Fachbereich 04: Geschichts- und Kulturwissenschaften - Durchführung der Veranstaltung: Blockveranstaltung bzw. Blockveranstaltungs-Anteile - Geschichte
Veranstaltungen
[Ex Sem] „Das Zelt des Großwesirs“: Osmanische Objekte in deutschen Museen (Besuch des Bayrischen Armeemuseums in Ingolstadt/Alternative: Karlsruhe)
Inwieweit können uns historische Objekte, Dinge aus der Vergangenheit und damit auch Ausstellungsstücke aus Museen Erkenntnisse zu vergangenen Zeiten liefern? Wie analysieren und interpretieren wir diese materiellen Quellen und ihre teils verstrickten Provenienzen? Wie bewerten wir deren Aussagekraft? Im Zuge der verschiedenen „Turns“ hat insbesondere auch die Materialität von Geschichte in den letzten Jahren größere Aufmerksamkeit gewonnen. Die Frage, wie wir Objekte als historische Quellen betrachten und analysieren, welche Fragen wir an die Objekte stellen bzw. welche Fragen wir zwar stellen können, aber vielleicht kaum zufrieden stellende Antworten erhalten, stehen im Mittelpunkt dieser zweitägigen Exkursion ins Bayerische Armeemuseum Ingolstadt. Dabei geht es uns vor allem um osmanische Alltags-, Konsum- oder Luxusgegenstände, die sich im Museum und im Archiv befinden. Wir fragen konkret nach Methoden der materiellen Kulturforschung, üben das „Schauen“ auf sowie die „Beschreibung“ und Handhabung von Objekten, machen uns Gedanken zu Gebrauchs- und Sammlungskontexten und tauchen dabei (nicht nur) in die Geschichte des osmanischen Europas ein. Ein Highlight des Besuches ist die Beschäftigung mit dem Zelt des Großwesirs Sarı Süleyman Paşa aus dem 17. Jh. Ergänzend werden uns ebenfalls weitere Objekte zur osmanisch-deutschen oder aber südosteuropäischen Geschichte aus der Sammlung des Museums zur Verfügung stehen. Die Exkursion bietet einerseits eine methodologische Einführung in die Materielle Kulturforschung und macht Studierende über Objekte mit der osmanischen Geschichte Europas vertraut. Anderseits soll vor Ort der Umgang mit originalen Objekten ermöglicht werden, um so für die besondere Handhabung historischer Artefakte zu sensibilisieren.
Die Exkursion findet vom 15.-17. Januar 2026 statt. Zwei Übernachtungen in der Jugendherberge Ingolstadt sind geplant. Der genaue Ablauf der Exkursion wird in der 1. Sitzung bekannt gegeben. Zur Vor- und Nachbereitung der Exkursion sind drei Termine angesetzt:
Vorbereitung: Do 20. Nov. 2025 16-19 Uhr und Do 11. Dez. 2025 16-19 Uhr, Nachbereitung: Do 5. Feb. 16-19 Uhr Die Teilnahme an allen Sitzungen ist verpflichtend!
Ein erster Anblick des Zeltes findet sich hier: https://www.armeemuseum.de/de/ausstellungen/armeemuseum-im-neuen-schloss/das-zelt-des-grosswesirs.html (letzter Zugriff 01.09.2025)
Der Kurs wird in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Tristan Schaub angeboten, der gerade zu mittelalterlichen Rüstungen an der JLU promoviert!
[P Si] Aufgabenkulturen entwickeln
Aufgabenformate spielen für gelingende Lehr-Lernprozesse im Geschichtsunterricht eine zentrale Rolle. Diese normative Aussage lässt sich mittlerweile auch empirisch validieren. Gutem Geschichtsunterricht liegt eine gute Aufgabenkultur zu Grunde. Auch für die professionelle Kompetenz der Geschichtslehrperson spielt das „Aufgaben formulieren können“ als zentrale Facette des geschichtsdidaktischen Wissens und Könnens von Geschichtslehrer:innen eine wichtige Rolle.
Innerhalb der Geschichtsdidaktik hat man sich deshalb seit mehreren Jahren theoretisch und empirisch intensiv mit Aufgabenformaten und einer fachspezifischen Aufgabenkultur historischen Lehrens und Lernens beschäftigt. Mittlerweile liegen Gütekriterien und Qualitätsmerkmale für und von guten Aufgaben für den Prozess historischen Lehrens und Lernens vor.
Im Seminar sollen diese geschichtsdidaktischen Grundlagen reflektiert werden, sowie konkrete Aufgabenformate erarbeitet und gemeinsam diskutiert werden.
Das Seminar ist als Arbeit in einer geschichtsdidaktischen Praxisgemeinschaft konzipiert, bei der es nicht darum geht, wissenschaftliches Wissen als Handlungswissen für die Praxis des Geschichtsunterrichts zur Verfügung zu stellen, sondern vielmehr soll es darum gehen, mittels geschichtsdidaktischen Wissens die eigene Praxis der Inszenierung einer fachspezifischen und kompetenzorientierten Aufgabenkultur, also Aufgabenkonstruktion-Aufgabeneinführung-Aufgabenbearbeitung-Aufgabenbewertung, geschichtsdidaktisch-profiliert gemeinsam zu reflektieren und weiter zu entwickeln.
Vor diesem Hintergrund ist die aktive Mitarbeit im Rahmen des Seminars ebenso dringend erforderlich, wie das Mitbringen von eigenen gelungen und weniger-gelungenen Aufgaben aus dem Geschichtsunterricht sowie von Unterrichtsmaterialien (Quellen, Darstellungen, Geschichtsschulbücher etc.), die relevant für die jeweiligen Fragestellungen sind (z.B. zu Themen, die in nächster Zeit im Geschichtsunterricht behandelt werden sollen).
Literatur zur Einführung:
Heuer, C. (2023). Doing Aufgaben? – Eine Skizze zur Aufgabenpraxis im Geschichtsunterricht. In A. Brait, H. Krösche & C. Oberhauser (Hrsg.), Neue Aufgabenkultur im Geschichtsunterricht? Theoretische Zugänge und empirische Befunde (S. 36-51). Wochenschau-Verlag.
Köster, M. (2021). Aufgabenkultur im Geschichtsunterricht. Wochenschau-Verlag.
[H Si] Das deutsche Kaiserreich und der Kolonialismus
Deutschland war mal eine Kolonialmacht. Im westeuropäischen Vergleich spät und kurz übten Deutsche Herrschaft in Afrika, China und Ozeanien aus. Beschlossen wurde das in Berlin 1884/85 und beendet wurde es in Versailles 1919. Wie und warum? Was passierte in den knapp 35 Jahren und welche Nachwirkungen hat(te) die Zeit? Diesen Fragen wollen wir im Seminar anhand von Quellen und unter Einbeziehung der ständig wachsenden Forschungsliteratur nachgehen. Das Hauptsemsinar richtet sich vor allem an Lehramtsstudierende, die im WS ihr Praxissemester absolvieren. Deshalb beginnen wir mit einer Einführung Anfang des Semesters und steigen dann in der Mitte des Semesters richtig ein. Aber auch alle anderen Interessierten sind selbstverständlich herzlich willkommen.
Literatur zur Einführung:
Winfried Speitkamp, Deutsche Kolonialgeschichte, Ditzingen 2021
Marianne Bechhaus-Gerst, Joachim Zeller (Hg.), Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit, Berlin 2021
[Ex Sem] Erinnern vor Ort – Gedenkorte mit Schüler:innen erleben
Das Seminar richtet sich an Lehramtsstudierende der Sekundarstufe I und II mit dem Fach Geschichte und verbindet wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur und schulpraktischer Erfahrung im Rahmen eines kooperativen Projekts mit einer Integrierten Gesamtschule (IGS). Im Zentrum steht die Frage, wie historisches Lernen an außerschulischen Lernorten anhand von Stolpersteinen in Wetzlar gestaltet werden kann. Dabei werden sowohl fachwissenschaftliche als auch fachdidaktische Perspektiven eröffnet.
Die gemeinsame Exkursion zu ausgewählten Stolpersteinen in Wetzlar stellen den Höhepunkt des Seminars dar. Sie bieten Schüler:innen und Studierenden einen gemeinsamen Erfahrungsraum für historisches Lernen.
Das Seminar fördert insbesondere die fachdidaktische Planungskompetenz im Hinblick auf außerschulisches Lernen, den professionellen Umgang mit sensiblen Inhalten sowie die Fähigkeit zur Gestaltung kooperativer Lernprozesse zwischen Hochschule und Schule. Die Prüfungsleistung besteht aus einem Portfolio, das die Unterrichtsplanung, eine Reflexion der Exkursion und eine theoriegeleitete Analyse zentraler didaktischer Fragestellungen umfasst.
Literatur (Auswahl)
· Becker, Annette (Hrsg.): Gedenkstättenpädagogik. Grundlagen – Praxis – Perspektiven, Berlin: Metropol 2010.
· Schulze, Hagen: Erinnerungskultur. Die Geschichte und die Macht der Symbole, München: C.H. Beck 2000.
· Kuchler, Christian: Historische Orte im Geschichtsunterricht, Schwalbach: Wochenschau Verlag 2012.
· Meseth, Wolfgang / Proske, Matthias (Hrsg.): Pädagogik nach Auschwitz. Bildung und Erziehung im Zeichen der Shoah, Frankfurt a.M.: Campus 2010.
· Schmid, Hansjörg: Außerschulische Lernorte in der historisch-politischen Bildung. In: GPJE (Hrsg.): Handbuch politische Bildung, Schwalbach: Wochenschau Verlag 2011.
· Barricelli, Michele / Lücke, Martin (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts, Schwalbach: Wochenschau Verlag 2012.
· Uhl, Heidemarie: Die Nation als Gedächtnis. Beiträge zur Erinnerungskultur, Innsbruck: StudienVerlag 2005.
[H Si] Frühes historisches Lernen (Vertiefung)
Die Vertiefung bietet interessierten Studierenden die Möglichkeit, Kompetenzen zur Planung, Darstellung und Umsetzung von Unterrichtseinheiten zum historischen Lernen für die Klassen 1-4 zu erweitern. Das Seminar bereitet auf die Examensarbeit und die mündliche Prüfung vor.
[H Si] Praktiken des Erinnerns an Nationalsozialismus und Holocaust: Herausforderungen und Chancen für den Geschichtsunterricht
Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 17.1.2025 hat die Kultusministerkonferenz eine Erklärung verabschiedet, in der es heißt: "Die Erinnerung an die Verbrechen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft darf nicht verblassen! Sie wachzuhalten, ist eine Aufgabe, die wir von Generation zu Generation weitergeben müssen. Gerade in unseren Tagen, in denen extremistische Parteien und Strömungen sowie islamistische Gruppierungen Zulauf erfahren, antisemitische Vorfälle und Straftaten zunehmen und das Existenzrecht Israels infrage gestellt wird, muss daran erinnert werden, wohin es führen kann, wenn Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit eine Absage erteilt wird."
Doch wie kann das gelingen und welchen Beitrag kann der Geschichtsunterricht dazu leisten?
Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen, dass eine unterrichtliche Behandlung der Fakten ebenso wenig wie eine seit Jahren wachsende Erinnerungskultur automatisch zu einer Immunisierung gegenüber extremistischen, menschenverachtenden und undemokratischen Ideologien führen. Zudem bricht mit dem Zuende-Gehen der Zeitzeugenschaft ein zentrales Element der Erinnerung an den Holocaust weg und fordert zu Initiativen für neue Formate einer aktiven Erinnerungskultur heraus.
Im Seminar sollen die gesellschaftlichen Herausforderungen und bestehende erinnerungskulturelle Praktiken als Anlass genommen werden, um didaktische Analysen, empirische Beobachtungen und pragmatische Ableitungen für historisches Lehren und Lernen zum Themenbereich Nationalsozialismus und Holocaust zu diskutieren.
Literatur zur Einführung:
Lale Yildirim: Geschichtskulturelle agency auf dem „Markt der Erinnerungen“. In: Geschichtsbewusstsein – Geschichtskultur – Public History. Ein spannendes Verhältnis. Hrsg. v. Michele Barricelli und Lale Yildirim. Göttingen 2024, S. 131-150.
Manuela Homberg u. Michael Homberg: Umkämpfte Vergangenheit. Perspektiven einer ‚zweiten Geschichte‘ des Nationalsozialismus für Geschichtswissenschaft, Unterricht und Public History. In: Deutungskämpfe – die ‚zweite Geschichte‘ des Nationalsozialismus. Hrsg. v. Manuela Homberg u. Michael Homberg, Paderborn: 2023, S. 7-34.
Barbara Hanke: Erinnerungskulturen im Geschichtsunterricht. Funktionen, Formen, didaktische Perspektiven. In: Geschichte Lernen 200 (2021), S. 2-7.
Memo-Jugendstudie zur Erinnerungskultur in Deutschland 2023. (https://www.stiftung-evz.de/assets/1_Was_wir_f%C3%B6rdern/Bilden/Bilden_fuer_lebendiges_Erinnern/MEMO_Studie/2023_MEMO_Jugend/MEMO_Jugendstudie_2023_DE.pdf)
IHRS: Empfehlungen für das Lehren und Lernen über den Holocaust. 2019. (https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Bildung/AllgBildung/Unterrichtsinhalte/Empfehlungen_zum_Lehren_und_Lernen_u__ber_den_Holocaust_1_.pdf
[Si] Praxis des historischen Lehrens und Lernens (Begleitseminar)
[Si] Praxis des historischen Lehrens und Lernens (Nachbereitung)
Das Blockseminar reflektiert die Erfahrungen des Fachpraktikums im Februar/März 2025. Fachspezifische Lehr- und Lernprozesse werden gemeinsam analysiert und Bezüge zwischen didaktischer Theorie und Unterrichtspraxis gezogen. Unter der Leitfrage "Was muss eine Geschichtslehrkraft können?" soll dazu angeleitet werden, eine theoriegeleitete persönliche Bilanz des Praktikums zu ziehen.
Die Seminargruppe ist beschränkt auf die Praktikumsgruppe.