Fachbereich 04: Geschichts- und Kulturwissenschaften - Durchführung der Veranstaltung: Blockveranstaltung bzw. Blockveranstaltungs-Anteile - Geschichte
Veranstaltungen
[P Si] "Wir stolpern - gegen das Vergessen": Erinnerungskultur in Oberursel von und mit Schülerinnen und Schülern der Feldbergschule
Eine lebendige und reflektierte Erinnerungskultur muss im Geschichtsunterricht ihren festen Platz haben. Gleichzeitig gehört das Reflektieren von Erinnerungskultur zu den Kernkompetenzen des Geschichtsunterrichts - nicht nur in der gymnasialen Oberstufe. Diesem Anspruch folgend werden seit 2021 in Oberursel jährlich durch Schülerinnen und Schüler der Feldbergschule Stolpersteine verlegt, gepflegt und Wortbeiträge zu den Veranstaltungen erarbeitet. Das Engagement der Schülerinnen und Schüler wurde in diesem Jahr bereits mit dem Förderpreis zum Saalburgpreis durch den Kreisausschuss des Hochtaunuskreises gewürdigt.
Das Seminar setzt es sich zum Ziel, die geplante Stolpersteinverlegung für 2025 gemeinsam mit der Historikerin Angelika Rieber sowie den Schülerinnen und Schülern der Arbeitsgemeinschaft "Wir stolpern - gegen das Vergessen" vorzubereiten. Gleichzeitig sollen die bereits verlegten Stolpersteine für Gäste ausländischer Delegationen so aufbereitet werden, dass sie in Verbindung mit einer (historischen) Stadtführung stehen.
Erwartet wird von den Studierenden eine erhöhte Bereitschaft, an Seminarsitzungen in Oberursel teilzunehmen und auch mit Schülerinnen und Schülern zu arbeiten. Nötig ist unbedingt eine erhöhte Flexibilität, falls eine zusätzliche Sitzung für die Quellenauswertung mit den Schülerinnen und Schülern notwendig wird. Ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Zuverlässigkeit sind für ein erfolgreiches Projekt unerlässlich.
[Ex Sem] Arbeitsmigration, das Stadtarchiv Rüsselsheim und die Opelwerke: Exkursion in die (Un)tiefen des Stadtarchivs Rüsselsheim
Vor- bzw. Nachbereitungs-termine:
06.12. 14-16 Uhr
17.01. 14-16 Uhr
07.02. 14-16 Uhr
Seit den 1950er und 1960er Jahren kamen über verschiedene Anwerbeverträge verstärkt Arbeitskräfte aus Südeuropa, der Türkei und Nordafrika, um den steigenden Arbeitskräftebedarf in der boomenden Wirtschaft der Bundesrepublik zu decken. Auch in Rüsselsheim wurden viele dieser vornehmlich zunächst männlichen „Gastarbeiter“ beschäftigt, vor allem in der Produktion bei Opel. Die Geschichte der Arbeitsmigration in Rüsselsheim ist somit eng mit der Automobilindustrie und dem Opel-Werk verbunden, das seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein zentraler Arbeitgeber der Region war. Auf dieser zweitägigen Exkursion wollen wir zusammen mit dem Stadtarchiv Rüsselsheim historische Quellen zur Geschichte der Arbeitsmigration sichten und diese auswerten und damit lokale Zugänge zur Geschichte der Zuwanderung nach Hessen austesten. Neben einem Einblick in das Archiv besuchen wir außerdem das städtische Industriemuseum Rüsselsheim, machen einen migrantischen Stadtrundgang, sprechen mit ZeitzeugInnen und können hoffentlich auch einen Blick in die ehemaligen Hallen der Opelwerke werfen. Dazu steigen wir an drei verpflichtenden (!) Vor- und Nachbereitungsterminen breit in die Geschichte der „Gastarbeit“ ein/aus. Die Ergebnisse sollen in einer Podcast-Episode auf dem Studi-Podcast der Osteuropäischen Geschichte „(P)Ostkutsche“ gesendet werden. Hier schon einmal einen Eindruck, wie der Hessische Rundfunk 1964 über türkische Gastarbeiter in Hessen berichtete: https://www.ardmediathek.de/video/hr-retro-oder-hessenschau/tuerkische-gastarbeiter-in-hessen/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xNzQyOTE
[P Si] Aufgabenkulturen entwickeln
verbindliche Vorbesprechung am 23.10.2024 von 10 bis 11 Uhr 30
Aufgabenformate spielen für gelingende Lehr-Lernprozesse im Geschichtsunterricht eine zentrale Rolle. Diese normative Aussage lässt sich mittlerweile auch empirisch validieren. Gutem Geschichtsunterricht liegt eine gute Aufgabenkultur zu Grunde. Auch für die professionelle Kompetenz der Geschichtslehrperson spielt das „Aufgaben formulieren können“ als zentrale Facette des geschichtsdidaktischen Wissens und Könnens von Geschichtslehrer:innen eine wichtige Rolle.
Innerhalb der Geschichtsdidaktik hat man sich deshalb seit mehreren Jahren theoretisch und empirisch intensiv mit Aufgabenformaten und einer fachspezifischen Aufgabenkultur historischen Lehrens und Lernens beschäftigt. Mittlerweile liegen Gütekriterien und Qualitätsmerkmale für und von guten Aufgaben für den Prozess historischen Lehrens und Lernens vor.
Im Seminar sollen diese geschichtsdidaktischen Grundlagen reflektiert werden, sowie konkrete Aufgabenformate erarbeitet und gemeinsam diskutiert werden.
Das Seminar ist als Arbeit in einer geschichtsdidaktischen Praxisgemeinschaft konzipiert, bei der es nicht darum geht, wissenschaftliches Wissen als Handlungswissen für die Praxis des Geschichtsunterrichts zur Verfügung zu stellen, sondern vielmehr soll es darum gehen, mittels geschichtsdidaktischen Wissens die eigene Praxis der Inszenierung einer fachspezifischen und kompetenzorientierten Aufgabenkultur, also Aufgabenkonstruktion-Aufgabeneinführung-Aufgabenbearbeitung-Aufgabenbewertung, geschichtsdidaktisch-profiliert gemeinsam zu reflektieren und weiter zu entwickeln.
Vor diesem Hintergrund ist die aktive Mitarbeit im Rahmen des Seminars ebenso dringend erforderlich, wie das Mitbringen von eigenen gelungen und weniger-gelungenen Aufgaben aus dem Geschichtsunterricht sowie von Unterrichtsmaterialien (Quellen, Darstellungen, Geschichtsschulbücher etc.), die relevant für die jeweiligen Fragestellungen sind (z.B. zu Themen, die in nächster Zeit im Geschichtsunterricht behandelt werden sollen).
Literatur zur Einführung:
Heuer, C. (2023). Doing Aufgaben? – Eine Skizze zur Aufgabenpraxis im Geschichtsunterricht. In A. Brait, H. Krösche & C. Oberhauser (Hrsg.), Neue Aufgabenkultur im Geschichtsunterricht? Theoretische Zugänge und empirische Befunde (S. 36-51). Wochenschau-Verlag.
Köster, M. (2021). Aufgabenkultur im Geschichtsunterricht. Wochenschau-Verlag.
[H Si] Der globale Süden seit 1945 am Beispiel Asiens: Von der De-Kolonisierung zu neuen Weltmächten.
Jener Teil des Globalen Südens, der Süd-, Südost- und Ostasien zugerechnet wird, hat sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs enorm gewandelt. Wichtige Stationen waren dabei jeweils: De-Kolonisierung, schwierige Übergangsphasen von den 1950er bis 1980er Jahren, allmählicher wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel und seit Jahrtausendwende rapide Entwicklung zum neuen Zentrum der globalen Ordnung. Die Veranstaltung zeichnet diese Entwicklung am Beispiel ausgewählter Länder (Indiens, Indonesiens, Chinas und Vietnams) nach. Sie fragt systematisch nach zentralen Entwicklungen und Problembereichen (wirtschaftliches Wachstum, sozialer und politischer Wandel, Umweltproblematiken und deren Mitigation) und bietet den Teilnehmenden so einen Überblick für den exorbitanten Wandel in einer mehr als bedeutsamen Weltregion jenseits überkommener Stereotype. Die Teilnehmenden lernen, die Fixierung auf die deutsche Nabelschau zu überwinden und können Wissen erwerben, das dazu beitragen kann, aktuelle und kommende Ereignisse besser einzuordnen. Fachliteratur wird während der Sitzungen bekanntgegeben. Die Teilnehmenden arbeiten aktiv an der Gestaltung von Inhalten und Präsentationsformen mit.
[Ü] Journalistisches und wissenschaftliches Schreiben
Gutes Schreiben ist eine Kunst, aber auch ein Handwerk, das grundsätzlich erlern- und optimierbar ist. Zwischen journalistischem und wissenschaftlichem Schreiben bestehen Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Die Lehrveranstaltung vermittelt grundlegende Kenntnisse zu beiden Textformen und richtet sich an Studierende höherer Semester (also nicht nur an jene, die gerade ihre Bachelorarbeit planen/ schreiben). Was ist ein guter Text und wie ist er strukturiert? Welche Fehler gilt es beim Schreiben in Bezug auf Form, Struktur und Inhalt zu vermeiden? Worin unterscheiden sich wissenschaftliches und journalistisches Schreiben und wie können beide Gattungen voneinander profitieren? Anhand gemeinsam analysierter Beispieltexte und im Rahmen von Schreibübungen werden diese Fragen behandelt und das Erlernte praktisch erprobt. Die erworbenen Fertigkeiten sollen Ihnen im weiteren Verlauf Ihres Studiums dienlich sein.
[H Si] Kalter Krieg / The Cold War
Bilingual: Deutsch und Englisch
SDG 10.6 – Verstärkte Mitsprache der Entwicklungsländer in internationalen Wirtschafts- und Finanzinstitutionen
Das Seminar möchte den Studierenden verdeutlichen, dass es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gelungen ist, die postkolonialen Gesellschaften Asiens und Afrikas gleichberechtigt zu hören und in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Auch deshalb stehen wir in der Gegenwart immer noch vor ähnlichen Problemen wie vor einem halben Jahrhundert -- wenn auch mit veränderten politischen Vorzeichen.
Die bipolare Weltordnung des Kalten Krieges entstand als Folge des Zweiten Weltkrieges und teilte die Welt ideologisch in „West“ und „Ost“. Die Staaten, vornehmlich im postkolonialen Asien und Afrika, die sich in der Blockfreien-Bewegung zusammenschlossen, versuchten, sich den ideologischen Sphären sowohl der USA als auch der UdSSR – und damit neuen Abhängigkeiten – zu entziehen. Jugoslawien war das einzige europäische Land dieser Bewegung.
Das Ziel des Hauptseminars ist es, die Ost-West-Konfrontation zu verstehen und gleichzeitig im Nachdenken über den Kalten Krieg über sie hinaus zu gelangen. Die Blockfreien-Bewegung stand für Dekolonisation, Streben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Modernisierung (seltener Demokratisierung). Ihre Visionen und Forderungen platzierte sie – manchmal erfolgreich – bei den Vereinten Nationen.
Wir werden uns mit Text- und Bildquellen der Bewegung beschäftigen und Fragen wie die folgenden diskutieren: Was war der Konflikt zwischen „West“ und „Ost“, und wie verband er sich mit jenem zwischen „Nord“ und „Süd“? Welche Zukunftsvisionen verfolgten die postkolonialen Gesellschaften Asiens und Afrikas? Warum war Jugoslawien ein prominenter Player der Bewegung? Wie agierten die blockfreien Staaten bei den Vereinten Nationen? Was war die New International Economic Order? Was bedeutet eigentlich „blockfrei“? Wir lernen Protagonisten der Bewegung kennen: Durch die politische Zusammenarbeit entstanden gesellschaftliche und wirtschaftliche Verflechtungen, die oft bis heute nachwirken.
Das Ende des Kalten Krieges veränderte die Blockfreien-Bewegung, die bis heute besteht und 120 Mitglieder hat. Die Frage, was „blockfrei“ oder „neutral“ bedeutet, ist eine andere geworden. Die Forderungen nach politischer und wirtschaftlicher Partizipation sind nach wie vor aktuell – aus der „Dritten Welt“ des Kalten Krieges ist der „Globale Süden“ geworden.
Das Seminar wird – je nach Bedarf – in deutscher und/oder englischer Sprache abgehalten. Forschungsliteratur und Quellen existieren überwiegend in englischer Sprache.
Die Teilnahme an der 1. Sitzung – am 25. Oktober = 2. Semesterwoche! – verpflichtend. Im Anschluss gibt es mehrere Blockseminar-Termine, bitte beachten.
Hörtipp zum Einstieg / Audio Recommendation:
Kalter Krieg: Die Gründung der Bewegung der Blockfreien Staaten (DLF Nova) https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/kalter-krieg-die-gruendung-der-bewegung-der-blockfreien
Lektüretipp / Reading Recommendation:
Odd Arne Westad: The Global Cold War. Third World Interventions and the Making of Our Times, Cambridge et al.: Cambridge University Press, 5th ed. 2019.
Deutsche Fassung: Der Kalte Krieg. Eine Weltgeschichte, Stuttgart: Klett-Cotta, 2019.
[Si] Praxis des historischen Lehrens und Lernens (Begleitseminar) (Gruppe 1)
[Si] Praxis des historischen Lehrens und Lernens (Begleitseminar) (Gruppe 2)
[Si] Praxis des historischen Lehrens und Lernens (Nachbereitung)
Das Blockseminar reflektiert die Erfahrungen des Fachpraktikums im September/Oktober 2023. Fachspezifische Lehr- und Lernprozesse werden gemeinsam analysiert und Bezüge zwischen didaktischer Theorie und Unterrichtspraxis gezogen. Unter der Leitfrage "Was muss eine Geschichtslehrkraft können?" soll dazu angeleitet werden, eine theoriegeleitete persönliche Bilanz des Praktikums zu ziehen.
Die Seminargruppe ist beschränkt auf die Praktikumsgruppe.
[Ex Sem] Zwangsarbeit in Hessen, 1939-1945
In diesem Exkursionsseminar besuchen wir zwei Lern- und Erinnerungsorte zu den nationalsozialistischen Massenverbrechen in Hessen. Der Fokus wird auf der Geschichte der in sogenannten Konzentrationslagern der Nazis geleisteten Zwangsarbeit und deren Nachgeschichte; sprich deren Aufarbeitung und Entschädigung in der Bundesrepublik liegen.
Dazu treffen wir uns im Semester an mindestens drei Terminen, immer an einem Freitag, ab 14 Uhr (für ca. 3 Stunden), zur Vorbereitung dieser beiden Exkursionen.
Die vorraussichtlichen Ziele sind die Gedenkstätte Trutzheim und der Lernort Adlerwerke; Termine werden im Oktober bekanntgegeben. Die Tage sind ein Donnerstag und ein Freitag!
Der Leistungsnachweis des Seminars besteht in der Teilnahme an den beiden Exkursionen, sowie dem halten und verschriftlichen eines kurzen Vortrages zu einem einschlägigen Thema, das in Bezug steht zu dem Seminarthema und durch den Dozenten vorgeschlagen wird.
Dieses Referate sollen in Kleingruppen vorbereitet, vorgetragen und dann in Eigenregie zu einem verdichteten Thesenpapier ausformuliert werden.