus der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts in Bezug auf Emotionen wie Angst und Ekel, Mitgefühl und Solidarität erproben.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Momentan inszenieren sich sogenannte tradwives auf Instagram, die strahlend Kekse backen oder Kinderkleider nähen und dem von der Arbeit müden Ehegatten ein Abendessen zaubern. Was hat es mit diesem Trend auf sich? Worauf bezieht er sich? Geschlechterrollen unterliegen einem historischen Wandel, der sich beobachten und analysieren lässt. Wir erfahren durch die Analyse etwas über Gesellschaften und ihre Normen und Praktiken. Im Seminar befassen wir uns mit US-amerikanischer und europäischer Geschlechtergeschichte als Teil einer Geschichte sozialer Ungleichheit. Gleichzeitig ist das Proseminar eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten mit einem hohen propädeutischen Anteil.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Der Kurs bietet eine Einführung in die globale Geschichte des Kalten Krieges, beginnend mit Winston Churchills berühmter „Eiserner Vorhang“-Rede 1946 bis zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan 1989. Im Zentrum stehen nicht nur die ideologischen Spannungen zwischen den Supermächten USA und UdSSR, sondern vor allem jene Konflikte, in denen der Kalte Krieg „heiß“ wurde: der Koreakrieg, die Berliner Krise, die Kubakrise, der Vietnamkrieg, die Interventionen im Nahen Osten und schließlich der Krieg in Afghanistan. Auch die Spannungen und Konflikte innerhalb der ideologischen Blöcke, wie z.B. das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis, und die Kriege in den Ländern der Dritten Welt (arabisch-israelische Kriege) werden beleuchtet und angesichts deren Wirkung auf den Verlauf des Kalten Krieges analysiert. Anhand ausgewählter Fallstudien untersuchen wir Ursachen, Verläufe und Folgen dieser Auseinandersetzungen, ihre Bedeutung für die Blockkonfrontation sowie ihre Auswirkungen auf die betroffenen Gesellschaften. Der Kurs vermittelt damit Grundlagenwissen über Strukturen, Akteure und Dynamiken des Ost-West-Konflikts und sensibilisiert für die globale Dimension dieser Epoche. Studierende gewinnen Einblicke in zentrale Debatten der internationalen Geschichte und erarbeiten sich analytische Werkzeuge zur Einordnung geopolitischer Konflikte im 20. Jahrhundert. Gute Englischkenntnisse, die das Lesen der englischsprachigen Texte ermöglichen, bilden die Voraussetzung für die Teilnahme am Kurs.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333a
Kommentar:
Die Städte der Ukraine und des östlichen Europas sind aus den aktuellen täglichen Nachrichten gut bekannt – sie besitzen vielfach eine spannende multikulturelle Geschichte, in der sich ukrainische, jüdische, polnische, russländische und osmanische Geschichte treffen. Weitere ethnisch-konfessionelle Sondergruppen wie Griechen und Armenier, manchmal auch Deutsche, Franzosen oder Briten spielen ebenfalls eine Rolle – auch Überformungen in der Sowjetzeit sind zu berücksichtigen. Das Proseminar möchte, ausgehend von neueren Publikationen und Quellen, diese Vielfalt im begrenzten städtischen Raum in den Blick nehmen. Neben den im Titel des Proseminars genannten Städten können auch andere Städte, etwa Czernowitz oder das stark jüdisch geprägte Berdyčev nach den Wünschen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigt werden. Zeitlich liegt ein Schwerpunkt auf dem 19.-21. Jahrhundert. Die Texte und Materialien liegen in englischer und deutscher Sprache vor, slavische Texte werden übersetzt und digital aufbereitet. Sie erwerben im Proseminar auch Kompetenzen wie den Umgang mit fremdsprachigen Texten und mit digitalen Ressourcen.
Einführende Literatur Angela Huber, Erik Martin (Hrsg.): Metropolen des Ostens. Berlin 2021. Mirja Lecke, Efraim Sicher (Hrsg.): Cosmopolitan Spaces in Odesa. A Case Study of an Urban Context. Boston: Academic Studies Press, 2023. Andrij Portnov, Dnipro. An Entangled History of a European City. Boston: Academic Studies Press, 2022.
Sa. 17.01.2026,09.00 - 18.00 Uhr (Exkursion) Hadamar
Di. 20.01.2026,16.00 - 18.00 Uhr Phil. I, C 003
Sa. 07.02.2026,10.00 - 18.00 Uhr Psychiatrie-Museum Philippshospital
Di. 10.02.2026,16.00 - 18.00 Uhr Phil. I, C 003
Kommentar:
Die drei für dieses Semester geplanten Exkursionen führen uns zu unterschiedlichen Orten der Psychiatriegeschichte in Hessen: Bei einem ersten Ausflug geht es auf das Gelände der Vitos-Klinik in Gießen, gleich neben dem Phil I. Auf dem Gelände kann die Geschichte der Psychiatrie seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert „begangen“ werden, ein Schwerpunkt unserer Führung wird aber auf der Psychiatriereform der 1970er Jahre liegen. Dann werden wir für einen Studientag in die Gedenkstätte Hadamar fahren, in der an die Geschichte der „Tötungsanstalt“ und der Patient:innenmorde im Nationalsozialismus erinnert wird. Den Abschluss bildet eine Fahrt ins Psychiatriemuseum Riedstadt, das mitten auf dem Gelände einer Klinik liegt und so etwas wie eine kleine begehbare „Schau-Sammlung“ der Psychiatriegeschichte bietet (inklusive Zwangsjacke). Die Fahrten sind mit dem Semesterticket abgedeckt. In vor- und nachbereitenden Sitzungen werden wir grundlegende Informationen zu den Orten erarbeiten und uns vor allem über das Gesehene und Erlebte austauschen. Die Exkursion ist eine ideale Ergänzung zur Vorlesung „Geschlossene Anstalt? Psychiatriegeschichte als Gesellschaftsgeschichte“ und zum Hauptseminar „Die anderen, das seid Ihr“ – Anti-Psychiatrie im 20. Jahrhundert“.
Inwieweit können uns historische Objekte, Dinge aus der Vergangenheit und damit auch Ausstellungsstücke aus Museen Erkenntnisse zu vergangenen Zeiten liefern? Wie analysieren und interpretieren wir diese materiellen Quellen und ihre teils verstrickten Provenienzen? Wie bewerten wir deren Aussagekraft? Im Zuge der verschiedenen „Turns“ hat insbesondere auch die Materialität von Geschichte in den letzten Jahren größere Aufmerksamkeit gewonnen. Die Frage, wie wir Objekte als historische Quellen betrachten und analysieren, welche Fragen wir an die Objekte stellen bzw. welche Fragen wir zwar stellen können, aber vielleicht kaum zufrieden stellende Antworten erhalten, stehen im Mittelpunkt dieser zweitägigen Exkursion ins Bayerische Armeemuseum Ingolstadt. Dabei geht es uns vor allem um osmanische Alltags-, Konsum- oder Luxusgegenstände, die sich im Museum und im Archiv befinden. Wir fragen konkret nach Methoden der materiellen Kulturforschung, üben das „Schauen“ auf sowie die „Beschreibung“ und Handhabung von Objekten, machen uns Gedanken zu Gebrauchs- und Sammlungskontexten und tauchen dabei (nicht nur) in die Geschichte des osmanischen Europas ein. Ein Highlight des Besuches ist die Beschäftigung mit dem Zelt des Großwesirs Sarı Süleyman Paşa aus dem 17. Jh. Ergänzend werden uns ebenfalls weitere Objekte zur osmanisch-deutschen oder aber südosteuropäischen Geschichte aus der Sammlung des Museums zur Verfügung stehen. Die Exkursion bietet einerseits eine methodologische Einführung in die Materielle Kulturforschung und macht Studierende über Objekte mit der osmanischen Geschichte Europas vertraut. Anderseits soll vor Ort der Umgang mit originalen Objekten ermöglicht werden, um so für die besondere Handhabung historischer Artefakte zu sensibilisieren.
Die Exkursion findet vom 15.-17. Januar 2026 statt. Zwei Übernachtungen in der Jugendherberge Ingolstadt sind geplant. Der genaue Ablauf der Exkursion wird in der 1. Sitzung bekannt gegeben. Zur Vor- und Nachbereitung der Exkursion sind drei Termine angesetzt: Vorbereitung: Do 20. Nov. 2025 16-19 Uhr und Do 11. Dez. 2025 16-19 Uhr, Nachbereitung: Do 5. Feb. 16-19 Uhr Die Teilnahme an allen Sitzungen ist verpflichtend! Ein erster Anblick des Zeltes findet sich hier: https://www.armeemuseum.de/de/ausstellungen/armeemuseum-im-neuen-schloss/das-zelt-des-grosswesirs.html (letzter Zugriff 01.09.2025) Der Kurs wird in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Tristan Schaub angeboten, der gerade zu mittelalterlichen Rüstungen an der JLU promoviert!
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
1978 verabschiedete die italienische Regierung das berühmte Gesetz Nr. 180: Es schrieb vor, dass alle psychiatrischen Kliniken aufgelöst und Patient:innen in die reguläre und ambulante medizinische Versorgung integriert werden sollten. Der einzigartigen Entscheidung waren Jahre des Konflikts um den Umgang mit als psychisch krank gelesenen und behandelten Menschen vorausgegangen. „Die Geistesgestörten, das seid Ihr!“, so wandten sich italienische Psychiatriepatient:innen 1969 an die Allgemeinheit. Aber Kritik an Psychiatrie und „Anstalt“ war seit den 1960er Jahren nicht nur in Italien präsent: In Frankreich schrieb Michel Foucault seine bekannten Arbeiten über den „Wahnsinn“, in Großbritannien organisierte der Psychiater Ronald Laing eine große Tagung der „Anti-Psychiatrie“, in den USA sorgten Erving Goffmans Buch „Asylums“ und der Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ für Aufregung, in der Bundesrepublik Deutschland berichtete der Stern prominent über die „Schlangengrube“ in der Gießener Vitos-Klinik.
Im Mittelpunkt des Seminars soll die Arbeit mit diversem Quellenmaterial stehen, vielleicht können wir so auch Ideen für weitere Forschung auf diesem bisher kaum beackerten Forschungsfeld entwickeln.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
In allen Kreuzzugsaufrufen und -predigten des Mittelalters wurden biblische Texte zitiert, die die Autoren zur Legitimation, Motivation und theologischen Einordnung des Kreuzzugsgeschehens verwendeten. Insbesondere alttestamentliche Bücher boten reiches Material, das von den Akteuren der Kreuzzugsbewegung seit dem späten 11. Jahrhundert genutzt wurde: die im Buch Exodus geschilderte Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste und die Ankunft im ‚Gelobten Land‘ stellten ein beliebtes Erzählmotiv dar, mit dem sich die Kreuzfahrer identifizieren konnten. Der in den beiden Makkabäer-Büchern erzählte Kampf der Makkabäer gegen die hellenistische Religionspolitik diente als Appell an die Kreuzfahrer, es ihnen gleich zu tun und die Waffen für die christlichen Brüder im ‚Heiligen Land‘ zu ergreifen. Der militärische Kampf wurde stets als Einsatz zum Schutz der Christen im Nahen Osten und als Ausdruck der Barmherzigkeit interpretiert. Dabei das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, rückte die Kreuzzugsteilnahme in die Nähe der Nachfolge Jesu und ließ gefallene Kreuzfahrer als Märtyrer erscheinen. Schließlich verknüpften viele Autoren den Kampf um Jerusalem mit Vorstellungen vom nahenden Ende der Welt. Im Seminar werden wir unterschiedlichste Texte aus dem 12. und 13. Jahrhundert lesen und ihren Verbindungen zu biblischen Erzähltraditionen nachgehen. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie biblische Texte überhaupt in dieser Zeit benutzt und rezipiert wurden. Das Seminar ist offen für alle Studierenden in den Fächern Geschichte und kath. Theologie, die mind. zwei Fachsemester abgeschlossen haben.
Literatur Zur Einführung: Nikolas Jaspert: Die Kreuzzüge, 7. Aufl. Darmstadt 2020; Jonathan Riley-Smith: Die Kreuzzüge, Darmstadt 2015; Christopher Tyerman: God’s War. A new History of the Crusades, London 2007. – Zum Thema: Boris Gübele: Deus vult, Deus vult. Der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter (Mittelalter-Forschungen 54), Ostfildern 2018; Elizabeth Lapina/ Nicholas Morton (Hgg.): The uses of the Bible in crusader sources, Leiden 2017; Jay Rubenstein: Nebuchadnezzar’s Dream. The Crusades, Apocalyptic Prophecy and the End of History, Oxford 2019; Ders.: Armies of Heaven. The First Crusade and the Quest for Apocalypse, New York 2011; M. Cecilia Gaposchkin: Invisible Weapons. Liturgy and the Making of Crusade Ideology, Ithaca (Cornell University) 2017; Stefan Tebruck: Crusades, Crusaders. I. Christianity, in: The Encyclopedia of the Bible and its Reception, hg. von Hans-Josef Klauck, Bernard McGinn, Choon-Leong Seow u.a., Band 6, Berlin, New York 2013, Sp. 1115–1118.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 011
Kommentar:
Für geistliche und weltliche Herrschaftsträger im Mittelalter galt in der Regel: Regieren heißt Reisen. Im Seminar sollen anhand von Quellen unterschiedliche Formen der Herrschaftspräsenz vorstellt und untersucht werden. Dabei geht es sowohl um die Organisation der Reisen, des höfischen Umfeldes und der sich ausbildenden Residenzen als auch um die Wandlungen, denen diese unterworfen waren. Herangezogen werden neben urkundlichen und chronikalischen Zeugnissen auch Itinerare, Rechnungen und bildliche Darstellungen. Literatur: Ehlers, Caspar und Grewe, Holger (Hrsg.): Mittelalterliche Paläste und die Reisewege der Kaiser: neue Entdeckungen in den Orten der Macht an Rhein und Main. Oppenheim am Rhein (2020) Bünz, Enno: Ein Erzbischof und viele Residenzen. Zur Residenzbildung im spätmittelalterlichen Erzstift Mainz, in: Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann (Hrsg.), Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 2 = Veröffentlichungen des Museums für Brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters 3) Berlin 2009, S. 91–112. Ranft, Andreas: Adel, Hof und Residenz im späten Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte Bd. 89 (2007) S. 61-90 Quellen: Folker Reichert (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 46), Darmstadt 2009.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 5 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Zeit der Ottonen (919-1024) gilt als eine weichenstellende Epoche für die gesamteuropäische Geschichte. Aus dem Erbe des alten karolingischen Großreichs entstanden neben dem westfränkischen und dem burgundischen Teilreich ein ostfränkisches Reich, dessen Könige nicht mehr Karolinger, sondern Angehörige der sächsischen Adelsfamilie der Liudolfinger waren. Sie knüpften an ihre karolingischen Vorgänger an, schufen aber doch eine neue politische Ordnung, die in der älteren Forschung stets als Beginn der deutschen Geschichte betrachtet wurde. Kirche und Adel formierten sich im ottonischen Reich als tragende Säulen der Königsherrschaft. Klösterliche Kultur, Mission und Expansion östlich der Elbe und imperiales Ausgreifen nach Italien kennzeichnen die Entwicklung. Die Forschung der zurückliegenden 30 Jahre hat dabei eine Fülle neuer Erkenntnisse und Interpretationen erarbeitet, die in vielen Aspekten konträr zur älteren Forschung stehen und einen ganz neuen Einblick in Herrschaft und Gesellschaft des 10. Jhs. ermöglichen. Die Vorlesung wird für alle Module angeboten. Im Rahmen des Grundagenmoduls Mittelalter wird in der letzten Vorlesungsdoppelstunde am 10.02.2026 eine Klausur geschrieben. Die Vorlesung am 16.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität Pescara-Chieti ausfallen.
Literatur: Althoff, Gerd/ Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008; Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000; Ehlers, Joachim: Die Entstehung des deutschen Reiches (Enzyklopädie deutscher Geschichte 31), 2. Aufl. München 1998; Goetz, Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, 500-1050 (Handbuch der Geschichte Europas 2), Stuttgart 2003; Huschner, Wolfgang: Transalpine Kommunikation im Mittelalter. Diplomatische, kulturelle und politische Wechselwirkungen zwischen Italien und dem nordalpinen Reich (9.–11. Jahrhundert), 3 Bde. (MGH Schriften 52), Hannover 2003; Huschner, Wolfgang: Der ottonische Kaiserhof (962–1002). Aufgabenspektrum und Personalstruktur, in: Le corti nell’alto Medioevo, 2 Bde. (Settimane di studio della Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 62), Spoleto 2015, S. 197–230; Keller, Hagen: Die Ottonen, 6. Aufl. München 2021.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
In allen Kreuzzugsaufrufen und -predigten des Mittelalters wurden biblische Texte zitiert, die die Autoren zur Legitimation, Motivation und theologischen Einordnung des Kreuzzugsgeschehens verwendeten. Insbesondere alttestamentliche Bücher boten reiches Material, das von den Akteuren der Kreuzzugsbewegung seit dem späten 11. Jahrhundert genutzt wurde: die im Buch Exodus geschilderte Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste und die Ankunft im ‚Gelobten Land‘ stellten ein beliebtes Erzählmotiv dar, mit dem sich die Kreuzfahrer identifizieren konnten. Der in den beiden Makkabäer-Büchern erzählte Kampf der Makkabäer gegen die hellenistische Religionspolitik diente als Appell an die Kreuzfahrer, es ihnen gleich zu tun und die Waffen für die christlichen Brüder im ‚Heiligen Land‘ zu ergreifen. Der militärische Kampf wurde stets als Einsatz zum Schutz der Christen im Nahen Osten und als Ausdruck der Barmherzigkeit interpretiert. Dabei das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, rückte die Kreuzzugsteilnahme in die Nähe der Nachfolge Jesu und ließ gefallene Kreuzfahrer als Märtyrer erscheinen. Schließlich verknüpften viele Autoren den Kampf um Jerusalem mit Vorstellungen vom nahenden Ende der Welt. Im Seminar werden wir unterschiedlichste Texte aus dem 12. und 13. Jahrhundert lesen und ihren Verbindungen zu biblischen Erzähltraditionen nachgehen. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie biblische Texte überhaupt in dieser Zeit benutzt und rezipiert wurden. Das Seminar ist offen für alle Studierenden in den Fächern Geschichte und kath. Theologie, die mind. zwei Fachsemester abgeschlossen haben.
Literatur Zur Einführung: Nikolas Jaspert: Die Kreuzzüge, 7. Aufl. Darmstadt 2020; Jonathan Riley-Smith: Die Kreuzzüge, Darmstadt 2015; Christopher Tyerman: God’s War. A new History of the Crusades, London 2007. – Zum Thema: Boris Gübele: Deus vult, Deus vult. Der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter (Mittelalter-Forschungen 54), Ostfildern 2018; Elizabeth Lapina/ Nicholas Morton (Hgg.): The uses of the Bible in crusader sources, Leiden 2017; Jay Rubenstein: Nebuchadnezzar’s Dream. The Crusades, Apocalyptic Prophecy and the End of History, Oxford 2019; Ders.: Armies of Heaven. The First Crusade and the Quest for Apocalypse, New York 2011; M. Cecilia Gaposchkin: Invisible Weapons. Liturgy and the Making of Crusade Ideology, Ithaca (Cornell University) 2017; Stefan Tebruck: Crusades, Crusaders. I. Christianity, in: The Encyclopedia of the Bible and its Reception, hg. von Hans-Josef Klauck, Bernard McGinn, Choon-Leong Seow u.a., Band 6, Berlin, New York 2013, Sp. 1115–1118.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 011
Kommentar:
Für geistliche und weltliche Herrschaftsträger im Mittelalter galt in der Regel: Regieren heißt Reisen. Im Seminar sollen anhand von Quellen unterschiedliche Formen der Herrschaftspräsenz vorstellt und untersucht werden. Dabei geht es sowohl um die Organisation der Reisen, des höfischen Umfeldes und der sich ausbildenden Residenzen als auch um die Wandlungen, denen diese unterworfen waren. Herangezogen werden neben urkundlichen und chronikalischen Zeugnissen auch Itinerare, Rechnungen und bildliche Darstellungen. Literatur: Ehlers, Caspar und Grewe, Holger (Hrsg.): Mittelalterliche Paläste und die Reisewege der Kaiser: neue Entdeckungen in den Orten der Macht an Rhein und Main. Oppenheim am Rhein (2020) Bünz, Enno: Ein Erzbischof und viele Residenzen. Zur Residenzbildung im spätmittelalterlichen Erzstift Mainz, in: Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann (Hrsg.), Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 2 = Veröffentlichungen des Museums für Brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters 3) Berlin 2009, S. 91–112. Ranft, Andreas: Adel, Hof und Residenz im späten Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte Bd. 89 (2007) S. 61-90 Quellen: Folker Reichert (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 46), Darmstadt 2009.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Geschichte der Psychiatrie erscheint schnell als eine eher randständige Geschichte der „anderen“, sie spielt in historischen Überblicksdarstellungen oder Lehrbüchern kaum eine Rolle. Doch die Psychiatriegeschichte kann ein guter Ausgangspunkt sein, um aus ungewohnter Perspektive über die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken. Es geht bei einer solchen Geschichte um das Selbstverständnis einer vergangenen Gesellschaft, um die Definition von „normal“ und „anders“, um Mechanismen des Ein- und Ausschließens, um Machtverhältnisse im Alltag. Wer entschied eigentlich wann und auf welcher Grundlage darüber, wer oder was als „krank“ galt? Wie sahen Behandlung und Therapie aus? Wie diskutierte und wie wertete eine Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Systemen psychische Krankheit? Wann und wie öffneten oder schlossen sich die Türen der „Anstalt“ – für wen?
In der Vorlesung werden wir die Entwicklung der Psychiatrie von der „Entdeckung des Unbewussten“ um 1900 über die systematische Ermordung von Patient:innen in der Zeit des Nationalsozialismus bis zur „Psychiatrie-Reform“ in den 1970er Jahren nachverfolgen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung in Deutschland, an zentralen Punkten beziehen wir transnationale/internationale Beispiele ein.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Frühe Neuzeit (ca. 1500 – 1800) gerät als Epoche immer mehr in den Hintergrund, weil sie für ein gegenwartsorientiertes Geschichtsinteresse oft nur die Vorgeschichte der Moderne darstellt. In den Lehrplänen kommt sie nur noch sporadisch vor, allenfalls Luthers Reformation oder Französische Revolution werden noch intensiver behandelt. Damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Die Vorlesung möchte anhand von Schlüsselereignissen – je eins pro Vorlesungssitzung – mit einer Art „Best of Frühe Neuzeit“ die Fülle und Spannungsbreite der Frühen Neuzeit vorführen. Lit: Thomas Maissen, Geschichte der Frühen Neuzeit, 2013 (Beck Wissen); Wolfgang Behringer, Frühe Neuzeit, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 4 (2006), Sp. 80-87.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 026
Kommentar:
Im Zuge der Weiß-Rot-Weißen Revolution von 2020 vollzog sich in Deutschland beim amtlichen Gebrauch der Länderbezeichnungen ein Paradigmenwechsel von Weißrussland zu Belarus‘. Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist das Land aber wieder hinter dem Horizont der „Russischen Welt“ verschwunden. Historisch gesehen zeichnete sich die Belarus’ als Übergangszone zwischen Mittel- und Osteuropa aus. Ihre Prägungen erhielt sie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vom Großfürstentum Litauen und der polnischen Adelsrepublik und im 19. und 20. Jahrhundert vom zarischen und sowjetischen Imperium. Das 20. Jahrhundert stellt mit den beiden Weltkriegen, der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, dem stalinistischen Terror, dem Holocaust und dem Reaktorunfall von Tschernobyl ein Zeitalter der demographischen Katastrophen dar. Darüber hinaus erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses die Umwandlung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Die Vorlesung will diesen Prozessen nachgehen und bei der Frage nach der belarusischen Idee für eine neue Justierung der Mental Maps des östlichen Europa plädieren. Leistungsnachweis: Klausur Literaturhinweise: Valentin Akudowitsch: Der Abwesenheitscode. Versuch, Weißrussland zu verstehen. Berlin 2013; Thomas M. Bohn/Marion Rutz (Hrsg.): Belarus-Reisen. Empfehlungen aus der deutschen Wissenschaft. Wiesbaden 2020; Thomas M. Bohn: Heldenstadt Minsk. Urbanisierung à la Belarus. Köln/Wien 2022; Thomas M. Bohn: Weißrussland oder Belarus? Die Weiße Ruß in Historiographie und Kartographie. Wiesbaden 2025; Ingo Petz: Rasender Stillstand: Belarus - eine Revolution und die Folgen. Berlin 2025.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
1978 verabschiedete die italienische Regierung das berühmte Gesetz Nr. 180: Es schrieb vor, dass alle psychiatrischen Kliniken aufgelöst und Patient:innen in die reguläre und ambulante medizinische Versorgung integriert werden sollten. Der einzigartigen Entscheidung waren Jahre des Konflikts um den Umgang mit als psychisch krank gelesenen und behandelten Menschen vorausgegangen. „Die Geistesgestörten, das seid Ihr!“, so wandten sich italienische Psychiatriepatient:innen 1969 an die Allgemeinheit. Aber Kritik an Psychiatrie und „Anstalt“ war seit den 1960er Jahren nicht nur in Italien präsent: In Frankreich schrieb Michel Foucault seine bekannten Arbeiten über den „Wahnsinn“, in Großbritannien organisierte der Psychiater Ronald Laing eine große Tagung der „Anti-Psychiatrie“, in den USA sorgten Erving Goffmans Buch „Asylums“ und der Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ für Aufregung, in der Bundesrepublik Deutschland berichtete der Stern prominent über die „Schlangengrube“ in der Gießener Vitos-Klinik.
Im Mittelpunkt des Seminars soll die Arbeit mit diversem Quellenmaterial stehen, vielleicht können wir so auch Ideen für weitere Forschung auf diesem bisher kaum beackerten Forschungsfeld entwickeln.
Deutschland war mal eine Kolonialmacht. Im westeuropäischen Vergleich spät und kurz übten Deutsche Herrschaft in Afrika, China und Ozeanien aus. Beschlossen wurde das in Berlin 1884/85 und beendet wurde es in Versailles 1919. Wie und warum? Was passierte in den knapp 35 Jahren und welche Nachwirkungen hat(te) die Zeit? Diesen Fragen wollen wir im Seminar anhand von Quellen und unter Einbeziehung der ständig wachsenden Forschungsliteratur nachgehen. Das Hauptsemsinar richtet sich vor allem an Lehramtsstudierende, die im WS ihr Praxissemester absolvieren. Deshalb beginnen wir mit einer Einführung Anfang des Semesters und steigen dann in der Mitte des Semesters richtig ein. Aber auch alle anderen Interessierten sind selbstverständlich herzlich willkommen.
Literatur zur Einführung: Winfried Speitkamp, Deutsche Kolonialgeschichte, Ditzingen 2021 Marianne Bechhaus-Gerst, Joachim Zeller (Hg.), Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit, Berlin 2021
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Kants Schrift von 1795 gilt als grundlegend für ein aufgeklärtes Politikverständnis im Umgang der modernen Staaten miteinander – mit ihrem Insistieren auf einer Orientierung an Recht und Gerechtigkeit ist sie gerade heute von großer Aktualität. Zugleich reflektiert sie historische Phänomene und Probleme im Kontext der Französischen Revolution, was sie auch zu einem außerordentlichen historischen Zeitdokument macht. Im Vergleich zu anderen Schriften Kants ist die Friedensschrift kurz und gut lesbar, vorausgesetzt, man ist zu intensiver und genauer Lektüre bereit. Wir werden die Schrift im Seminar gemeinsam lesen und interpretieren. Der Text wird den Teilnehmern zur Verfügung gestellt, Textgrundlage ist: Zum ewigen Frieden. Mit den Passagen zum Völkerrecht und Weltbürgerrecht aus Kants Rechtslehre. Kommentar von Oliver Eberl und Peter Niesen. Suhrkamp, Frankfurt 2011
[H Si]
Jüdische Erinnerung an jüdisches Leben und Holocaust: Die Yitzkor-Bücher in Polen und Ostmitteleuropa – eine bisher vernachlässigte Perspektive (Schwerpunkt Lodz)
Das Seminar ist ein Experiment in internationaler Kooperation: Zusammen mit Lodzer Germanistikstudieren und internationalen Studierenden beschäftigen wir uns digital (Zoom-Plattform) mit der jüdischen Erinnerung während und nach der Shoah. Seit den 1940er Jahren entstanden weltweit jüdische Erinnerungsbücher (Yitzkor-Bücher), die die Erinnerung an das Leben in er alten Heimat bewahren sollten.
Ein Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Erinnerung an die große jüdische Gemeinschaft in Lodz: 1939 lebten dort 200.000 Juden, nach 1945 verblieben vor Ort einige tausend Juden. Yitzkor-Bücher erschienen in New York (2x), Buenos Aires, Melbourne und Jerusalem. Wir werden im Seminar Teile dieser Yitzkor-Bücher lesen. Die Originale entstanden in jiddischer, hebräischer und englischer Sprache, wir werden vielfach mit Übersetzungen arbeiten, teilweise selbst Übersetzungen erstellen.
Es ist möglich, im Seminar auch eigene Interessen einzubringen (Beschäftigung mit jüdischer Erinnerung, speziellen jüdischen Gemeinden, jüdischen Yitzkor-Büchern). Erwünscht ist Interesse an jüdischer Kultur und die Bereitschaft, sich in interkulturelle Aspekte einzuarbeiten. Angedacht ist es, das Seminar im SoSe 2026 evtl. mit einer Exkursion nach Lodz fortzusetzen.
Die Vorstellung von einem immerwährenden „Pulverfass Balkan!“ prägt bis heute unser Bild vom Balkan im 1. Weltkrieg. An dieser Vorstellung hatten (und haben) Medien einen bedeutenden Anteil. Zugleich gelten der 1. Weltkrieg und - für Südosteuropa im Speziellen zugleich die Balkankriege 1912/13 - als Ereignisse, die die mediale Vermittlung der Geschehnisse forcierten und damit auch die technischen Entwicklungen in diesem Bereich massiv vorantrieben. Das Seminar nähert sich anhand ausgewählter Quellen- und Literatur Beispiele der Mediengeschichte des 1. Weltkriegs in Südosteuropa und zoomt in unterschiedliche Regionen, Fronten und Forschungsbereiche. Ein erster Einblick in die Entwicklungen des 1. Weltkriegs in Südosteuropa und die Frage, welche Bilder den Krieg vermittelten findet sich hier: https://www.anemon.gr/film/silent-balkans/ (letzter Zugriff 01.09.2025) Die Teilnahme an der 1. Sitzung ist verpflichtend.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Noch vor wenigen Jahrhunderten bestand die politische Welt aus einer Vielzahl verschiedener Gebilde: Stadtrepubliken, Reiche, Städtebünde, mobile Personenverbände, Territorialstaaten. Aber in der heutigen Zeit dominiert weltweit nur noch eine einzige Form: Der Nationalstaat. Wie kam es dazu, dass sich ausgerechnet diese Form durchsetzte? Die Forschungsdiskussion darüber spielte sich in Geschichts-, Sozial- und Politikwissenschaft ab und hat viele ganz verschiedene Theorien und Erklärungen hervorgebracht - z.B. wirtschafts-, politik-, militär- und ideenhistorische. Im Seminar werden die wichtigsten Ansätze und Fallstudien anhand wichtiger Studien besprochen - diese behandeln wichtige Fälle von den neuzeitlichen Amerikas über das Europa des 19. Jahrhunderts bis zu den antikolonialen Bewegungen Afroeurasiens nach dem Ersten Weltkrieg. Die Lektüre ist größtenteils englisch und umfasst ca. 40 Seiten pro Woche. Die regelmäßige Übernahme sitzungsvorbereitender Aufgaben ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Peters Stadt ist durch Putins Krieg gegen die Ukraine in die Ferne gerückt. Handelte es sich bei der Gründung der Hauptstadt des Russländischen Imperiums um eine kulturelle Öffnung oder um den militärischen Durchbruch nach Europa? Wie sollen wir heute mit Aleksandr Puškins „Ehernen Reiter“ umgehen? Die von dem französischen Bildhauer Étienne-Maurice Falconet errichtete Statue enthält die Widmung einer deutschstämmigen Zarin. „Russland und Europa“ ist das große Spannungsfeld, das mit dem Namen des Zaren Petr Alekseevičs, des Ersten oder des Großen verbunden ist. Wie ist die imperiale Metropole von ihrer Grün-dung 1703 bis zum Ende des imperialen Zeitalters 1917 im In- und Ausland wahrgenommen worden? Diesen Fragen soll das interdisziplinäre Hauptseminar aufgrund historischer Quel-len und literarischer Texte nachgehen.
Literaturhinweise: Nikolai P. Anziferow: Die Seele Petersburgs. München/Wien 2003 [1922]; Karl Schlögel/Frithjof Benjamin Schenk/Markus Ackeret (Hrsg.): Sankt Petersburg. Schauplätze einer Stadtgeschichte. Frankfurt/New York 2007; Jan Kusber: Kleine Geschich-te St. Petersburgs. Regensburg 2009.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333
Kommentar:
War Frédéric (oder Fryderyk) Chopin das musikalische Sprachrohr einer heimatlosen polnischen Elite im Pariser Exil – oder einfach ein brillanter Showpianist, der mit nostalgischen Klängen die Herzen der Pariser Salonkultur eroberte? An solchen Fragen zeigt sich, wie spannend und vielschichtig musikhistorische Deutungen sein können. In diesem interdisziplinären Seminar tauchen wir gemeinsam ein in die polnische Musik- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Wir fragen: Wie hängen Musik, Gesellschaft, Sprache und Politik zusammen? Was macht einen „Nationalkomponisten“ aus? Und wie bewegten sich Künstler:innen unterschiedlicher Generationen wie Chopin, Moniuszko, Bacewicz, Lutosławski oder Penderecki zwischen Anpassung und Widerstand in Zeiten politischer Umbrüche?
Wir arbeiten mit einer Vielzahl an Methoden – von biographischen und historischen Zugängen über musikästhetische Diskussionen bis hin zur kritischen Analyse von Quellen. Das Seminar richtet sich an Studierende der (Osteuropäischen-) Geschichte, der Musikwissenschaft bzw. Musikpädagogik sowie an die daran gekoppelten Lehramtsstudiengänge, steht aber auch allen Interessierten aus verwandten Fachrichtungen offen. Notenlesen oder Kenntnisse osteuropäischer Sprachen sind keine Voraussetzung – aber gern gesehen, wenn vorhanden!
The class will primarily be conducted in German, but active participation in English is possible, provided that participants have a passive knowledge of German sufficient to follow the class. Please reach out to the lecturers to discuss individual arrangements.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 5 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Zeit der Ottonen (919-1024) gilt als eine weichenstellende Epoche für die gesamteuropäische Geschichte. Aus dem Erbe des alten karolingischen Großreichs entstanden neben dem westfränkischen und dem burgundischen Teilreich ein ostfränkisches Reich, dessen Könige nicht mehr Karolinger, sondern Angehörige der sächsischen Adelsfamilie der Liudolfinger waren. Sie knüpften an ihre karolingischen Vorgänger an, schufen aber doch eine neue politische Ordnung, die in der älteren Forschung stets als Beginn der deutschen Geschichte betrachtet wurde. Kirche und Adel formierten sich im ottonischen Reich als tragende Säulen der Königsherrschaft. Klösterliche Kultur, Mission und Expansion östlich der Elbe und imperiales Ausgreifen nach Italien kennzeichnen die Entwicklung. Die Forschung der zurückliegenden 30 Jahre hat dabei eine Fülle neuer Erkenntnisse und Interpretationen erarbeitet, die in vielen Aspekten konträr zur älteren Forschung stehen und einen ganz neuen Einblick in Herrschaft und Gesellschaft des 10. Jhs. ermöglichen. Die Vorlesung wird für alle Module angeboten. Im Rahmen des Grundagenmoduls Mittelalter wird in der letzten Vorlesungsdoppelstunde am 10.02.2026 eine Klausur geschrieben. Die Vorlesung am 16.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität Pescara-Chieti ausfallen.
Literatur: Althoff, Gerd/ Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008; Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000; Ehlers, Joachim: Die Entstehung des deutschen Reiches (Enzyklopädie deutscher Geschichte 31), 2. Aufl. München 1998; Goetz, Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, 500-1050 (Handbuch der Geschichte Europas 2), Stuttgart 2003; Huschner, Wolfgang: Transalpine Kommunikation im Mittelalter. Diplomatische, kulturelle und politische Wechselwirkungen zwischen Italien und dem nordalpinen Reich (9.–11. Jahrhundert), 3 Bde. (MGH Schriften 52), Hannover 2003; Huschner, Wolfgang: Der ottonische Kaiserhof (962–1002). Aufgabenspektrum und Personalstruktur, in: Le corti nell’alto Medioevo, 2 Bde. (Settimane di studio della Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 62), Spoleto 2015, S. 197–230; Keller, Hagen: Die Ottonen, 6. Aufl. München 2021.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Das 10. Jahrhundert wurde in Bezug auf umwelt-, wirtschafts- und siedlungsgeschichtliche Fragen bisher hauptsächlich als Übergangsphase zwischen den bedeutenden Leistungen der Karolingerzeit und der Aufschwungsperiode des Hochmittelalters aufgefasst, eher randständig betrachtet. Hinzu kommt, dass die angesprochenen Forschungsbereiche in der deutschsprachigen Mediävistik im Vergleich zur französischen oder englischen weniger zentral verankert sind. Das hat sich in den letzten Jahren im Zuge der gegenwärtigen gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen jedoch schrittweise geändert. Die Übung richtet deshalb ihren Fokus auf unterschiedliche Akteursgruppen des 10. Jahrhunderts und ihre ökonomischen Lebensgrundlagen vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Umwelt und Siedlung. Dabei werden auch neuere Ansätze aus den Bereichen der Klimageschichte und der historischen Nachhaltigkeitsforschung thematisiert. Auf dieser thematischen Basis wird in die einzelnen Quellengattungen des Mittelalters und die Historischen Hilfswissenschaften eingeführt sowie eine quellenbasierte geschichtswissenschaftliche Arbeitspraxis vermittelt und eingeübt. Da in der Übung originalsprachliche Quellen gelesen und analysiert werden, sind für Studierende im Lehramt (L3) und Studierende im Hauptfach Bachelor Lateinkenntnisse im Umfang von Latein I vorauszusetzen.
Einführende/ grundlegende Literatur: Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2014. Schulz, Günther u. a. (Hrsg.): Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete, Probleme, Perspektiven. 100. Jahre Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart 2005.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
Gegenstand der Veranstaltung sind das Einüben von Arbeitstechniken aus den Bereichen der Hilfswissenschaften, der Umgang mit Quellen in Originalsprache, Digital History und die Einführung in methodische Grundprobleme der Geschichtswissenschaft. Für das Studium der Vormoderne spielen Texte in mittelalterlichem / frühneuzeitlichem Deutsch eine zentrale Rolle. Wichtige Editionen, wie beispielsweise die Chroniken der deutschen Städte und zahlreiche weitere Quellenausgaben des späten 19. und frühen 20. Jhs sind zwar inzwischen teilweise auch in digitalisierter Form zugänglich, verwenden aber die damals weit verbreitete Frakturschrift. In der Veranstaltung wird der Umgang mit solchen Texten/Sprachformen/Schriften anhand der Lektüre und Interpretation von Beispielen, besonders aus dem Bereich der mittelalterlichen Stadtgeschichte, geübt.
Allgemeine Einführung: - Hans Werner GOETZ, Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4. Auflage, Stuttgart, 2014 [auch online verfügbar].
Historische Hilfswissenschaften: - Ahasver VON BRANDT, Werkzeug des Historikers, 18. Auflage, Stuttgart, 2012 (mit Literaturnachträgen). - Martina HARTMANN, Mittelalterliche Geschichte studieren, 4. Aufl., Konstanz, München, 2017. - Hiram KÜMPER, Materialwissenschaft Mediävistik: Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Paderborn u. a. 2014 [vorhanden in Buchform und als E-Book]. - Christian ROHR, Historische Hilfswissenschaften. Eine Einführung, Wien, Köln, Weimar, 2015 [vorhanden in Buchform und als E-Book]. - Gerhard THEUERKAUF, Einführung in die Interpretation historischer Quellen. Schwerpunkt: Mittelalter, Paderborn u.a., 1991.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
In der Übung werden propädeutische Aspekte vertiefend thematisiert und entsprechende Techniken eingeübt sowie methodische Grundprobleme der historischen Forschung einführend thematisiert. Neben der Befassung mit einzelnen Hilfswissenschaften (z. B. Paläographie und Diplomatik) werden digitale Hilfsmittel und Ressourcen vorgestellt und ihre Verwendung eingeübt sowie Sprachkompetenzen (Mittellatein) gefördert. Daneben richtet sich der Fokus auf grundlegende Arbeitstechniken. Das betrifft bspw. die Literatur- und Quellenrecherche und wissenschaftliche Lesekompetenzen.
Literatur: Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart, 18. Aufl., 2012. Brauer, Michael: Quellen des Mittelalters, Paderborn 2013. Freytag, Nils / Piereth, Wolfgang: Kursbuch Geschichte. Tipps und Regeln für wissenschaftliches Arbeiten, Paderborn, 5. Aufl., 2011. Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2014. Jordan, Steffen: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, Paderborn, 3. Aufl., 2016. Kümper, Hiram: Materialwissenschaft Mediävistik. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Paderborn 2014.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Frühe Neuzeit (ca. 1500 – 1800) gerät als Epoche immer mehr in den Hintergrund, weil sie für ein gegenwartsorientiertes Geschichtsinteresse oft nur die Vorgeschichte der Moderne darstellt. In den Lehrplänen kommt sie nur noch sporadisch vor, allenfalls Luthers Reformation oder Französische Revolution werden noch intensiver behandelt. Damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Die Vorlesung möchte anhand von Schlüsselereignissen – je eins pro Vorlesungssitzung – mit einer Art „Best of Frühe Neuzeit“ die Fülle und Spannungsbreite der Frühen Neuzeit vorführen. Lit: Thomas Maissen, Geschichte der Frühen Neuzeit, 2013 (Beck Wissen); Wolfgang Behringer, Frühe Neuzeit, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 4 (2006), Sp. 80-87.
Die Vorlesungsreihe bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte Südosteuropas in der frühen Neuzeit (ca. 1453 bis 1821). Sie behandelt politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen in der Region und untersucht die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Ethnien und Reichen und dient als Einführung in die Geschichte des Balkans und des östlichen Mittelmeer- Raums in der Frühen Neuzeit. Die Vorlesung enthält digitale Elemente. Als Einstieg empfehle ich https://tellmeahistory.net/tmah009-die-osmanen-i/ (letzter Zugriff 01.09.2025)
Die Frühe Neuzeit brachte eine stetige Entwicklung neuer Kriegstechniken und ein starkes Anwachsen der Heeresgrößen mit sich. Den Herrschaftsträgern drängten sich damit laufend Fragen der Finanzierung und Ressourcenmobilisierung auf. Die Entwicklung moderner Staatlichkeit und Verwaltung wird heute in engem Zusammenhang mit dieser Problemstellung gesehen. Vor allem die Versorgung und Bezahlung von Kämpfern stellte eine Herausforderung dar: Man konnte sie zwischenzeitlich kaum anders als durch die Tolerierung eigenständiger Plünderung und Beutenahme bereitstellen, bevor geregeltere und zentrale Versorgungs- und Finanzierungssysteme ausgebaut wurden. Die Einstellung und Entlohnung des notwendigen Personals wurde zunächst noch an Kriegsunternehmer übertragen und erst mit der Etablierung stehender Heere stärker in staatliche Hand genommen.
In der Übung nehmen wir Quellen aus den Territorien des Heiligen Römischen Reichs in den Blick, und dies mit einem inhaltlichen Schwerpunkt: Von Interesse ist für uns besonders die Aufbringung von Geldmitteln und weiteren Ressourcen aus den bekriegten Gebieten – samt den Konsequenzen sowohl für die örtliche Bevölkerung als auch für die Kriegsleute. In diesem Kontext bietet sich eine Fülle verschiedener Quellenarten dar: Selbstzeugnisse und Suppliken (Bittschriften) führen etwa die Kriegslasten von Bauern, Bürgern und Gemeinden vor Augen. Einen weiteren Gegenstand bilden Kriegsartikel, also von den Kriegsherren erlassene Verhaltensnormen, auf die die Soldaten verpflichtet wurden. Sie spiegeln sowohl vorhandene Beutepraktiken als auch obrigkeitliche Bestrebungen, diese zu unterbinden oder in zentrale Bahnen zu lenken. Die geregeltere Eintreibung von Geld und Naturalien wiederum produzierte eine wachsende Menge an Schriftstücken. Diese sind ein Beispiel für das in der Frühen Neuzeit immer bedeutsamer werdende Verwaltungsschriftgut; gleichzeitig treten darin auch ständische und soziale Konflikte zutage. Auch die Frage, welchen Rahmen die Reichsgesetzgebung bot, wird uns interessieren. Zuletzt soll mit einem Schwenk auf weitere Finanzierungswege wie Subsidien, Kriegsanleihen, den Gemeinen Pfennig und die Reichsmatrikel das Bild abgerundet werden.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Geschichte der Psychiatrie erscheint schnell als eine eher randständige Geschichte der „anderen“, sie spielt in historischen Überblicksdarstellungen oder Lehrbüchern kaum eine Rolle. Doch die Psychiatriegeschichte kann ein guter Ausgangspunkt sein, um aus ungewohnter Perspektive über die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken. Es geht bei einer solchen Geschichte um das Selbstverständnis einer vergangenen Gesellschaft, um die Definition von „normal“ und „anders“, um Mechanismen des Ein- und Ausschließens, um Machtverhältnisse im Alltag. Wer entschied eigentlich wann und auf welcher Grundlage darüber, wer oder was als „krank“ galt? Wie sahen Behandlung und Therapie aus? Wie diskutierte und wie wertete eine Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Systemen psychische Krankheit? Wann und wie öffneten oder schlossen sich die Türen der „Anstalt“ – für wen?
In der Vorlesung werden wir die Entwicklung der Psychiatrie von der „Entdeckung des Unbewussten“ um 1900 über die systematische Ermordung von Patient:innen in der Zeit des Nationalsozialismus bis zur „Psychiatrie-Reform“ in den 1970er Jahren nachverfolgen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung in Deutschland, an zentralen Punkten beziehen wir transnationale/internationale Beispiele ein.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 026
Kommentar:
Im Zuge der Weiß-Rot-Weißen Revolution von 2020 vollzog sich in Deutschland beim amtlichen Gebrauch der Länderbezeichnungen ein Paradigmenwechsel von Weißrussland zu Belarus‘. Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist das Land aber wieder hinter dem Horizont der „Russischen Welt“ verschwunden. Historisch gesehen zeichnete sich die Belarus’ als Übergangszone zwischen Mittel- und Osteuropa aus. Ihre Prägungen erhielt sie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vom Großfürstentum Litauen und der polnischen Adelsrepublik und im 19. und 20. Jahrhundert vom zarischen und sowjetischen Imperium. Das 20. Jahrhundert stellt mit den beiden Weltkriegen, der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, dem stalinistischen Terror, dem Holocaust und dem Reaktorunfall von Tschernobyl ein Zeitalter der demographischen Katastrophen dar. Darüber hinaus erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses die Umwandlung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Die Vorlesung will diesen Prozessen nachgehen und bei der Frage nach der belarusischen Idee für eine neue Justierung der Mental Maps des östlichen Europa plädieren. Leistungsnachweis: Klausur Literaturhinweise: Valentin Akudowitsch: Der Abwesenheitscode. Versuch, Weißrussland zu verstehen. Berlin 2013; Thomas M. Bohn/Marion Rutz (Hrsg.): Belarus-Reisen. Empfehlungen aus der deutschen Wissenschaft. Wiesbaden 2020; Thomas M. Bohn: Heldenstadt Minsk. Urbanisierung à la Belarus. Köln/Wien 2022; Thomas M. Bohn: Weißrussland oder Belarus? Die Weiße Ruß in Historiographie und Kartographie. Wiesbaden 2025; Ingo Petz: Rasender Stillstand: Belarus - eine Revolution und die Folgen. Berlin 2025.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
In diesem Jahr ist er 125 Jahre tot, im nächsten Jahr jährt sich seine Geburt zum 200. Mal. Wilhelm Liebknecht (1826-1900), Begründer der Sozialdemokratie, Weggefährte von Karl Marx und Friedrich Engels, Vater von Karl Liebknecht und Ehemann (nacheinander) von Ernestine und Natalie Liebknecht ist in Gießen geboren und hat die Stadt im Vormärz als Student geprägt. Jubiläen sind ein Anlass, neu auf Personen und Ereignisse zu schauen. Das wollen wir in der Übung tun. Liebknecht war Publizist und hat mit Formulierungen wie "Wissen ist Macht - Macht ist Wissen" Generationen geprägt. Was sagt er uns heute noch? Wie aktuell sind seine Gedanken zu Bildung, Demokratie, Krieg und Frieden? Die Stadt Gießen wird ihn groß feiern - umso wichtiger, sich mit ihm zu befassen.
Biografie zur Einführung Wolfgang Schröder, Wilhelm Liebknecht. Soldat der Revolution, Parteiführer, Parlamentarier, Berlin 2013
Zu belegen ist ein Modul. - Wurde in (A) "Frühe Neuzeit 1" gewählt, ist in (B) "Neuere/Neueste Geschichte 2" zu belegen. - Wurde in (A) "Neuere/Neueste Geschichte 1" gewählt, ist in (B) "Frühe Neuzeit 2" zu belegen.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Hexenverfolgungen waren kein Phänomen des Mittelalters, sondern der Frühen Neuzeit. In dieser Epoche sind sie eine der problematischsten Erscheinungen, namentlich in Mitteleuropa. Allerdings erlauben die entsprechenden Quellen auch besonders tiefe Einblicke in den kultur-, mentalitäts- und sozialgeschichtlichen Kontext. Das Seminar will anhand von Quellen sowie der Forschungsliteratur die vielfältigen Gründe für dieses Phänomen nachvollziehbar machen. Wolfgang Behringer (Hrsg.): Hexen u. Hexenprozesse in Deutschland 1988; Sönke Lorenz / H. C. Erik Midelfort: Hexen und Hexenprozesse - Ein historischer Überblick. Digital in historicum.net - Geschichtswissenschaften im Internet; Walter Rummel/Rita Voltmer: Hexen und Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit (Geschichte kompakt), 2008.
Spricht man von Revolutionen in der Vormoderne stechen selbstverständlich diejenigen am Ende des 18. Jahrhunderts hinaus. Doch auch außerhalb der Amerikanischen und Französischen Revolutionen, fanden sich gewalttätige Versuche die Struktur der Gesellschaft zu verändern.
Diese Revolten, oder Revolutionen – wenn sie erfolgreich waren-, wurden von verschiedenen Gruppen mit verschiedenen Zielsetzungen versucht. Das Proseminar beleuchtet die Hintergründe verschiedenen Aufstände vom England des 17. Jahrhunderts bis zu den Kolonien in der Karibik des frühen 19. Jahrhunderts, und stellt die Praktiken und Logiken der Umschichtung in den Fokus. Über die Epoche der Frühen Neuzeit werden z.B. die Levellers und DIggers der britischen Inseln, der Bauernkrieg im Heiligen Römischen Reich, Adelsaufstände in Frankreich, koloniale Unabhängigkeitsbewegungen, Sklavenaufstände und die Französische Revolution betrachtet werden. Dabei wird die Rolle der Medien und deren Verwendung auf beiden Seiten der Umsturzprozesse in den Blick kommen. Außerdem soll untersucht werden wie durchaus überraschende Elemente wie Straßenlaternen, Pflastersteine, Schreibwaren oder Gemüsegärten die frühneuzeitlichen Aufstände und Unruhen prägten.
Grundlagenmodul: Neuere und Neueste Geschichte 2 (04-Gesch-BA-07) ⇑
LV 1: Übung: Theorie und Methode
[Ü]
Das Gefangenenlager Guantanamo Bay 2002 - ?
Dozent/-in:
N.N.
Format:
in Präsenz
Zeit und Ort:
regelmäßiger Termin ab 14.10.2025
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr
Phil. I, C 029
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Seit seiner Eröffnung am 11. Januar 2002 gilt das US-amerikanische Gefangenenlager Guantánamo Bay als undurchdringlich. Von der US-Regierung wurden die 780 gefangenen Männer als „worst of the worst“ bezeichnet, als „Terroristen“, die ihr Wissen über al-Qaida und bevorstehende Anschläge nur unter „enhanced interrogation techniques“ preisgeben würden. Die Gefangenen hingegen klagten ihr Recht auf faire Prozesse ein und bezichtigten die USA der Folter. Handelt es sich bei diesem Widerspruch um eine unauflösliche Gemengelage? Wie schreibt man Geschichte, wenn sie sich bis in die Gegenwart fortsetzt? Im Seminar wollen wir unterschiedliche Quellen aus der Geschichte des Gefangenlagers untersuchen und so eine historisch-kritische Rekonstruktion und Positionierung ermöglichen: Wie lässt sich das Wechselverhältnis von Staatsgewalt und Widerstand im Lager beschreiben? Inwieweit bestimmt der Entstehungskontext nicht nur den Inhalt von Quellen, sondern auch ihre Form? Welche ethische Reflexion erfordert das Studium sensibler Quellen?
Im Seminar arbeiten wir u.a. mit Überlebendenzeugnissen, Untersuchungsberichten, Prozessakten, Militärdokumenten, Gesetzestexten und juristischen Kommentaren, mit Podcasts, Gemälden und Gedichten in deutscher und englischer Sprache.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Übung ist eine allgemeine Einführung ins geschichtswissenschaftliche Arbeiten mit besonderem Schwerpunkt auf Forschungsdesign und Methoden. Wir gehen Schritt für Schritt die verschiedenen Komponenten von (geschichts-)wissenschaftlichen Forschungsdesigns durch (Frage, Hypothese, Definition, Auswahlkriterien für Fälle und Quellen etc.) und diskutieren, was gute von schlechten Studien unterscheidet. Dabei lesen wir beispielhafte Studien zu verschiedenen Methoden und besprechen, was man sich von diesen für das eigene Arbeiten (an Hausarbeiten) abschauen kann. Wir lesen auch grundlegende Texte wie etwa Chris Lorenz' Lehrbuch "Konstruktion der Vergangenheit" (1997), die eine gewisse Bereitschaft zu theoretischem Denken (Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Methodologie) voraussetzen.
Die Lektüre wird online bereitgestellt. Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte wird vorausgesetzt. Das Lesepensum beträgt ca. 30 Seiten pro Woche. Regelmäßige aktive Anwesenheit und die Erledigung kleinerer Aufgaben sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
Auch Gefühle haben eine Geschichte. So entstehen neue Gefühle wie zum Beispiel „Klimaangst“ oder „FOMO“, andere Gefühle wie „Ehre“, „Demut“ oder „Scham“ haben ihren Gehalt verändert oder an Bedeutung verloren. Doch wie schreibt man die Geschichte von ephemeren, augenscheinlich subjektiven und innerlichen Gefühlen? Und wozu schreibt man sie – wie verändert die Perspektive auf Gefühle den Blick auf geläufigere historische Untersuchungsgegenstände wie Krisenzeiten, Bürgerrechtsbewegungen oder Staatsgewalt? Im ersten Teil des Seminars beschäftigten wir uns mit Grundlagentexten der Gefühlsgeschichte und -theorie, um Begriffe wie „Affekt“, „emotionale Praktiken“, „emotionale Gemeinschaft“ oder „emotionales Regime“ zu erarbeiten und so ein Verständnis der Historizität von Gefühlen zu ermöglichen. Im zweiten Teil wollen wir diese an Fallbeispielen aus der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts in Bezug auf Emotionen wie Angst und Ekel, Mitgefühl und Solidarität erproben.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Momentan inszenieren sich sogenannte tradwives auf Instagram, die strahlend Kekse backen oder Kinderkleider nähen und dem von der Arbeit müden Ehegatten ein Abendessen zaubern. Was hat es mit diesem Trend auf sich? Worauf bezieht er sich? Geschlechterrollen unterliegen einem historischen Wandel, der sich beobachten und analysieren lässt. Wir erfahren durch die Analyse etwas über Gesellschaften und ihre Normen und Praktiken. Im Seminar befassen wir uns mit US-amerikanischer und europäischer Geschlechtergeschichte als Teil einer Geschichte sozialer Ungleichheit. Gleichzeitig ist das Proseminar eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten mit einem hohen propädeutischen Anteil.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 5 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Zeit der Ottonen (919-1024) gilt als eine weichenstellende Epoche für die gesamteuropäische Geschichte. Aus dem Erbe des alten karolingischen Großreichs entstanden neben dem westfränkischen und dem burgundischen Teilreich ein ostfränkisches Reich, dessen Könige nicht mehr Karolinger, sondern Angehörige der sächsischen Adelsfamilie der Liudolfinger waren. Sie knüpften an ihre karolingischen Vorgänger an, schufen aber doch eine neue politische Ordnung, die in der älteren Forschung stets als Beginn der deutschen Geschichte betrachtet wurde. Kirche und Adel formierten sich im ottonischen Reich als tragende Säulen der Königsherrschaft. Klösterliche Kultur, Mission und Expansion östlich der Elbe und imperiales Ausgreifen nach Italien kennzeichnen die Entwicklung. Die Forschung der zurückliegenden 30 Jahre hat dabei eine Fülle neuer Erkenntnisse und Interpretationen erarbeitet, die in vielen Aspekten konträr zur älteren Forschung stehen und einen ganz neuen Einblick in Herrschaft und Gesellschaft des 10. Jhs. ermöglichen. Die Vorlesung wird für alle Module angeboten. Im Rahmen des Grundagenmoduls Mittelalter wird in der letzten Vorlesungsdoppelstunde am 10.02.2026 eine Klausur geschrieben. Die Vorlesung am 16.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität Pescara-Chieti ausfallen.
Literatur: Althoff, Gerd/ Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008; Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000; Ehlers, Joachim: Die Entstehung des deutschen Reiches (Enzyklopädie deutscher Geschichte 31), 2. Aufl. München 1998; Goetz, Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, 500-1050 (Handbuch der Geschichte Europas 2), Stuttgart 2003; Huschner, Wolfgang: Transalpine Kommunikation im Mittelalter. Diplomatische, kulturelle und politische Wechselwirkungen zwischen Italien und dem nordalpinen Reich (9.–11. Jahrhundert), 3 Bde. (MGH Schriften 52), Hannover 2003; Huschner, Wolfgang: Der ottonische Kaiserhof (962–1002). Aufgabenspektrum und Personalstruktur, in: Le corti nell’alto Medioevo, 2 Bde. (Settimane di studio della Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 62), Spoleto 2015, S. 197–230; Keller, Hagen: Die Ottonen, 6. Aufl. München 2021.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Geschichte der Psychiatrie erscheint schnell als eine eher randständige Geschichte der „anderen“, sie spielt in historischen Überblicksdarstellungen oder Lehrbüchern kaum eine Rolle. Doch die Psychiatriegeschichte kann ein guter Ausgangspunkt sein, um aus ungewohnter Perspektive über die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken. Es geht bei einer solchen Geschichte um das Selbstverständnis einer vergangenen Gesellschaft, um die Definition von „normal“ und „anders“, um Mechanismen des Ein- und Ausschließens, um Machtverhältnisse im Alltag. Wer entschied eigentlich wann und auf welcher Grundlage darüber, wer oder was als „krank“ galt? Wie sahen Behandlung und Therapie aus? Wie diskutierte und wie wertete eine Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Systemen psychische Krankheit? Wann und wie öffneten oder schlossen sich die Türen der „Anstalt“ – für wen?
In der Vorlesung werden wir die Entwicklung der Psychiatrie von der „Entdeckung des Unbewussten“ um 1900 über die systematische Ermordung von Patient:innen in der Zeit des Nationalsozialismus bis zur „Psychiatrie-Reform“ in den 1970er Jahren nachverfolgen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung in Deutschland, an zentralen Punkten beziehen wir transnationale/internationale Beispiele ein.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Frühe Neuzeit (ca. 1500 – 1800) gerät als Epoche immer mehr in den Hintergrund, weil sie für ein gegenwartsorientiertes Geschichtsinteresse oft nur die Vorgeschichte der Moderne darstellt. In den Lehrplänen kommt sie nur noch sporadisch vor, allenfalls Luthers Reformation oder Französische Revolution werden noch intensiver behandelt. Damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Die Vorlesung möchte anhand von Schlüsselereignissen – je eins pro Vorlesungssitzung – mit einer Art „Best of Frühe Neuzeit“ die Fülle und Spannungsbreite der Frühen Neuzeit vorführen. Lit: Thomas Maissen, Geschichte der Frühen Neuzeit, 2013 (Beck Wissen); Wolfgang Behringer, Frühe Neuzeit, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 4 (2006), Sp. 80-87.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 026
Kommentar:
Im Zuge der Weiß-Rot-Weißen Revolution von 2020 vollzog sich in Deutschland beim amtlichen Gebrauch der Länderbezeichnungen ein Paradigmenwechsel von Weißrussland zu Belarus‘. Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist das Land aber wieder hinter dem Horizont der „Russischen Welt“ verschwunden. Historisch gesehen zeichnete sich die Belarus’ als Übergangszone zwischen Mittel- und Osteuropa aus. Ihre Prägungen erhielt sie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vom Großfürstentum Litauen und der polnischen Adelsrepublik und im 19. und 20. Jahrhundert vom zarischen und sowjetischen Imperium. Das 20. Jahrhundert stellt mit den beiden Weltkriegen, der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, dem stalinistischen Terror, dem Holocaust und dem Reaktorunfall von Tschernobyl ein Zeitalter der demographischen Katastrophen dar. Darüber hinaus erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses die Umwandlung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Die Vorlesung will diesen Prozessen nachgehen und bei der Frage nach der belarusischen Idee für eine neue Justierung der Mental Maps des östlichen Europa plädieren. Leistungsnachweis: Klausur Literaturhinweise: Valentin Akudowitsch: Der Abwesenheitscode. Versuch, Weißrussland zu verstehen. Berlin 2013; Thomas M. Bohn/Marion Rutz (Hrsg.): Belarus-Reisen. Empfehlungen aus der deutschen Wissenschaft. Wiesbaden 2020; Thomas M. Bohn: Heldenstadt Minsk. Urbanisierung à la Belarus. Köln/Wien 2022; Thomas M. Bohn: Weißrussland oder Belarus? Die Weiße Ruß in Historiographie und Kartographie. Wiesbaden 2025; Ingo Petz: Rasender Stillstand: Belarus - eine Revolution und die Folgen. Berlin 2025.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
1978 verabschiedete die italienische Regierung das berühmte Gesetz Nr. 180: Es schrieb vor, dass alle psychiatrischen Kliniken aufgelöst und Patient:innen in die reguläre und ambulante medizinische Versorgung integriert werden sollten. Der einzigartigen Entscheidung waren Jahre des Konflikts um den Umgang mit als psychisch krank gelesenen und behandelten Menschen vorausgegangen. „Die Geistesgestörten, das seid Ihr!“, so wandten sich italienische Psychiatriepatient:innen 1969 an die Allgemeinheit. Aber Kritik an Psychiatrie und „Anstalt“ war seit den 1960er Jahren nicht nur in Italien präsent: In Frankreich schrieb Michel Foucault seine bekannten Arbeiten über den „Wahnsinn“, in Großbritannien organisierte der Psychiater Ronald Laing eine große Tagung der „Anti-Psychiatrie“, in den USA sorgten Erving Goffmans Buch „Asylums“ und der Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ für Aufregung, in der Bundesrepublik Deutschland berichtete der Stern prominent über die „Schlangengrube“ in der Gießener Vitos-Klinik.
Im Mittelpunkt des Seminars soll die Arbeit mit diversem Quellenmaterial stehen, vielleicht können wir so auch Ideen für weitere Forschung auf diesem bisher kaum beackerten Forschungsfeld entwickeln.
Deutschland war mal eine Kolonialmacht. Im westeuropäischen Vergleich spät und kurz übten Deutsche Herrschaft in Afrika, China und Ozeanien aus. Beschlossen wurde das in Berlin 1884/85 und beendet wurde es in Versailles 1919. Wie und warum? Was passierte in den knapp 35 Jahren und welche Nachwirkungen hat(te) die Zeit? Diesen Fragen wollen wir im Seminar anhand von Quellen und unter Einbeziehung der ständig wachsenden Forschungsliteratur nachgehen. Das Hauptsemsinar richtet sich vor allem an Lehramtsstudierende, die im WS ihr Praxissemester absolvieren. Deshalb beginnen wir mit einer Einführung Anfang des Semesters und steigen dann in der Mitte des Semesters richtig ein. Aber auch alle anderen Interessierten sind selbstverständlich herzlich willkommen.
Literatur zur Einführung: Winfried Speitkamp, Deutsche Kolonialgeschichte, Ditzingen 2021 Marianne Bechhaus-Gerst, Joachim Zeller (Hg.), Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit, Berlin 2021
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Kants Schrift von 1795 gilt als grundlegend für ein aufgeklärtes Politikverständnis im Umgang der modernen Staaten miteinander – mit ihrem Insistieren auf einer Orientierung an Recht und Gerechtigkeit ist sie gerade heute von großer Aktualität. Zugleich reflektiert sie historische Phänomene und Probleme im Kontext der Französischen Revolution, was sie auch zu einem außerordentlichen historischen Zeitdokument macht. Im Vergleich zu anderen Schriften Kants ist die Friedensschrift kurz und gut lesbar, vorausgesetzt, man ist zu intensiver und genauer Lektüre bereit. Wir werden die Schrift im Seminar gemeinsam lesen und interpretieren. Der Text wird den Teilnehmern zur Verfügung gestellt, Textgrundlage ist: Zum ewigen Frieden. Mit den Passagen zum Völkerrecht und Weltbürgerrecht aus Kants Rechtslehre. Kommentar von Oliver Eberl und Peter Niesen. Suhrkamp, Frankfurt 2011
[H Si]
Jüdische Erinnerung an jüdisches Leben und Holocaust: Die Yitzkor-Bücher in Polen und Ostmitteleuropa – eine bisher vernachlässigte Perspektive (Schwerpunkt Lodz)
Das Seminar ist ein Experiment in internationaler Kooperation: Zusammen mit Lodzer Germanistikstudieren und internationalen Studierenden beschäftigen wir uns digital (Zoom-Plattform) mit der jüdischen Erinnerung während und nach der Shoah. Seit den 1940er Jahren entstanden weltweit jüdische Erinnerungsbücher (Yitzkor-Bücher), die die Erinnerung an das Leben in er alten Heimat bewahren sollten.
Ein Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Erinnerung an die große jüdische Gemeinschaft in Lodz: 1939 lebten dort 200.000 Juden, nach 1945 verblieben vor Ort einige tausend Juden. Yitzkor-Bücher erschienen in New York (2x), Buenos Aires, Melbourne und Jerusalem. Wir werden im Seminar Teile dieser Yitzkor-Bücher lesen. Die Originale entstanden in jiddischer, hebräischer und englischer Sprache, wir werden vielfach mit Übersetzungen arbeiten, teilweise selbst Übersetzungen erstellen.
Es ist möglich, im Seminar auch eigene Interessen einzubringen (Beschäftigung mit jüdischer Erinnerung, speziellen jüdischen Gemeinden, jüdischen Yitzkor-Büchern). Erwünscht ist Interesse an jüdischer Kultur und die Bereitschaft, sich in interkulturelle Aspekte einzuarbeiten. Angedacht ist es, das Seminar im SoSe 2026 evtl. mit einer Exkursion nach Lodz fortzusetzen.
Die Vorstellung von einem immerwährenden „Pulverfass Balkan!“ prägt bis heute unser Bild vom Balkan im 1. Weltkrieg. An dieser Vorstellung hatten (und haben) Medien einen bedeutenden Anteil. Zugleich gelten der 1. Weltkrieg und - für Südosteuropa im Speziellen zugleich die Balkankriege 1912/13 - als Ereignisse, die die mediale Vermittlung der Geschehnisse forcierten und damit auch die technischen Entwicklungen in diesem Bereich massiv vorantrieben. Das Seminar nähert sich anhand ausgewählter Quellen- und Literatur Beispiele der Mediengeschichte des 1. Weltkriegs in Südosteuropa und zoomt in unterschiedliche Regionen, Fronten und Forschungsbereiche. Ein erster Einblick in die Entwicklungen des 1. Weltkriegs in Südosteuropa und die Frage, welche Bilder den Krieg vermittelten findet sich hier: https://www.anemon.gr/film/silent-balkans/ (letzter Zugriff 01.09.2025) Die Teilnahme an der 1. Sitzung ist verpflichtend.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Noch vor wenigen Jahrhunderten bestand die politische Welt aus einer Vielzahl verschiedener Gebilde: Stadtrepubliken, Reiche, Städtebünde, mobile Personenverbände, Territorialstaaten. Aber in der heutigen Zeit dominiert weltweit nur noch eine einzige Form: Der Nationalstaat. Wie kam es dazu, dass sich ausgerechnet diese Form durchsetzte? Die Forschungsdiskussion darüber spielte sich in Geschichts-, Sozial- und Politikwissenschaft ab und hat viele ganz verschiedene Theorien und Erklärungen hervorgebracht - z.B. wirtschafts-, politik-, militär- und ideenhistorische. Im Seminar werden die wichtigsten Ansätze und Fallstudien anhand wichtiger Studien besprochen - diese behandeln wichtige Fälle von den neuzeitlichen Amerikas über das Europa des 19. Jahrhunderts bis zu den antikolonialen Bewegungen Afroeurasiens nach dem Ersten Weltkrieg. Die Lektüre ist größtenteils englisch und umfasst ca. 40 Seiten pro Woche. Die regelmäßige Übernahme sitzungsvorbereitender Aufgaben ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Peters Stadt ist durch Putins Krieg gegen die Ukraine in die Ferne gerückt. Handelte es sich bei der Gründung der Hauptstadt des Russländischen Imperiums um eine kulturelle Öffnung oder um den militärischen Durchbruch nach Europa? Wie sollen wir heute mit Aleksandr Puškins „Ehernen Reiter“ umgehen? Die von dem französischen Bildhauer Étienne-Maurice Falconet errichtete Statue enthält die Widmung einer deutschstämmigen Zarin. „Russland und Europa“ ist das große Spannungsfeld, das mit dem Namen des Zaren Petr Alekseevičs, des Ersten oder des Großen verbunden ist. Wie ist die imperiale Metropole von ihrer Grün-dung 1703 bis zum Ende des imperialen Zeitalters 1917 im In- und Ausland wahrgenommen worden? Diesen Fragen soll das interdisziplinäre Hauptseminar aufgrund historischer Quel-len und literarischer Texte nachgehen.
Literaturhinweise: Nikolai P. Anziferow: Die Seele Petersburgs. München/Wien 2003 [1922]; Karl Schlögel/Frithjof Benjamin Schenk/Markus Ackeret (Hrsg.): Sankt Petersburg. Schauplätze einer Stadtgeschichte. Frankfurt/New York 2007; Jan Kusber: Kleine Geschich-te St. Petersburgs. Regensburg 2009.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333
Kommentar:
War Frédéric (oder Fryderyk) Chopin das musikalische Sprachrohr einer heimatlosen polnischen Elite im Pariser Exil – oder einfach ein brillanter Showpianist, der mit nostalgischen Klängen die Herzen der Pariser Salonkultur eroberte? An solchen Fragen zeigt sich, wie spannend und vielschichtig musikhistorische Deutungen sein können. In diesem interdisziplinären Seminar tauchen wir gemeinsam ein in die polnische Musik- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Wir fragen: Wie hängen Musik, Gesellschaft, Sprache und Politik zusammen? Was macht einen „Nationalkomponisten“ aus? Und wie bewegten sich Künstler:innen unterschiedlicher Generationen wie Chopin, Moniuszko, Bacewicz, Lutosławski oder Penderecki zwischen Anpassung und Widerstand in Zeiten politischer Umbrüche?
Wir arbeiten mit einer Vielzahl an Methoden – von biographischen und historischen Zugängen über musikästhetische Diskussionen bis hin zur kritischen Analyse von Quellen. Das Seminar richtet sich an Studierende der (Osteuropäischen-) Geschichte, der Musikwissenschaft bzw. Musikpädagogik sowie an die daran gekoppelten Lehramtsstudiengänge, steht aber auch allen Interessierten aus verwandten Fachrichtungen offen. Notenlesen oder Kenntnisse osteuropäischer Sprachen sind keine Voraussetzung – aber gern gesehen, wenn vorhanden!
The class will primarily be conducted in German, but active participation in English is possible, provided that participants have a passive knowledge of German sufficient to follow the class. Please reach out to the lecturers to discuss individual arrangements.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 5 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Zeit der Ottonen (919-1024) gilt als eine weichenstellende Epoche für die gesamteuropäische Geschichte. Aus dem Erbe des alten karolingischen Großreichs entstanden neben dem westfränkischen und dem burgundischen Teilreich ein ostfränkisches Reich, dessen Könige nicht mehr Karolinger, sondern Angehörige der sächsischen Adelsfamilie der Liudolfinger waren. Sie knüpften an ihre karolingischen Vorgänger an, schufen aber doch eine neue politische Ordnung, die in der älteren Forschung stets als Beginn der deutschen Geschichte betrachtet wurde. Kirche und Adel formierten sich im ottonischen Reich als tragende Säulen der Königsherrschaft. Klösterliche Kultur, Mission und Expansion östlich der Elbe und imperiales Ausgreifen nach Italien kennzeichnen die Entwicklung. Die Forschung der zurückliegenden 30 Jahre hat dabei eine Fülle neuer Erkenntnisse und Interpretationen erarbeitet, die in vielen Aspekten konträr zur älteren Forschung stehen und einen ganz neuen Einblick in Herrschaft und Gesellschaft des 10. Jhs. ermöglichen. Die Vorlesung wird für alle Module angeboten. Im Rahmen des Grundagenmoduls Mittelalter wird in der letzten Vorlesungsdoppelstunde am 10.02.2026 eine Klausur geschrieben. Die Vorlesung am 16.12. wird wegen meines Erasmus-Gastdozentenaufenthalts an unserer Erasmus-Partneruniversität Pescara-Chieti ausfallen.
Literatur: Althoff, Gerd/ Keller, Hagen: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen, 888-1024 (Gebhardt-Handbuch der deutschen Geschichte 3), Stuttgart 2008; Althoff, Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000; Ehlers, Joachim: Die Entstehung des deutschen Reiches (Enzyklopädie deutscher Geschichte 31), 2. Aufl. München 1998; Goetz, Hans-Werner: Europa im frühen Mittelalter, 500-1050 (Handbuch der Geschichte Europas 2), Stuttgart 2003; Huschner, Wolfgang: Transalpine Kommunikation im Mittelalter. Diplomatische, kulturelle und politische Wechselwirkungen zwischen Italien und dem nordalpinen Reich (9.–11. Jahrhundert), 3 Bde. (MGH Schriften 52), Hannover 2003; Huschner, Wolfgang: Der ottonische Kaiserhof (962–1002). Aufgabenspektrum und Personalstruktur, in: Le corti nell’alto Medioevo, 2 Bde. (Settimane di studio della Fondazione Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 62), Spoleto 2015, S. 197–230; Keller, Hagen: Die Ottonen, 6. Aufl. München 2021.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Das 10. Jahrhundert wurde in Bezug auf umwelt-, wirtschafts- und siedlungsgeschichtliche Fragen bisher hauptsächlich als Übergangsphase zwischen den bedeutenden Leistungen der Karolingerzeit und der Aufschwungsperiode des Hochmittelalters aufgefasst, eher randständig betrachtet. Hinzu kommt, dass die angesprochenen Forschungsbereiche in der deutschsprachigen Mediävistik im Vergleich zur französischen oder englischen weniger zentral verankert sind. Das hat sich in den letzten Jahren im Zuge der gegenwärtigen gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen jedoch schrittweise geändert. Die Übung richtet deshalb ihren Fokus auf unterschiedliche Akteursgruppen des 10. Jahrhunderts und ihre ökonomischen Lebensgrundlagen vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Umwelt und Siedlung. Dabei werden auch neuere Ansätze aus den Bereichen der Klimageschichte und der historischen Nachhaltigkeitsforschung thematisiert. Auf dieser thematischen Basis wird in die einzelnen Quellengattungen des Mittelalters und die Historischen Hilfswissenschaften eingeführt sowie eine quellenbasierte geschichtswissenschaftliche Arbeitspraxis vermittelt und eingeübt. Da in der Übung originalsprachliche Quellen gelesen und analysiert werden, sind für Studierende im Lehramt (L3) und Studierende im Hauptfach Bachelor Lateinkenntnisse im Umfang von Latein I vorauszusetzen.
Einführende/ grundlegende Literatur: Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2014. Schulz, Günther u. a. (Hrsg.): Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete, Probleme, Perspektiven. 100. Jahre Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart 2005.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
Gegenstand der Veranstaltung sind das Einüben von Arbeitstechniken aus den Bereichen der Hilfswissenschaften, der Umgang mit Quellen in Originalsprache, Digital History und die Einführung in methodische Grundprobleme der Geschichtswissenschaft. Für das Studium der Vormoderne spielen Texte in mittelalterlichem / frühneuzeitlichem Deutsch eine zentrale Rolle. Wichtige Editionen, wie beispielsweise die Chroniken der deutschen Städte und zahlreiche weitere Quellenausgaben des späten 19. und frühen 20. Jhs sind zwar inzwischen teilweise auch in digitalisierter Form zugänglich, verwenden aber die damals weit verbreitete Frakturschrift. In der Veranstaltung wird der Umgang mit solchen Texten/Sprachformen/Schriften anhand der Lektüre und Interpretation von Beispielen, besonders aus dem Bereich der mittelalterlichen Stadtgeschichte, geübt.
Allgemeine Einführung: - Hans Werner GOETZ, Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4. Auflage, Stuttgart, 2014 [auch online verfügbar].
Historische Hilfswissenschaften: - Ahasver VON BRANDT, Werkzeug des Historikers, 18. Auflage, Stuttgart, 2012 (mit Literaturnachträgen). - Martina HARTMANN, Mittelalterliche Geschichte studieren, 4. Aufl., Konstanz, München, 2017. - Hiram KÜMPER, Materialwissenschaft Mediävistik: Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Paderborn u. a. 2014 [vorhanden in Buchform und als E-Book]. - Christian ROHR, Historische Hilfswissenschaften. Eine Einführung, Wien, Köln, Weimar, 2015 [vorhanden in Buchform und als E-Book]. - Gerhard THEUERKAUF, Einführung in die Interpretation historischer Quellen. Schwerpunkt: Mittelalter, Paderborn u.a., 1991.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
In der Übung werden propädeutische Aspekte vertiefend thematisiert und entsprechende Techniken eingeübt sowie methodische Grundprobleme der historischen Forschung einführend thematisiert. Neben der Befassung mit einzelnen Hilfswissenschaften (z. B. Paläographie und Diplomatik) werden digitale Hilfsmittel und Ressourcen vorgestellt und ihre Verwendung eingeübt sowie Sprachkompetenzen (Mittellatein) gefördert. Daneben richtet sich der Fokus auf grundlegende Arbeitstechniken. Das betrifft bspw. die Literatur- und Quellenrecherche und wissenschaftliche Lesekompetenzen.
Literatur: Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart, 18. Aufl., 2012. Brauer, Michael: Quellen des Mittelalters, Paderborn 2013. Freytag, Nils / Piereth, Wolfgang: Kursbuch Geschichte. Tipps und Regeln für wissenschaftliches Arbeiten, Paderborn, 5. Aufl., 2011. Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., aktual. u. erw. Aufl., Stuttgart 2014. Jordan, Steffen: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, Paderborn, 3. Aufl., 2016. Kümper, Hiram: Materialwissenschaft Mediävistik. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Paderborn 2014.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Frühe Neuzeit (ca. 1500 – 1800) gerät als Epoche immer mehr in den Hintergrund, weil sie für ein gegenwartsorientiertes Geschichtsinteresse oft nur die Vorgeschichte der Moderne darstellt. In den Lehrplänen kommt sie nur noch sporadisch vor, allenfalls Luthers Reformation oder Französische Revolution werden noch intensiver behandelt. Damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Die Vorlesung möchte anhand von Schlüsselereignissen – je eins pro Vorlesungssitzung – mit einer Art „Best of Frühe Neuzeit“ die Fülle und Spannungsbreite der Frühen Neuzeit vorführen. Lit: Thomas Maissen, Geschichte der Frühen Neuzeit, 2013 (Beck Wissen); Wolfgang Behringer, Frühe Neuzeit, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 4 (2006), Sp. 80-87.
Die Vorlesungsreihe bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte Südosteuropas in der frühen Neuzeit (ca. 1453 bis 1821). Sie behandelt politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen in der Region und untersucht die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Ethnien und Reichen und dient als Einführung in die Geschichte des Balkans und des östlichen Mittelmeer- Raums in der Frühen Neuzeit. Die Vorlesung enthält digitale Elemente. Als Einstieg empfehle ich https://tellmeahistory.net/tmah009-die-osmanen-i/ (letzter Zugriff 01.09.2025)
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Frage nach dem Alltag in der Vergangenheit, in diesem Fall in der Frühen Neuzeit (c. 1500 – c 1800), bietet eine Vielzahl von Untersuchungsfeldern der Lebensformen im städtischen und ländlichen Raum. Einen ersten Überblick bietet das Werk von Paul Münch „Lebensformen in der Frühen Neuzeit“. Ziel der Übung ist es, dass die Studierenden eine eigene Fragestellung formulieren und diese im Verlauf der Übung in Form eines Quellenkommentars bearbeiten. Dafür werden zentrale Punkte einer Recherche von der Erstellung einer Fragestellung, der Sichtung von Forschungsliteratur, dem gezielten Suchen von archivalischem Quellenmaterial in Archiven für die Bearbeitung der Fragestellung gemeinsam besprochen und debattiert. Die Sitzungen finden in „Hands-on“ Veranstaltungen statt. Dafür ist es erforderlich, dass die Studierenden Laptops, Tablets o.a. elektronische Endgeräte mit Internetzugang mitbringen.
Teil der Veranstaltung ist ein Workshop im Hessischen Staatsarchiv Marburg.
In dieser Quellenübung geht es um das frühneuzeitliche Reisen und der Mobilität in der Zeit von 1500 bis etwa 1850, und zwar in all seinen Facetten. Wer reiste wohin? Welche Reisewege und routen gab es? Wie wurde überhaupt gereist? Womit bewegte man sich fort? Zu welchem Zweck machten sich Menschen überhaupt auf den Weg? Welche Papiere brauchte man/frau auf einer Reise und wo konnte man übernachten? Wieviel kostete so eine Reise? Im Mittelpunkt der Übung stehen Quellen zur Geschichte der Mobilität im frühneuzeitlichen Südosteuropa, also dem Balkan und dem östlichen Mittelmeer-Raum und die Frage, wie wir Sie lesen, verstehen und interpretieren können. Die Übung bietet einen Einstieg in die Arbeit mit Text- und Bildquellen aus dem und über das frühneuzeitliche Südosteuropa. Die Teilnahme an der 1. Sitzung ist verpflichtend. Als Einstieg zum Hören: https://tellmeahistory.net/tmah057-unterwegs-im-osmanischen-reich/ (letzter Zugriff 01.09.2025)
Die Frühe Neuzeit brachte eine stetige Entwicklung neuer Kriegstechniken und ein starkes Anwachsen der Heeresgrößen mit sich. Den Herrschaftsträgern drängten sich damit laufend Fragen der Finanzierung und Ressourcenmobilisierung auf. Die Entwicklung moderner Staatlichkeit und Verwaltung wird heute in engem Zusammenhang mit dieser Problemstellung gesehen. Vor allem die Versorgung und Bezahlung von Kämpfern stellte eine Herausforderung dar: Man konnte sie zwischenzeitlich kaum anders als durch die Tolerierung eigenständiger Plünderung und Beutenahme bereitstellen, bevor geregeltere und zentrale Versorgungs- und Finanzierungssysteme ausgebaut wurden. Die Einstellung und Entlohnung des notwendigen Personals wurde zunächst noch an Kriegsunternehmer übertragen und erst mit der Etablierung stehender Heere stärker in staatliche Hand genommen.
In der Übung nehmen wir Quellen aus den Territorien des Heiligen Römischen Reichs in den Blick, und dies mit einem inhaltlichen Schwerpunkt: Von Interesse ist für uns besonders die Aufbringung von Geldmitteln und weiteren Ressourcen aus den bekriegten Gebieten – samt den Konsequenzen sowohl für die örtliche Bevölkerung als auch für die Kriegsleute. In diesem Kontext bietet sich eine Fülle verschiedener Quellenarten dar: Selbstzeugnisse und Suppliken (Bittschriften) führen etwa die Kriegslasten von Bauern, Bürgern und Gemeinden vor Augen. Einen weiteren Gegenstand bilden Kriegsartikel, also von den Kriegsherren erlassene Verhaltensnormen, auf die die Soldaten verpflichtet wurden. Sie spiegeln sowohl vorhandene Beutepraktiken als auch obrigkeitliche Bestrebungen, diese zu unterbinden oder in zentrale Bahnen zu lenken. Die geregeltere Eintreibung von Geld und Naturalien wiederum produzierte eine wachsende Menge an Schriftstücken. Diese sind ein Beispiel für das in der Frühen Neuzeit immer bedeutsamer werdende Verwaltungsschriftgut; gleichzeitig treten darin auch ständische und soziale Konflikte zutage. Auch die Frage, welchen Rahmen die Reichsgesetzgebung bot, wird uns interessieren. Zuletzt soll mit einem Schwenk auf weitere Finanzierungswege wie Subsidien, Kriegsanleihen, den Gemeinen Pfennig und die Reichsmatrikel das Bild abgerundet werden.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 3 (Hörsaal)
Kommentar:
Die Geschichte der Psychiatrie erscheint schnell als eine eher randständige Geschichte der „anderen“, sie spielt in historischen Überblicksdarstellungen oder Lehrbüchern kaum eine Rolle. Doch die Psychiatriegeschichte kann ein guter Ausgangspunkt sein, um aus ungewohnter Perspektive über die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken. Es geht bei einer solchen Geschichte um das Selbstverständnis einer vergangenen Gesellschaft, um die Definition von „normal“ und „anders“, um Mechanismen des Ein- und Ausschließens, um Machtverhältnisse im Alltag. Wer entschied eigentlich wann und auf welcher Grundlage darüber, wer oder was als „krank“ galt? Wie sahen Behandlung und Therapie aus? Wie diskutierte und wie wertete eine Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Systemen psychische Krankheit? Wann und wie öffneten oder schlossen sich die Türen der „Anstalt“ – für wen?
In der Vorlesung werden wir die Entwicklung der Psychiatrie von der „Entdeckung des Unbewussten“ um 1900 über die systematische Ermordung von Patient:innen in der Zeit des Nationalsozialismus bis zur „Psychiatrie-Reform“ in den 1970er Jahren nachverfolgen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung in Deutschland, an zentralen Punkten beziehen wir transnationale/internationale Beispiele ein.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 026
Kommentar:
Im Zuge der Weiß-Rot-Weißen Revolution von 2020 vollzog sich in Deutschland beim amtlichen Gebrauch der Länderbezeichnungen ein Paradigmenwechsel von Weißrussland zu Belarus‘. Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ist das Land aber wieder hinter dem Horizont der „Russischen Welt“ verschwunden. Historisch gesehen zeichnete sich die Belarus’ als Übergangszone zwischen Mittel- und Osteuropa aus. Ihre Prägungen erhielt sie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vom Großfürstentum Litauen und der polnischen Adelsrepublik und im 19. und 20. Jahrhundert vom zarischen und sowjetischen Imperium. Das 20. Jahrhundert stellt mit den beiden Weltkriegen, der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, dem stalinistischen Terror, dem Holocaust und dem Reaktorunfall von Tschernobyl ein Zeitalter der demographischen Katastrophen dar. Darüber hinaus erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses die Umwandlung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Die Vorlesung will diesen Prozessen nachgehen und bei der Frage nach der belarusischen Idee für eine neue Justierung der Mental Maps des östlichen Europa plädieren. Leistungsnachweis: Klausur Literaturhinweise: Valentin Akudowitsch: Der Abwesenheitscode. Versuch, Weißrussland zu verstehen. Berlin 2013; Thomas M. Bohn/Marion Rutz (Hrsg.): Belarus-Reisen. Empfehlungen aus der deutschen Wissenschaft. Wiesbaden 2020; Thomas M. Bohn: Heldenstadt Minsk. Urbanisierung à la Belarus. Köln/Wien 2022; Thomas M. Bohn: Weißrussland oder Belarus? Die Weiße Ruß in Historiographie und Kartographie. Wiesbaden 2025; Ingo Petz: Rasender Stillstand: Belarus - eine Revolution und die Folgen. Berlin 2025.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
In diesem Jahr ist er 125 Jahre tot, im nächsten Jahr jährt sich seine Geburt zum 200. Mal. Wilhelm Liebknecht (1826-1900), Begründer der Sozialdemokratie, Weggefährte von Karl Marx und Friedrich Engels, Vater von Karl Liebknecht und Ehemann (nacheinander) von Ernestine und Natalie Liebknecht ist in Gießen geboren und hat die Stadt im Vormärz als Student geprägt. Jubiläen sind ein Anlass, neu auf Personen und Ereignisse zu schauen. Das wollen wir in der Übung tun. Liebknecht war Publizist und hat mit Formulierungen wie "Wissen ist Macht - Macht ist Wissen" Generationen geprägt. Was sagt er uns heute noch? Wie aktuell sind seine Gedanken zu Bildung, Demokratie, Krieg und Frieden? Die Stadt Gießen wird ihn groß feiern - umso wichtiger, sich mit ihm zu befassen.
Biografie zur Einführung Wolfgang Schröder, Wilhelm Liebknecht. Soldat der Revolution, Parteiführer, Parlamentarier, Berlin 2013
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, B 033
Kommentar:
What does the situation of women reveal about the development of a society? This interdisciplinary course explores this question through the lens of Southeastern Europe in the 20th century. Building on existing narratives of “backwardness” and development initiatives in the region, we focus specifically on the perspectives of women—voices that have often been omitted from historical accounts. Using a variety of sources such as oral history interviews, autobiographies, letters, poetry, and photographs—some of them in the original languages—we examine the ambivalent lived experiences of women in different social contexts. In doing so, we critically engage with the complex concept of “development”—one of the most frequently used terms in politics and society—by highlighting gender as a largely overlooked dimension. Digital and AI-based tools (Transkribus, DeepL, ChatGPT) will also be employed, allowing us to critically reflect on their potentials and limitations in historical research. The course introduces students to working with non-traditional sources, raises awareness of gender-related questions in development debates, and offers an engaging entry point into the history of Southeast Europe. It is designed for anyone interested in critical historiography, interdisciplinary research, and digital methods.
Was sagt die Situation von Frauen über die Entwicklung einer Gesellschaft aus? In diesem interdisziplinären Kurs gehen wir dieser Frage am Beispiel Südosteuropas im 20. Jahrhundert nach. Ausgehend von bestehenden Narrativen über „Rückständigkeit“ und Entwicklungsinitiativen in der Region gehen wir gezielt auf die Perspektive von Frauen ein, deren Stimmen in historischen Darstellungen oft ausgelassen wurden. Anhand unterschiedlicher Quellen wie oral history-Interviews, Autobiografien, Briefen, Gedichten oder Fotografien – teilweise in Originalsprachen – beleuchten wir ambivalente Lebensrealitäten von Frauen in verschiedenen sozialen Kontexten. Dabei hinterfragen wir den vielschichtigen Begriff von „Entwicklung“ – einen der meistverwendeten Begriffe in Politik und Gesellschaft – mit einem Fokus auf Geschlecht als bislang wenig beachteter Dimension. Zum Einsatz kommen auch digitale und KI-gestützte Werkzeuge (Transkribus, DeepL, ChatGPT), deren Potenziale und Grenzen wir im historischen Arbeiten kritisch reflektieren. Der Kurs vermittelt Grundlagen im Umgang mit nicht-traditionellen Quellen, sensibilisiert für Geschlechterfragen in Entwicklungsdebatten und bietet einen spannenden Einstieg in die Geschichte Südosteuropas. Er richtet sich an alle, die an kritischer Geschichtsschreibung, interdisziplinärer Forschung und digitalen Methoden interessiert sind.
Zu belegen ist ein Modul. - Wurde in (A) "Frühe Neuzeit 1" gewählt, ist in (B) "Neuere/Neueste Geschichte 2" zu belegen. - Wurde in (A) "Neuere/Neueste Geschichte 1" gewählt, ist in (B) "Frühe Neuzeit 2" zu belegen.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Antiziganismus beruht auf Stigmatisierung und bewirkt Diskriminierung. Im Unterschied zum Antisemitismus ist dieses Problem in der historischen Forschung noch unterbelichtet. Die Übung wird in einem ersten Schritt einen Überblick über die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert bieten und mit den Paradigmen des Historismus, der Historischen Sozialwissenschaft und der Historischen Anthropologie vertraut machen. In einem zweiten Schritt werden Trends des 21. Jahrhunderts wie die Transnationale Geschichte und die Imperiale Geschichte erörtert. In einem dritten Schritt soll der kulturwissenschaftliche Ansatz der Travelling Concepts erprobt werden. Ziel der Übung ist das Verfassen eines Essays, in dem erörtert wird, mit welchen Fragen an die Erforschung der Geschichte von Sinti und Roma herangegangen werden kann.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 030
Kommentar:
This course examines the profound transformations brought about by the spread of gunpowder weapons in the early modern world between roughly 1300 and 1700. Sometimes described as a “military revolution,” these changes reshaped not only the ways wars were fought but also the structures of states, economies, and societies. We will investigate the introduction and diffusion of firearms and artillery, the development of new fortifications, and the rise of disciplined standing armies. Particular attention will be given to the ways in which gunpowder warfare influenced state-building and the fiscal demands of war in Europe, including Eastern Europe and Russia. The course also adopts a global perspective, exploring how gunpowder transformed warfare in the Ottoman Empire, Safavid Persia, Mughal India, Ming and Qing China, Korea, and Japan. Students will consider the extent to which European developments were unique or part of broader global patterns of military innovation. Through close engagement with historiographical debates, they will assess competing interpretations of the “military revolution” thesis, from Michael Roberts to more recent global approaches. By the end of the course, students will be equipped to critically analyze how technological and organizational change in warfare influenced the emergence of early modern states and empires worldwide.
VERMERK: Diese Übung ist bilingual, Teilnahme an Diskussionen und Gruppenaufgaben auf Deutsch ist möglich. Sehr gute Englischkenntnisse werden jedoch für die Teilnahme am Kurs vorausgesetzt, da überwiegend die englischsprachige Forschungsliteratur zur Diskussion und Analyse angeboten wird.
Die Veranstaltung beschäftigt sich mit den historischen Grundlagen, Problematiken und Chancen der Familienforschung. Sie bietet eine Einführung in das Arbeiten mit konkreten Hilfsmitteln/Datenbanken etc.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333a
Kommentar:
Migration nach Osten verbunden. Um 1750 lebten über 90% der europäischen Juden in Polen-Litauen, im Russländischen und im Osmanischen Reich. Das Proseminar möchte in die Geschichte dieser osteuropäischen Juden einführen: Warum wanderten die Juden ins östliche Europa ab? Was nahmen sie dorthin mit? Worin unterschied sich Kultur der großen osteuropäischen jüdischen Gemeinschaften von dem Leben der kleinen jüdischen Gemeinden in Deutschland? Welche spirituellen Entwicklungen fanden statt (Orthodoxie, Chassidismus, Haskala)? Auf einer breiteren Ebene beschäftigt sich das Proseminar mit dem Zusammenleben von Mehrheits- und Minderheitsbevölkerungen: Wie war in Gesellschaften, in denen christliche Mehrheiten Minderheiten ihre Konfession aufzwangen, ein Zusammenleben möglich? Wie wurden Rechtsprechung und Wirtschaft, wie der Alltag organisiert? Die Texte und Materialien liegen in englischer und deutscher Sprache vor, slavische Texte werden übersetzt und digital aufbereitet. Sie erwerben im Proseminar auch Kompetenzen im Umgang mit fremdsprachigen Texten und mit digitalen Ressourcen vor allem im Bereich der jüdischen und osteuropäischen Geschichte.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Hexenverfolgungen waren kein Phänomen des Mittelalters, sondern der Frühen Neuzeit. In dieser Epoche sind sie eine der problematischsten Erscheinungen, namentlich in Mitteleuropa. Allerdings erlauben die entsprechenden Quellen auch besonders tiefe Einblicke in den kultur-, mentalitäts- und sozialgeschichtlichen Kontext. Das Seminar will anhand von Quellen sowie der Forschungsliteratur die vielfältigen Gründe für dieses Phänomen nachvollziehbar machen. Wolfgang Behringer (Hrsg.): Hexen u. Hexenprozesse in Deutschland 1988; Sönke Lorenz / H. C. Erik Midelfort: Hexen und Hexenprozesse - Ein historischer Überblick. Digital in historicum.net - Geschichtswissenschaften im Internet; Walter Rummel/Rita Voltmer: Hexen und Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit (Geschichte kompakt), 2008.
Spricht man von Revolutionen in der Vormoderne stechen selbstverständlich diejenigen am Ende des 18. Jahrhunderts hinaus. Doch auch außerhalb der Amerikanischen und Französischen Revolutionen, fanden sich gewalttätige Versuche die Struktur der Gesellschaft zu verändern.
Diese Revolten, oder Revolutionen – wenn sie erfolgreich waren-, wurden von verschiedenen Gruppen mit verschiedenen Zielsetzungen versucht. Das Proseminar beleuchtet die Hintergründe verschiedenen Aufstände vom England des 17. Jahrhunderts bis zu den Kolonien in der Karibik des frühen 19. Jahrhunderts, und stellt die Praktiken und Logiken der Umschichtung in den Fokus. Über die Epoche der Frühen Neuzeit werden z.B. die Levellers und DIggers der britischen Inseln, der Bauernkrieg im Heiligen Römischen Reich, Adelsaufstände in Frankreich, koloniale Unabhängigkeitsbewegungen, Sklavenaufstände und die Französische Revolution betrachtet werden. Dabei wird die Rolle der Medien und deren Verwendung auf beiden Seiten der Umsturzprozesse in den Blick kommen. Außerdem soll untersucht werden wie durchaus überraschende Elemente wie Straßenlaternen, Pflastersteine, Schreibwaren oder Gemüsegärten die frühneuzeitlichen Aufstände und Unruhen prägten.
Grundlagenmodul: Neuere und Neueste Geschichte 2 (04-Gesch-BA-07) ⇑
LV 1: Übung: Theorie und Methode
[Ü]
Das Gefangenenlager Guantanamo Bay 2002 - ?
Dozent/-in:
N.N.
Format:
in Präsenz
Zeit und Ort:
regelmäßiger Termin ab 14.10.2025
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr
Phil. I, C 029
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029
Kommentar:
Seit seiner Eröffnung am 11. Januar 2002 gilt das US-amerikanische Gefangenenlager Guantánamo Bay als undurchdringlich. Von der US-Regierung wurden die 780 gefangenen Männer als „worst of the worst“ bezeichnet, als „Terroristen“, die ihr Wissen über al-Qaida und bevorstehende Anschläge nur unter „enhanced interrogation techniques“ preisgeben würden. Die Gefangenen hingegen klagten ihr Recht auf faire Prozesse ein und bezichtigten die USA der Folter. Handelt es sich bei diesem Widerspruch um eine unauflösliche Gemengelage? Wie schreibt man Geschichte, wenn sie sich bis in die Gegenwart fortsetzt? Im Seminar wollen wir unterschiedliche Quellen aus der Geschichte des Gefangenlagers untersuchen und so eine historisch-kritische Rekonstruktion und Positionierung ermöglichen: Wie lässt sich das Wechselverhältnis von Staatsgewalt und Widerstand im Lager beschreiben? Inwieweit bestimmt der Entstehungskontext nicht nur den Inhalt von Quellen, sondern auch ihre Form? Welche ethische Reflexion erfordert das Studium sensibler Quellen?
Im Seminar arbeiten wir u.a. mit Überlebendenzeugnissen, Untersuchungsberichten, Prozessakten, Militärdokumenten, Gesetzestexten und juristischen Kommentaren, mit Podcasts, Gemälden und Gedichten in deutscher und englischer Sprache.
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Die Übung ist eine allgemeine Einführung ins geschichtswissenschaftliche Arbeiten mit besonderem Schwerpunkt auf Forschungsdesign und Methoden. Wir gehen Schritt für Schritt die verschiedenen Komponenten von (geschichts-)wissenschaftlichen Forschungsdesigns durch (Frage, Hypothese, Definition, Auswahlkriterien für Fälle und Quellen etc.) und diskutieren, was gute von schlechten Studien unterscheidet. Dabei lesen wir beispielhafte Studien zu verschiedenen Methoden und besprechen, was man sich von diesen für das eigene Arbeiten (an Hausarbeiten) abschauen kann. Wir lesen auch grundlegende Texte wie etwa Chris Lorenz' Lehrbuch "Konstruktion der Vergangenheit" (1997), die eine gewisse Bereitschaft zu theoretischem Denken (Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Methodologie) voraussetzen.
Die Lektüre wird online bereitgestellt. Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte wird vorausgesetzt. Das Lesepensum beträgt ca. 30 Seiten pro Woche. Regelmäßige aktive Anwesenheit und die Erledigung kleinerer Aufgaben sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Antiziganismus beruht auf Stigmatisierung und bewirkt Diskriminierung. Im Unterschied zum Antisemitismus ist dieses Problem in der historischen Forschung noch unterbelichtet. Die Übung wird in einem ersten Schritt einen Überblick über die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert bieten und mit den Paradigmen des Historismus, der Historischen Sozialwissenschaft und der Historischen Anthropologie vertraut machen. In einem zweiten Schritt werden Trends des 21. Jahrhunderts wie die Transnationale Geschichte und die Imperiale Geschichte erörtert. In einem dritten Schritt soll der kulturwissenschaftliche Ansatz der Travelling Concepts erprobt werden. Ziel der Übung ist das Verfassen eines Essays, in dem erörtert wird, mit welchen Fragen an die Erforschung der Geschichte von Sinti und Roma herangegangen werden kann.
Die Veranstaltung beschäftigt sich mit den historischen Grundlagen, Problematiken und Chancen der Familienforschung. Sie bietet eine Einführung in das Arbeiten mit konkreten Hilfsmitteln/Datenbanken etc.
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 003
Kommentar:
Auch Gefühle haben eine Geschichte. So entstehen neue Gefühle wie zum Beispiel „Klimaangst“ oder „FOMO“, andere Gefühle wie „Ehre“, „Demut“ oder „Scham“ haben ihren Gehalt verändert oder an Bedeutung verloren. Doch wie schreibt man die Geschichte von ephemeren, augenscheinlich subjektiven und innerlichen Gefühlen? Und wozu schreibt man sie – wie verändert die Perspektive auf Gefühle den Blick auf geläufigere historische Untersuchungsgegenstände wie Krisenzeiten, Bürgerrechtsbewegungen oder Staatsgewalt? Im ersten Teil des Seminars beschäftigten wir uns mit Grundlagentexten der Gefühlsgeschichte und -theorie, um Begriffe wie „Affekt“, „emotionale Praktiken“, „emotionale Gemeinschaft“ oder „emotionales Regime“ zu erarbeiten und so ein Verständnis der Historizität von Gefühlen zu ermöglichen. Im zweiten Teil wollen wir diese an Fallbeispielen aus der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts in Bezug auf Emotionen wie Angst und Ekel, Mitgefühl und Solidarität erproben.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113
Kommentar:
Momentan inszenieren sich sogenannte tradwives auf Instagram, die strahlend Kekse backen oder Kinderkleider nähen und dem von der Arbeit müden Ehegatten ein Abendessen zaubern. Was hat es mit diesem Trend auf sich? Worauf bezieht er sich? Geschlechterrollen unterliegen einem historischen Wandel, der sich beobachten und analysieren lässt. Wir erfahren durch die Analyse etwas über Gesellschaften und ihre Normen und Praktiken. Im Seminar befassen wir uns mit US-amerikanischer und europäischer Geschlechtergeschichte als Teil einer Geschichte sozialer Ungleichheit. Gleichzeitig ist das Proseminar eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten mit einem hohen propädeutischen Anteil.
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, D 209
Kommentar:
Der Kurs bietet eine Einführung in die globale Geschichte des Kalten Krieges, beginnend mit Winston Churchills berühmter „Eiserner Vorhang“-Rede 1946 bis zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan 1989. Im Zentrum stehen nicht nur die ideologischen Spannungen zwischen den Supermächten USA und UdSSR, sondern vor allem jene Konflikte, in denen der Kalte Krieg „heiß“ wurde: der Koreakrieg, die Berliner Krise, die Kubakrise, der Vietnamkrieg, die Interventionen im Nahen Osten und schließlich der Krieg in Afghanistan. Auch die Spannungen und Konflikte innerhalb der ideologischen Blöcke, wie z.B. das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis, und die Kriege in den Ländern der Dritten Welt (arabisch-israelische Kriege) werden beleuchtet und angesichts deren Wirkung auf den Verlauf des Kalten Krieges analysiert. Anhand ausgewählter Fallstudien untersuchen wir Ursachen, Verläufe und Folgen dieser Auseinandersetzungen, ihre Bedeutung für die Blockkonfrontation sowie ihre Auswirkungen auf die betroffenen Gesellschaften. Der Kurs vermittelt damit Grundlagenwissen über Strukturen, Akteure und Dynamiken des Ost-West-Konflikts und sensibilisiert für die globale Dimension dieser Epoche. Studierende gewinnen Einblicke in zentrale Debatten der internationalen Geschichte und erarbeiten sich analytische Werkzeuge zur Einordnung geopolitischer Konflikte im 20. Jahrhundert. Gute Englischkenntnisse, die das Lesen der englischsprachigen Texte ermöglichen, bilden die Voraussetzung für die Teilnahme am Kurs.
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333a
Kommentar:
Die Städte der Ukraine und des östlichen Europas sind aus den aktuellen täglichen Nachrichten gut bekannt – sie besitzen vielfach eine spannende multikulturelle Geschichte, in der sich ukrainische, jüdische, polnische, russländische und osmanische Geschichte treffen. Weitere ethnisch-konfessionelle Sondergruppen wie Griechen und Armenier, manchmal auch Deutsche, Franzosen oder Briten spielen ebenfalls eine Rolle – auch Überformungen in der Sowjetzeit sind zu berücksichtigen. Das Proseminar möchte, ausgehend von neueren Publikationen und Quellen, diese Vielfalt im begrenzten städtischen Raum in den Blick nehmen. Neben den im Titel des Proseminars genannten Städten können auch andere Städte, etwa Czernowitz oder das stark jüdisch geprägte Berdyčev nach den Wünschen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigt werden. Zeitlich liegt ein Schwerpunkt auf dem 19.-21. Jahrhundert. Die Texte und Materialien liegen in englischer und deutscher Sprache vor, slavische Texte werden übersetzt und digital aufbereitet. Sie erwerben im Proseminar auch Kompetenzen wie den Umgang mit fremdsprachigen Texten und mit digitalen Ressourcen.
Einführende Literatur Angela Huber, Erik Martin (Hrsg.): Metropolen des Ostens. Berlin 2021. Mirja Lecke, Efraim Sicher (Hrsg.): Cosmopolitan Spaces in Odesa. A Case Study of an Urban Context. Boston: Academic Studies Press, 2023. Andrij Portnov, Dnipro. An Entangled History of a European City. Boston: Academic Studies Press, 2022.