Fachbereich 04: Geschichts- und Kulturwissenschaften - Gliederung nach anbietenden Einrichtungen - Klassische Archäologie
Veranstaltungen
Exkursion ⇑
Kolloquium ⇑
[Koll] Wissenschaftliches Arbeiten in der Klassischen Archäologie
regelmäßiger Termin ab 16.10.2025 | ||
wöchentlich Do. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Wissenschaftliches Arbeiten ist für ein Hochschulstudium unverzichtbar und stellt eine elementare Kernkompetenz für den an das Studium anschließenden Karriereweg dar – ob in der Forschung, in Kultureinrichtungen oder auch als Schlüsselqualifikation in der freien Wirtschaft. Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden daher die wesentlichen Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens praxisorientiert analytisch aufgearbeitet und Strategien zum Zeitmanagement sowie zur rhetorischen Ausarbeitung und überzeugenden Präsentation von Forschungsinhalten entwickelt. Die neugewonnenen Erkenntnisse werden von den Studierenden in der praktischen Anwendung vertieft; bspw. in der Bearbeitung und Diskussion thematisch und systematisch orientierter wissenschaftlicher Fragestellungen anhand relevanter Sekundärliteratur zu aktuellen Forschungen und Fragestellungen, in der Analyse und Erstellung kritisch wertender Rezensionen und in der Formulierung präziser Hausarbeiten oder Forschungsexposés. Kernziel der Lehrveranstaltung ist die Aneignung wissenschaftlicher Standards zur überzeugenden Konzipierung, Strukturierung, Durchführung und Präsentation eigener Forschungsvorhaben.
Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Anfänger, die noch kaum Vorerfahrung im Verfassen wissenschaftlicher Hausarbeit haben, als auch an Fortgeschrittene, die ihre Fähigkeiten vertiefen und verbessern wollen, sowie an Studierende, die an ihrer Thesis arbeiten.
Seminar ⇑
[Si] Helden, Götter, Leinwandträume. Mythische Narrative zwischen Text, Bild und Film (AfK-Nr.: 638)
regelmäßiger Termin ab 13.10.2025 | ||
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 025 | |
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 025 |
Herkules, Perseus, Odysseus, Medea oder die schöne Helena – antike Mythen und ihre Gestalten haben über die Jahrhunderte hinweg nichts von ihrer Faszination verloren. Doch wie verändern sich ihre Charaktere und die Erzählungen rund um ihre Person, wenn sie in unterschiedlichen Medien und Zeiten auftreten?
Im Seminar folgen wir den Spuren dieser Mythen von der Antike bis in die Kinowelt des 21. Jhs. Anhand archäologischer und literarischer Quellen werden die antiken Bild- und Erzähltraditionen herausgearbeitet sowie die unterschiedlichen Nutzungskontexte behandelt – vom sakralen sowie sepulkralen Raum, über öffentliche Monumente und Orte bis hin zum privaten Lebensumfeld verfolgen wir den Einsatz und die Funktionalisierung von Mythen in der Antike. Darauf aufbauend widmen wir uns der filmischen Inszenierung des mythologischen Materials. Das cineastische Spektrum reicht dabei von den emotionsgeladenen Stummfilmen der frühen Kinogeschichte über die prachtvollen Sandalenfilme der Cinecittà bis hin zu den aktuellen CGI-Blockbustern des 21. Jahrhunderts.
Zentrale Leitfragen, die uns dabei das Semester über begleiten, sind u.a.: Wie verändern sich Figuren und Narrative über die Jahrhunderte hinweg? Welche Aspekte treten in den Fokus und welche verschwinden im Gegenzug? Und welche Rolle spielt der jeweilige historische, politische oder kulturelle Kontext der Produktion?
Das Seminar bietet einen interdisziplinären Zugang, bei dem Klassische Archäologie, Klassische Philologie, Geschichte und Filmwissenschaft miteinander in den Dialog treten. Neben der Analyse von Texten und Bildern werden ausgewählte Filme gemeinsam angesehen und diskutiert. Ziel ist es, ein vertieftes Verständnis für die Dynamik und Aktualität mythischer Stoffe zu gewinnen – und zugleich die Mechanismen von Traditionsbildung und Transformation im kulturellen Gedächtnis zu reflektieren.
Wer Freude an der Analyse antiker Bilder und Texte hat und gleichzeitig die Lust verspürt, in die Welt des Kinos einzutauchen, ist hier genau richtig – es gibt viel Altes und Neues zu entdecken!
[Si] Muse, Mutter, Mörderin, Monster – Bildentwürfe der Frau in Griechenland und Rom
regelmäßiger Termin ab 15.10.2025 | ||
wöchentlich Mi. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 15.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Das Seminar widmet sich den ambivalenten Darstellungen von Weiblichkeit in der griechisch-römischen Antike. Anhand ausgewählter Bildwerke und Kontexte werden stereotype wie auch subversive Rollenbilder untersucht, in denen antike Gesellschaften Frauen positionierten – als inspirierende Muse, lebensspendende Mutter, gefährliche Verführerin, göttliche Ordnungshüterin oder dämonisierte Außenseiterin. Dabei liegt der Fokus auf der kulturhistorischen Erschließung der visuellen Konstruktion dieser Rollen in Plastik und Flächenkunst.
Das Seminar fragt nach der Funktion solcher Bildentwürfe im sozialen, politischen und religiösen Gefüge antiker Kulturen: Welche Vorstellungen von Weiblichkeit spiegeln sich in den ikonografischen Programmen wider? Welche Narrative wurden durch visuelle Medien tradiert, stabilisiert oder infrage gestellt? Und wie wurden bestimmte Frauengestalten – etwa Medea, Penelope, Aphrodite, Artemis, die Amazonen oder Medusa – in Bildern modelliert, interpretiert und kulturell aufgeladen?
Studierende werden dazu angeregt, stereotype Kategorien kritisch zu hinterfragen und die komplexen Aushandlungsprozesse von Geschlecht in der antiken Bildkultur differenziert zu erfassen. Gleichzeitig wird ein Bogen zur Gegenwart geschlagen: Die Reflexion über antike Frauenbilder eröffnet ein besseres Verständnis für die kulturelle Konstruktion von Geschlechterrollen und deren Nachwirken in modernen medialen Repräsentationen – von der Popkultur bis zur politischen Symbolik.
[Si] Neue Funde und Forschungen
regelmäßiger Termin ab 16.10.2025 | ||
wöchentlich Do. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Wissenschaftliches Arbeiten ist für ein Hochschulstudium unverzichtbar und stellt eine elementare Kernkompetenz für den an das Studium anschließenden Karriereweg dar – ob in der Forschung, in Kultureinrichtungen oder auch als Schlüsselqualifikation in der freien Wirtschaft. Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden daher die wesentlichen Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens praxisorientiert analytisch aufgearbeitet und Strategien zum Zeitmanagement sowie zur rhetorischen Ausarbeitung und überzeugenden Präsentation von Forschungsinhalten entwickelt. Die neugewonnenen Erkenntnisse werden von den Studierenden in der praktischen Anwendung vertieft; bspw. in der Bearbeitung und Diskussion thematisch und systematisch orientierter wissenschaftlicher Fragestellungen anhand relevanter Sekundärliteratur zu aktuellen Forschungen und Fragestellungen, in der Analyse und Erstellung kritisch wertender Rezensionen und in der Formulierung präziser Forschungsexposés oder Hausarbeiten. Kernziel der Lehrveranstaltung ist die Aneignung wissenschaftlicher Standards zur überzeugenden Konzipierung, Strukturierung, Durchführung und Präsentation eigener Forschungsvorhaben.
Tutorium ⇑
Übung ⇑
[Ü] Epic fails – tragische Helden, Antihelden und ambivalente Gestalten (Ausstellungsvorbereitung) (AfK-Nr.: 271)
regelmäßiger Termin ab 13.10.2025 | ||
wöchentlich Mo. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 13.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Beim Gedanken an antike Mythen erscheinen auf den ersten Blick oft strahlende Helden oder allmächtige Götter vor dem inneren Auge. Schaut man genauer hin, zeigt sich jedoch, dass die antike Mythenlandschaft weitaus facetten- und vor allem schattenreicher ist: Sie ist bevölkert von tragischen Gestalten, Antihelden und Ungeheuern. Manche Figuren werden durch göttliche Strafe zu Monstern, anderen wird ihre Rolle durch ein unausweichliches Schicksal auferlegt. Wieder andere scheitern durch eigenes Handeln – sei es durch fehlende Impulskontrolle, Hybris, Verfehlungen gegen die Gemeinschaft oder fatale Fehlentscheidungen. Vor einem solchen Schicksal sind selbst berühmte Helden wie Ödipus oder Herakles nicht gefeit.
Diese Gestalten verkörpern die Ambivalenz von Größe und Fall, Mut und Hybris, Ruhm und Katastrophe. Ihre Geschichten faszinieren bis heute, weil sie nicht nur von Erfolg und Stärke berichten, sondern auch von Irrtum, Grenzüberschreitung und Untergang – und damit universale menschliche Erfahrungen sichtbar machen.
Die Lehrveranstaltung verbindet wissenschaftliche Analyse mit Museumsdidaktik und musealer Vermittlung. Anhand von Bildern und literarischen Quellen untersuchen wir, wie die Antike solche tragischen Helden, Antihelden und „epischen Fehlschläge“ inszenierte. Darüber hinaus entwerfen wir didaktische Konzepte, um diese Themen für ein heutiges Publikum erfahrbar zu machen. Ziel ist die Entwicklung eines Ausstellungskonzepts mit begleitenden Materialien, das die Vielfalt antiker „Epic Fails“ präsentiert – und mythische Gestalten im Spannungsfeld zwischen Identifikationsfiguren und Antihelden in neuem Licht erscheinen lässt.
[Ü] Griechische Sakralarchitektur von der Archaik bis in den Hellenismus
regelmäßiger Termin ab 16.10.2025 | ||
wöchentlich Do. 12:00 - 14:00 Uhr | Phil. I, G 025 | |
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 025 |
Die Übung bietet eine systematische Einführung in die Entwicklung, Gestalt und Funktion religiöser Bauwerke in der griechischen Welt von der Archaik bis in den Hellenismus. Im Zentrum stehen die architektonischen Konzepte und Ausformungen von Tempeln und Heiligtümern, ihre topographischen und kultischen Kontexte sowie ihr Stellenwert im öffentlichen, religiösen und politischen Leben antiker Poleis. Anhand exemplarischer Bauten aus Heiligtümern wie Delphi, Olympia, Athen, Epidauros oder Pergamon werden Bauformen, Proportionen, bautechnische Entwicklungen und Bauplastik ebenso behandelt wie regionale Unterschiede und die Rolle sakraler Architektur in der Repräsentation kollektiver Identität.
Neben einer typologischen und chronologischen Einordnung vermittelt die Übung methodische Grundlagen der archäologischen Bauanalyse, darunter Grundrissinterpretation, stilistische Datierung und Funktionalitätsfragen. Die Übung legt besonderen Wert auf das Erlernen der „archäologischen Lesefähigkeit“ von Architektur als Quelle: Wie lassen sich Raumkonzepte, Bewegungslenkung und Blickachsen als Ausdruck kultischer Praxis interpretieren? Welche politischen oder ideologischen Botschaften waren in Bauformen eingeschrieben? Ein besonderer Schwerpunkt liegt zudem auf der Funktion des Tempels als Bildträger und Ritualrahmen. Die adressierten Fragen eröffnen nicht nur ein vertieftes Verständnis der materiellen Kultur des griechischen Heiligtums, sondern auch einen Einblick in die kulturellen Aushandlungsprozesse zwischen Form, Funktion und Bedeutung.
[Ü] Praxis der Klassischen Archäologie (Teil 1)
regelmäßiger Termin ab 16.10.2025 | ||
wöchentlich Do. 14:00 - 16:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Die Studierenden erlernen in dieser Veranstaltung grundlegende fachspezifische Methoden und Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens. Sie erwerben ein umfassendes Wissen über Methoden und Fachtermini der Klassischen Archäologie und üben deren Anwendung. Die Lehrinhalte der Übung umfassen die methodischen Grundlagen im Umgang mit sowie der Analyse von archäologischen Objekten. Anhand von Fallbeispielen aus der Antikensammlung der JLU werden verschiedene Objektgattungen vorgestellt. Thematisiert werden unter anderem Ikonographie, Stilanalyse und Datierung archäologischer Objekte, Feldforschung, Museumsarbeit sowie das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten.
Lernziele
Mit Abschluss dieses Modulteils sollten Sie sich erarbeitet haben:
• ein Grundwissen über die Methoden und Fachtermini der Klassischen Archäologie,
• einen Überblick über die wesentlichen Arbeitsbereiche der Klassischen Archäologie,
• einen ersten Einblick in fachspezifische Forschungsansätze und deren Bedeutung für das Verständnis antiker Kulturgeschichte,
• Grundkenntnisse im wissenschaftlichen Arbeiten und in den Prinzipien des Umgangs mit archäologischen Objekten.
[Ü] Sammlungs- und Objektforschung: Von Ceylon nach Gießen. Erschließung und Dokumentation von historischen Artefakten aus dem Museum für Gießen (AfK-Nr.: 645)
In den Jahren 1912 und 1914 unternahmen der Gießener Biologie-Professor Adolf Hansen und sein Garteninspektor Friedrich Rehnelt botanische Expeditionen nach Sri Lanka (damals „Ceylon“) mit dem Ziel, exotische Pflanzen zu sammeln. Neben mehr als 1.500 Pflanzen-Belegen brachten die beiden Wissenschaftler auch Artefakte mit nach Gießen. Diese Objekte befinden sich im Museum für Gießen (MfG, früher Oberhessisches Museum) und wurden bisher noch nicht wissenschaftlich aufgearbeitet. Für unsere Lehrveranstaltung gewährt uns das Museum für Gießen Einblick in sein Depot, wo die Objekte untergebracht sind. Neben einer Dokumentation und Erschließung der Objekte soll es auch darum gehen, die genaue Herkunft der Artefakte zu erforschen. Durch die exakten Standortangaben auf den Pflanzen-Belegen lässt sich die Reiseroute der Expedition nachvollziehen. So können unter Umständen auch die Artefakte den jeweiligen Regionen zugeordnet werden, was wichtige Hinweise bei der Identifizierung der Objekte geben kann.
Die praxisorientierte Lehrveranstaltung gibt einen Einblick in die Arbeit mit wissenschaftlichen Sammlungen und deren Objekten und vermittelt grundlegende theoretische Kenntnisse und praktische Fertigkeiten im Umgang mit materieller Kultur. Im Zentrum stehen Themen wie Objekthandling; Objektrecherche und -beschreibung; Sammlungs- und Objektgeschichte; ethische und juristische Aspekte; sammlungs- und objektbezogene Arbeitstechniken, Forschungsmethoden und Analysemöglichkeiten. Die Fertigkeiten, die in dieser Übung vermittelt werden, stellen Schlüsselqualifikationen für das wissenschaftliche Arbeiten in allen quellenbasierten Fächern dar.
Das Seminar ist für Studierende aller Fachrichtungen geeignet.
Vorlesung ⇑
[Vl] Einführung in die Klassische Archäologie I (AfK-Nr.: 220)
regelmäßiger Termin ab 16.10.2025 | ||
wöchentlich Do. 12:00 - 14:00 Uhr | Alter Steinbacher Weg 44, 103 | |
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Alter Steinbacher Weg 44, 103 |
Die Vorlesung bietet einen Überblick über die materiellen Hinterlassenschaften und die Bilderwelt des antiken Griechenland. In den einzelnen Sitzungen werden zentrale Entwicklungslinien bedeutender Themenbereiche und Kunstgattungen – darunter Architektur, Skulptur und Vasenmalerei – nachverfolgt. Anhand ausgewählter Fallstudien werden einzelne Monumente und Objekte analysiert und in ihren historischen, sozialen und religiösen Kontext eingeordnet. Die Veranstaltung behandelt die wichtigsten Epochen von der Bronzezeit (z. B. minoisch-mykenische Palastkultur) über die geometrische, archaische und klassische Zeit bis hin zur hellenistischen Periode. Neben stilistischen und ikonographischen Fragestellungen werden auch Aspekte wie Funktion, Rezeption und Aufstellungskontexte archäologischer Funde thematisiert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Methoden und Fragestellungen der griechischen Archäologie: Welche Quellen stehen zur Verfügung? Wie lassen sich materielle Zeugnisse auswerten? Welche Rolle spielen Grabungen, Fundkontexte, topographische Gegebenheiten und interdisziplinäre Ansätze?
Ziel der Vorlesung ist es, ein grundlegendes Verständnis für die materiellen Zeugnisse der griechischen Kultur sowie deren Einbindung in größere kulturelle, politische und religiöse Zusammenhänge zu vermitteln.
[Vl] Götter zwischen Kult und Bild
regelmäßiger Termin ab 16.10.2025 | ||
wöchentlich Do. 18:00 - 20:00 Uhr | Phil. I, G 333 | |
nächster Termin: 16.10.2025 Uhr, Raum: Phil. I, G 333 |
Die Vorlesung widmet sich der zentralen Rolle der Götterdarstellungen in der griechischen und römischen Antike und beleuchtet ihr spannungsreiches Verhältnis zwischen religiöser Verehrung, künstlerischer Gestaltung und kultureller Funktion. Im Zentrum steht die Frage, wie Bilder zum Manifestationsort göttlicher Präsenz und zu Trägern religiöser Erfahrung wurden und in welchem Maße visuelle Darstellungen das Verständnis und die Praxis von Kult beeinflussten – oder umgekehrt: wie kultische Bedürfnisse die Form, Rezeption und Platzierung von Götterbildern bestimmten.
Besondere Aufmerksamkeit gilt der Wechselwirkung zwischen Bild und Ritual, zwischen sakralem Raum und Bildinszenierung sowie zwischen normativen Vorstellungen des Göttlichen und individuellen Aneignungsformen. Diskutiert wird etwa, wie göttliche Macht visuell kodiert wurde, in welchen Kontexten Bilder zur Interaktion mit dem Göttlichen einluden und welche Rolle Materialien und Blickregime für die religiöse Wirksamkeit eines Bildes spielten.
Die Vorlesung bietet einen vertieften Einblick in die Bildstrategien antiker Gesellschaften und vermittelt zugleich ein kritisches Verständnis für die komplexe Bedeutung religiöser Bildwerke jenseits von bloßer Ikonografie. Ziel ist es, Götterbilder nicht nur als Kunstwerke oder kultische Objekte zu betrachten, sondern als aktive Medien in einem kulturellen Gefüge, das Wahrnehmung, Glauben und soziale Ordnung gleichermaßen formte.
[Vl] Römische Mythenbilder (AfK-Nr.: 272)
regelmäßiger Termin ab 14.10.2025 | ||
wöchentlich Di. 09:00 - 11:00 Uhr | digital | |
nächster Termin: 14.10.2025 Uhr, Raum: digital |
Mythenbilder, so will es die stereotype kulturelle Zuschreibung, sind eine Domäne der griechischen Kunst, so wie Historienbilder und politische Ikonographie Sache der römischen Kunst sind. Ein nüchterner Blick auf den Befund überlieferter Bilder lehrt jedoch, dass mythologische Themen griechische und römische Bildgattungen gleichermaßen durchziehen. Wenn es im Wesentlichen die gleichen Erzählstoffe sind, auf die in griechischer und römischer visueller Kultur zurückgegriffen wird, dann unterscheiden sich griechische und römische Mythenbilder doch zumeist darin, wie sie in der Lage sind, moderne Erwartungen erfüllen können. Hier gewinnen die Bilder der ‚erzählfreudigen‘ griechischen Vasenmalerei eindeutig gegenüber denen auf römischen Wänden, Sarkophagen und an öffentlichen und sakralen Bauten, deren mythische Stoffe für die Zwecke der Wohn-, der Funerärkultur und der öffentlichen Repräsentation funktionalisiert scheinen und narrativ seltsam entkernt wirken: Achill, der die sterbende Penthesilea im Arm hält, als Bild eines Ehepaars auf römischen Sarkophagen; Perseus und Andromeda in pompejanischen Häusern zum Liebespaar jenseits aller Gefahren geworden; Aeneas mit Vater und Sohn auf der Flucht aus dem brennenden Troja, zur staatstragenden Leitfigur der pietas erhoben. So sehr sich die Forschung in vergangenen Jahrzehnten bemüht hat, auch griechische Mythenbilder in ihrem Bezug zur Lebens- und Wertewelt zu interpretieren, so bleiben diese scheinbar doch stärker an narrative Plots gebunden: Sie erreichen nie das Maß an ideologischer Programmatik, das man von der ara pacis kennt, und die Bezugnahme zur Lebenswelt ist nie so unmittelbar, wie dies auf römischen Sarkophagen der Fall ist, die den Mythos um den Held Meleagros auf den Aspekt seines Sterbens fokussieren. Andererseits zeigen kaiserzeitliche Bildwerke wie die teils nach griechischen Vorbildern entstandenen Skulpturen der Sperlonga-Grotte oder literarische Werke wie die Metamorphosen des Ovid, dass die Kultivierung des Mythos in seiner erzählerischen Dimension keineswegs aufgehört hat.
In der Vorlesung sollen römische Mythenbilder aus verschiedenen Gattungen und Bereichen der Kultur besprochen werden (Wandmalerei, Mosaiken, Sarkophagreliefs, ‚Staatskunst‘, Statuarik, luxuriöse Kleinkunst). Dabei sollen Aspekte wie die häufige Handlungsarmut römischer Mythenbilder, die teils überraschende Wahl dargestellter Erzählmomente oder das bewusste Ineinander von Mythos und Lebenswelt, sowie Fragen der narrativen Bildstrategien und der Beziehung der Bilder zu literarischen Mythenerzählungen möglichst befundnah diskutiert werden.
Literatur zum Einstieg:
Katharina Lorenz, Ancient Mythological Images and their Interpretation: an Introduction to Iconology, Semiotics, and Image Studies in Classical Art History, Cambridge 2016
Michael Squire, The Iliad in a Nutshell: Visualizing Epic on the Tabulae Iliacae, Oxford 2011.
Katharina Lorenz, Bilder machen Räume. Mythenbilder in pompeianischen Häusern, Berlin 2008
Paul Zanker und Björn Ewald, Mit Mythen leben. Die Bilderwelt der römischen Sarkophage, München 2004.
Susanne Muth, Erleben von Raum – Leben im Raum. Zur Funktion mythologischer Mosaikbilder in der römisch-kaiserzeitlichen Wohnarchitektur, Heidelberg 1998.