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Vorlesungsverzeichnis: SoSe 2023
 
Veranstaltungen von Prof. Dr. phil. Thomas Bohn

[H Si] Die Sowjetisierung Ostmitteleuropas: Ukraine, Polen, Belarus
Interdisziplinäres HS mit Slavistik, FB 05
Dozent/-in:
Zeit und Ort:
regelmäßiger Termin ab 11.04.2023
wöchentlich Di. 14:00 - 16:00 Uhr
nächster Termin: 13.06.2023 Uhr, Raum: Phil. I, G 333a

Kommentar:

Mit der Gründung der UdSSR rückte 1922 das Projekt des „sowjetischen Menschen“, des „homo sovieticus“ auf die Tagesordnung. Kollektivierung, Industrialisierung und „sozialistischer Realismus“ prägten das Leben einer ganzen Generation genauso wie Repressionen, Hungersnöte (u.a. das sog. „Holodomor“) und Kriege. Dies galt nicht nur für das sowjetische „Kernland“, sondern auch für die „neuen“ sowjetischen Territorien im Westen (Westukraine, Westliche Belarus, Baltische Staaten), die im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 und des Potsdamer Abkommens von 1945 an die UdSSR angeschlossen wurden. Nach 1945 wurden die Logiken der Sowjetisierung auch für die Satellitenstaaten in Ostmitteleuropa verpflichtend.
Wie entwickelte sich das Herrschafts- und Gesellschafsystem hinter dem Eisernen Vorhang? Welche Rolle spielten Stalinismus und Entstalinisierung im Alltag? Welche kulturellen und identifikatorischen Praktiken zog die Sowjetisierung nach sich – und wie wurde gegen diese protestiert? Warum hieß es in der DDR „von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“, warum wurde in der Bundesrepublik die Sowjetunion mit Russland gleichgesetzt? Hat das Erbe der Sowjetisierung immer noch Geltung – und gibt es heute so etwas wie der „postsowjetische Raum“?
Diesen Fragen wollen wir anhand von Fallbeispielen aus der Kontakt- und Konfliktregion zwischen Berlin und Moskau in einem interdisziplinären geschichts- und literatur- bzw. kulturwissenschaftlich orientierten Hauptseminar nachgehen. In erster Linie fokussieren wir uns auf historische und kulturelle Verflechtungsgeschichten im Dreieck „Ukraine – Belarus – Polen“.
Von den Studierenden wird die (Mit-)Gestaltung einer Sitzung und die Abfassung einer Hausarbeit erwartet.


Literaturhinweise:
Birke, Ernst/Neumann, Rudolf (Hrsg.): Die Sowjetisierung Ost-Mitteleuropas. Untersuchungen zu ihrem Ablauf in den einzelnen Ländern. Frankfurt am Main/Berlin 1959.
Lemberg, Hans (Hrsg.): Sowjetisches Modell und nationale Prägung. Kontinuität und Wandel in Ostmitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg. Marburg 1991.


[P Si] Erbarme, die Hesse komme! Deutsche Prinzessinnen auf dem Zarenthron 1855-1917
Dozent/-in:
Zeit und Ort:
regelmäßiger Termin ab 17.04.2023
wöchentlich Mo. 16:00 - 18:00 Uhr
nächster Termin: 12.06.2023 Uhr, Raum: Phil. I, D 209

Kommentar:

Die Frage nach den Beziehungen zwischen Hessen und Russland erschließt sich daraus, dass im ausgehenden Zarenreich zwei Prinzessinnen aus dem Hause Hessen-Darmstadt auf dem Thron saßen. Es handelte sich um Maximiliane Wilhelmine Auguste Sophie Marie (1824-1880) und um Alice Victoria Helene Louise Beatrice (1872-1918), die als Ehefrauen Alexanders II. und Nikolaus’ II. eine Epoche der Reformen und eine Ära der Revolutionen erlebten. Ausgehend von einem biographischen Ansatz soll im Proseminar ein weiblicher Blick auf Grundprobleme des Zarenreiches geworfen werden. Neben einer Einführung in die russländische Geschichte werden Anleitungen für die historische Forschung geboten.

Literaturhinweise:
Schütt, Hans-Dieter/Stolze, Raymund (Hrsg.): Alexandra - die letzte Zarin. Briefe und Tagebücher. Frankfurt am Main/Berlin 1994; Maylunas, Andrei/Mironenko, Sergei: Eine Liebe für die Ewigkeit. Nikolaus und Alexandra. Das letzte Zarenpaar. München 1999; Barkowetz, Olga u.a.: „Peterhof ist ein Traum ...”. Deutsche Prinzessinnen in Russland. Berlin 2001.


[Vl] Kiew - Mutter der russischen Städte. Geschichten von Belarusen, Russen und Ukrainern
Klausurtermine: 10.07.2023
Dozent/-in:
Zeit und Ort:
regelmäßiger Termin ab 17.04.2023
wöchentlich Mo. 14:00 - 16:00 Uhr
nächster Termin: 12.06.2023 Uhr, Raum: Phil. I, F 006

Kommentar:

Die Vorlesung soll mit Blick auf die älteste Chronik der Frage nachgehen, „woher die Russen ihren Namen haben“ und welche Bedeutung Kyjiv als „Mutter der russischen Städte“ hat. Dezidiert wird hier nicht eine kontinuierliche Geschichte Russlands erzählt, sondern versucht, der Eigenständigkeit der Kiever Rus‘ und dem Schicksal der Ostslaven in der Polnisch-Litauischen Union als Alternative zum Moskauer Reich gerecht zu werden. Schließlich geht es darum, das Verhältnis von Russland, Ukraine und Belarus historisch zu erklären.

Literaturhinweise:
Studienhandbuch Östliches Europa. Bd. 2: Geschichte des Russischen Reiches und der Sowjetunion. Hrsg. v. Thomas M. Bohn, Dietmar Neutatz. 2. überarbeitete und aktualisierte Aufl. Köln/Weimar/Wien 2009; Kappeler, Andreas: Russische Geschichte. 7., aktualisierte Auf. München 2016.


nach oben | Kontakt: evv@uni-giessen.de