Veranstaltungen von Prof. Dr. phil. Stefan Tebruck
[Vl] Adel im Hochmittelalter. Herrschaft und höfische Kultur im 11.–13. Jahrhundert
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, A 5 (Hörsaal) | |
nächster Termin: 15.07.2025 Uhr, Raum: Phil. I, A 5 (Hörsaal) |
Die rechtliche Differenzierung zwischen Freien und Unfreien charakterisiert die Sozialgeschichte der meisten mittelalterlichen Gesellschaften. Der Stand der Freien differenziert sich darüber hinaus in adlige und nichtadlige Freie. Die Ausübung von weltlichen Herrschaftsrechten ist dabei zumeist dem Adel vorbehalten, der neben den kirchlichen Institutionen (Klöster, Stifte, Bischöfe) als Herrschaftsträger agiert und verschieden abgestufte Besitzrechte an unfreien Menschen sowie an materiellen Ressourcen haben kann. Soweit zur idealtypischen Beschreibung.
Schwieriger zu beantworten sind Fragen nach der Entstehung von Adel, nach dem Verhältnis zwischen rechtlichem, sozialem und wirtschaftlichem Status von Adligen im Vergleich zu Nichtadligen sowie nach den Ursachen und Formen sozialer Mobilität, die die Grenzen zwischen Adel und Nichtadel durchlässig machen. Die Vorlesung bietet eine Einführung in dieses Themenfeld und setzt ihren Schwerpunkt im Hochmittelalter (10.-13. Jh.).
Literatur: Art. „Adel“, in: Lexikon des Mittelalters, Band I (1980), Sp. 118-141. – Art. „Adel“, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Band I (2., völlig neu bearb. Aufl. Berlin 2008), Sp. 69-76. – Art. „Adel“ in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band I (Berlin-New York 1973), S. 58-77. – Ehlers, Joachim: Die Ritter. Geschichte und Kultur, München 2006. – Hechberger, Werner: Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter (Enzyklopädie deutscher Geschichte 72), 2. Aufl. München 2010. – Nobilitas. Funktion und Repräsentation des Adels in Alteuropa, hg. von Otto G. Oexle und Werner Paravicini, Göttingen 1997. – Oexle, Otto G.: Aspekte der Geschichte des Adels im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Europäischer Adel 1750-1950, hg. von Hans-Ulrich Wehler, Göttingen 1990, S. 19-56. – Rösener, Werner: Adelsherrschaft als kulturhistorisches Phänomen. Paternalismus, Herrschaftssymbolik und Adelskritik, in: Historische Zeitschrift 268 (1999), S. 1-34. – Spieß, Karl-Heinz: Rangdenken und Rangstreit im Mittelalter, in: Zeremoniell und Raum, hg. von Werner Paravicini, Sigmaringen 1997, S. 39-61. – Werner, Karl Ferdinand: Adel – „Mehrzweck-Elite“ vor der Moderne?, in: Ders.: Einheit der Geschichte. Studien zur Historiographie, Sigmaringen 1999, S. 120-135. – Zotz, Thomas: Adel und Innovation. Neue Verhaltensformen einer alten Elite im hohen und späten Mittelalter, in: Aufbruch im Mittelalter. Innovationen in Gesellschaften der Vormoderne, hg. von Christian Hesse und Klaus Oschema, Ostfildern 2010, S. 231-244.
[P Si] Adel und Friedenssicherung
regelmäßiger Termin ab 28.04.2025 | ||
wöchentlich Mo. 16:00 - 18:00 Uhr | Phil. I, C 011 | |
nächster Termin: 14.07.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 011 |
Im späten 10. und während des 11. Jhs. wurden zunächst in Südfrankreich, dann in weiteren Teilen Frankreichs auf Druck der regionalen Bischöfe und Äbte Friedensvereinbarungen zwischen Kirche und Adel abgeschlossen, um den regionalen Frieden wiederherzustellen. Auf Synoden und Provinzialkonzilien wurden dabei konkrete Vereinbarungen zum Schutz von Kirchen und Klöstern, Klerikern und Mönchen, Wehrlosen und Schutzbedürftigen getroffen und durch gemeinsamen Eid auf das Evangelienbuch oder auf Heiligenreliquien beschworen. Hintergrund waren die zum Teil gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen, heftig rivalisierenden Adligen, die sich in einer umfassenden politischen Umbruchsphase in Frankreich neuformierten. Die Idee, den inneren Frieden durch Schwureinungen zu festigen und religiös zu sanktionieren, strahlte weit über Frankreich hinaus. Die ältere Forschung hat die Gottesfriedensbewegung als Teil des Kampfes der Kirche gegen die „feudale Anarchie“ und als frühen Entwicklungsschritt zur Entstehung des Staates hin interpretiert. Die neuere Forschung hat dieses Bild erheblich relativiert und andere Aspekte der mittelalterlichen Friedenspraxis herausgearbeitet. Das Thema eignet sich deshalb sehr gut, in Themen, Fragestellungen und Methoden der Mittelalterforschung einzuführen. Das Seminar ist offen für Studierende im BA Hauptfach und im Lehramt Gymnasium.
Literatur:
Gergen, Thomas: Art. Gottesfrieden, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 2. Aufl., Bd. 2 (2011), Sp. 470-473; Gergen, Thomas: Gottesfrieden und Gewalt gegen Bischöfe: Überlegungen zu den Rechtsgrundlagen des Sanktionensystems, in: Bischofsmord im Mittelalter, hg. von Natalie M. Fryde und Dirk Reitz, Göttingen 2003, S. 83-96; Goetz, Hans-Werner: Die Gottesfriedensbewegung im Licht neuerer Forschungen, in: Landfrieden. Anspruch und Wirklichkeit, hg. von Arno Buschmann und Elmar Wadle, Paderborn 2002, S. 31-54; Pavone, Francisco: Gottesfrieden – Mechanismen zum Schutze der Schwachen im Hohen Mittelalter, in: Recht des Stärkeren – Recht des Schwächeren, hg. von Martin Eckner und Tina Kempin, Zürich 2005, S. 87-109; Tebruck, Stefan: Selbsthilfe und Eigengewalt, Schutz und Sicherheit in der Gottesfriedensbewegung des 10. und 11. Jahrhunderts, in: Das Recht in die eigene Hand nehmen? Rechtliche, soziale und theologische Diskurse über Selbstjustiz und Rache, hg. von Christine Reinle und Anna-Lena Wendel (Politiken der Sicherheit. Politics of Security 7), Baden-Baden 2021, S. 43-78; Wadle, Elmar: Gottesfrieden und Landfrieden als Gegenstand der Forschung nach 1950, in: Ders.: Landfrieden, Strafe, Recht. Zwölf Studien zum Mittelalter, Berlin 2001, S. 11-39.
Einführungen in das Studium der Mittelalterlichen Geschichte: Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, Stuttgart 4. Aufl. 2014; Jordan, Stefan: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaften, 3. Aufl. Paderborn 2016; Theuerkauf, Gerhard: Einführung in die Interpretation historischer Quellen. Schwerpunkt: Mittelalter (utb 1554), Paderborn u.a. 1991.
[H Si] Der Hof des Fürsten. Politische Herrschaft – soziale Rollenmodelle – höfisches Leben
regelmäßiger Termin ab 24.04.2025 | ||
wöchentlich Do. 10:00 - 12:00 Uhr | Phil. I, C 029 | |
nächster Termin: 10.07.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 029 |
Der Hof des Fürsten ist ein sozialer Raum, in dem sich sehr unterschiedliche Gruppierungen treffen. Die fürstliche Familie, der mit ihr verbundene Adel sowie unterschiedlichste Amts- und Funktionsträger bilden das, was die Quellen als "curia" beschreiben. Der fürstliche (und auch der königliche) Hof ist bis ins Spätmittelalter zumeist nicht an eine bestimmte Residenz gebunden, sondern konstituiert sich an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Räumlichkeiten. Am Hof werden nicht nur politische Entscheidungen getroffen und Herrschaft inszeniert. Es werden auch kirchliche Feste zelebriert, Gebet und Liturgie gepflegt, Hochzeiten und Turniere gefeiert, Literatur gelesen und gehört. In allen Aspekten lässt sich nach Veränderungen und Entwicklungen fragen, wobei der Schwerpunkt in diesem Seminar auf dem Hochmittelalter (10.-13. Jh.) liegt.
Literatur: Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, München 1986. – Elias, Norbert: Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie, Frankfurt/Main 1983 (Erstauflage 1969). – Hechberger, Werner: Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter (Enzyklopädie deutscher Geschichte 72), 2. Aufl. München 2010. – Oexle, Otto G.: Aspekte der Geschichte des Adels im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Europäischer Adel 1750-1950, hg. von Hans-Ulrich Wehler, Göttingen 1990, S. 19-56. – Tebruck, Stefan: The propaganda of power: memoria, history, patronage, in: The Origins of the German Principalities, 1100-1350. Essays by German Historians, ed. by Graham A. Loud and Jochen Schenk in association with the German Historical Institute London, London/New York 2017, S. 160-180.
[O Si] Neue Forschungen zur Mittelalterlichen Geschichte
regelmäßiger Termin ab 22.04.2025 | ||
wöchentlich Di. 18:00 - 20:00 Uhr | Phil. I, C 113 | |
nächster Termin: 15.07.2025 Uhr, Raum: Phil. I, C 113 |
Im Oberseminar/Kolloquium zur mittelalterlichen Geschichte werden aktuelle Forschungsvorhaben diskutiert und zu einzelnen Sitzungen auch Gastreferent:innen eingeladen, die ihre Forschungsthemen zur Diskussion stellen. Das Seminar richtet sich an Examenskandidat:innen, Promovierende und Habilitierende sowie alle Studierende im BA und im MA Geschichte, die ihren Studienschwerpunkt gerne in der Mittelalterlichen Geschichte setzen möchten. Ein Semesterplan wird vor Beginn der Vorlesungszeit im Dateienordner hochgeladen. Wir werden voraussichtlich erst in der zweiten Vorlesungswoche beginnen.